VirtualBox

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Die Installation von Opensuse 10.2 in VirtualBox lief glatt, bis der Suse-Installer Yast versuchte, ISDN-Karten im Rechner zu erkennen: Da bootete die VM neu. Das war allerdings auch die einzige Schwäche, die sich der Virtualisierer gab; ansonsten lief VirtualBox im Test stabil.

X11 startete mit dem Framebuffer-Treiber und einer Auflösung von 800x600 Pixeln bei 16 Bit Farbtiefe. Wer mehr will, muss die Guest Additions installieren. Da dabei zwei Kernelmodule (vboxadd sowie vboxvfs zum Zugriff auf das Dateisystem des Hosts) übersetzt werden müssen, sind die Kernelquellen und der gcc im Gastsystem erforderlich.

Die Guest Additions richten einen eigenen Grafiktreiber ein, der Auflösungen bis zu 1600x1200 Pixel erlaubt. Zudem ist es damit möglich, die Maus einfach aus dem Virtualbox-Fenster mit der VM herauszuziehen; ohne Guest Additions "fängt" das Gastsystem die Maus und gibt sie erst nach Druck der rechten Strg-Taste wieder frei. Außerdem sorgen die VirtualBox-Erweiterungen des Gastsystems für eine exakte Synchronisation der Zeit zwischen Host und Gast und erlauben das Einbinden von Verzeichnissen, die mit VBoxManage auf dem Host freigegeben wurden. Dazu genügt im Gast ein simples

mount -t vboxsf FREIGABENAME MOUNT-POINT

Opensuse 10.2 lief – abgesehen von dem ISDN-Modul in Yast, das auch im installierten System bei der Hardwareerkennung abstürzte, ohne jedoch die VM zu beeinträchtigen – stabil und in benutzbarem Tempo. Lediglich umfangreichere Festplattenzugriffe wirkten gelegentlich etwas zäh.

VirtualBox bietet eine Snapshot-Funktion, mit der sich der aktuelle Installationsstand sichern lässt. Im Test gelangen sowohl das Anlegen von Snapshots als auch die Rückkehr zu früheren Systemzuständen.

Zwei Merkwürdigkeiten, die wir unter Ubuntu 6.10 beobachteten, ließen sich auf anderen Systemen nicht replizieren: Beim Start des VirtualBox-GUI wird eine Qt-Fehlermeldung ausgegeben, die jedoch keine weiteren Konsequenzen zu haben scheint. Lästiger: Das VM-Fenster ließ sich meist nicht auf dem Desktop verschieben – egal, welches Gastsystem darin lief. Die Entwickler vermuten die Ursache des Problems beim Ubuntu-Fenstermanager und arbeiten an einer Lösung.

Um einen Eindruck von der Performance zu gewinnen, musste das übliche Kompilieren des Kernels herhalten – zu Vergleichszwecken auch unter Vmware. Das Kompilieren des Kernels beinhaltet reichlich Festplatten-I/O, da sehr viele Dateien gelesen und geschrieben werden müssen, sowie intensive Hauptspeicherzugriffe und eine Menge Rechnerei. Dabei zeigte sich, dass sich VirtualBox und Vmware im Ausmaß der Verlangsamung gegenüber der "nackten" Maschine nicht viel geben.

Ein zweiter Test (grep durch ein Verzeichnis mit gut 100 MByte Daten) erlaubt Rückschlüsse auf die Lesegeschwindigkeit von der Platte. Sowohl Vmware als auch VirtualBox sind hier deutlich langsamer als das native System.

 nativVirtualBoxVmware
make64:03 min107:29 min101:40 min
grep (100 MByte)6,7 s20,2 s18,1 s

Vista im Fenster auf dem Ubuntu-Desktop.

Auch Vista installierte sich problemlos. Das Netzwerk ließ sich sowohl in der "Host Interface"- als auch in der NAT-Einstellung nutzen – allerdings erst, nachdem wir den PCnet-Treiber für XP nachinstalliert hatten: Vista bringt für die AMD-Netzkarte keinen Treiber mit.

Die Auflösung stellt Vista ebenfalls auf 800x600 Pixel ein, sie lässt sich aber auch ohne die Guest Additions auf 1024x768 hochstellen. Nach deren Installation sind auch höhere Auflösungen bei verschiedenen Farbtiefen möglich. Die VM fängt nun bei Aktivierung nicht mehr die Maus ein. Der Zugriff auf Freigaben des Hosts wollte unter Vista allerdings nicht gelingen.

Das neue Microsoft-System lief stabil und mit erträglichem Tempo. Allerdings gelang es nicht immer, das Image VBoxGuestAdditions.iso mit den Guest Additions über den dafür vorgesehenen Menüpunkt im laufenden Betieb zu einzubinden; gelegentlich mussten wir das Image bereits vor dem Start der VM fest als CD-ROM-Laufwerk zuweisen, damit Vista es erkannte.

Mit VirtualBox tritt eine ausgereifte Virtualisierungs-Software für Windows und Linux in den Ring, die eine Menge zu bieten hat: Stabilität, Performance, Workstation- und Serverbetrieb, zahlreiche unterstützte Gastsysteme und viele Kleinigkeiten, die den Umgang mit virtuellen Maschinen bequem machen – und all das als Open Source. Schwächen zeigen sich lediglich bei fortgeschrittenen Funktionen zur Server-Konsolidierung. Vmware, VirtualPC und Co. müssen sich warm anziehen. (odi) (odi)