Was Fedora 20 Neues bringt

Seite 2: Kernel, System, Ausblick

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Fedora 20 verwendet den Linux-Kernel 3.11; der aktuelle Kernel 3.12 befindet sich bereits im Paketdepot mit den zu testeten Updates und soll wenige Tage nach der Freigabe von Fedora 20 über die reguläre Systemaktualisierung nachgereicht werden.

Fedora bringt jetzt alles zum Aufsetzen eines SSD-Cache mit Bcache mit. Einen solchen muss man aber manuell konfigurieren, denn Support im Installer fehlt. Der kann dafür jetzt Laufwerke mit Thin Provisioning einrichten – also Datenträger, die mehr Speicherplatz zu bieten scheinen, als tatsächlich vorhanden ist.

Systemd liegt in Version 208 bei, mit dem Umbauten für bessere Cgroup-Unterstützung in Fedora einziehen; durch sie bekommen es Administratoren bei der Ressourcen-Steuerung nun mit "scopes" und "slices" zu tun. Um Bluetooth-Verbindungen kümmert sich Bluez5, das unter anderem Low-Energy-Profile unterstützt und das neue Kommandozeilen-Konfigurationsprogramm bluetoothctl mitbringt.

Das Fedora-Projekt hat auch zahlreiche andere Komponenten auf einen aktuellen Stand gebracht; Ruby on Rails etwa liegt jetzt in Version 4.0 bei, bei Perl ist es Version 5.18. Zum Lieferumfang gehört jetzt auch das Big-Data-Framework Apache Hadoop 2.0.

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Weitere Informationen

Der nebenstehende Text verlinkt an vielen Stellen auf Webseiten mit Hintergrund-Informationen zu den Neuerungen von Fedora 20. Weitere Informationen liefern die Feature-Planungs-Seite, die Homepage des Fedora-Projekts und eine Subdomain mit Dokumentation. Auf letzterer liegen unter anderem die Release Notes und der Installation Guide; keines der dort angebotenen Dokumente gibt es auf Deutsch.

Im Wiki des Projekts findet sich zudem eine Liste mit häufiger anzutreffenden Problemen; erfahrungsgemäß wird diese Seite in den Tagen nach der Freigabe noch erweitert.

Das unter anderem von Gnome verwendete Konfigurationswerkzeug für den NetworkManager kann jetzt nicht nur Bridging, sondern auch Bonding konfigurieren. Mit Hilfe des Kommandozeilenwerkzeugs nmcli lassen sich jetzt Netzwerkverbindungen erstellen und modifizieren.

Der System Security Services Daemon (SSSD) und FreeIPA bieten einige Verbesserungen zur Integration in ein Microsoft Active Directory.

Der Virt-Manager kann jetzt Snapshots virtueller Maschinen verwalten, deren Datenträger das Qcow2-Format verwenden. Das VM-Management-Tool ist jetzt auch in der Lage, auf x86-Systemen VMs mit ARM-Prozessor einzrichten – die CPU wird dabei aber vollständig von Qemu emuliert.

Die für armv7hl kompilierte ARM-Ausführung von Fedora 20 unterstützt unter anderem die ARM-Platformen Highbank, Pandaboard, Trimslice und Versatile Express. Heisenbug ist das erste Fedora, bei dem die ARM-Variante im Rahmen der normalen Fedora-Entwicklung vorangetrieben wurde, da der armv7hl-Port genau wie die Ausführungen für x86-32- und x86-64-Prozessoren jetzt als Primary Architecture gilt.

Fedora-20-Varianten für PowerPC und s390x sind in Vorbereitung. Diese Portierungen laufen weiter als "Secondary Architecture" und werden daher unabhängig von den Hauptausführungen vorangetrieben, um deren Entwicklung nicht zu verzögern. Das Fedora-Projekt arbeitet auch weiter an einer Portierung auf die ARMv8-Architektur mit ihrem 64-Bit-ARM-Befehlssatz AArch64; noch ist nicht absehbar, ob es ein Fedora 20 für 64-Bit-ARM geben wird.

Das Fedora-Projekt arbeitet bereits an der nächsten Version, mit der es Vorbereitungen zum Wechsel auf Python 3 als Standard-Python-Interpreter trifft; die Fedora-Entwickler arbeiten zudem an besserer Wayland-Unterstützung für Gnome. Unter dem Schlagwort "Fedora.next" plant das Projekt zudem tiefgreifende Änderungen an den Entwicklungsstrukturen und dem Veröffentlichungsmodell. Nach dem derzeitigen Planungsstand will sich das Projekt auf drei Varianten konzentrieren: Fedora Workstation, Fedora Server und Fedora Cloud; Arbeitsgruppen, die die Entwicklung dieser Ausführung regeln sollen, arbeiten gerade das genaue Vorgeben aus. Durch Fedora.next soll es aber auch für Community-Mitglieder einfacher werden, eigene Fedora-Varianten zu erstellen. Wie das ganze konkret aussehen soll, dürfte sich in den nächsten Wochen und Monaten heraus kristallisieren.

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Auf Open-Source-Software konzentriert

Von einigen Firmware-Dateien abgesehen enthält Fedora seit jeher nur Software, die unter einer vom Fedora-Projekt anerkannten Open-Source-Lizenz steht. Ferner lässt das Fedora-Projekt auch Software außen vor, die bekanntermaßen durch Patente geschützte Techniken verwendet.

Durch diese Herangehensweise fehlt Fedora jedoch Software wie der Adobe Flashplayer oder die proprietären Grafiktreiber von AMD und Nvidia. Auch Codecs zur Wiedergabe vieler gängiger Audio- und Video-Formate gehört nicht zum Lieferumfang – das schließt die Unterstützung zum Abspielen von MP3s ein, da auch hier die Rechteinhaber immer wieder Ansprüche geltend machen.

Diese Funktionslücken stopfen Fedora-Anwender oft mit den auf Fedora abgestimmten RPM-Paketen, die das Projekt RPM Fusion in seinen Add-on-Depots "Free" und "Nonfree" anbietet. Sie lassen sich nach der Fedora-Installation mit wenigen Handgriffen aktivieren. Die Installation der proprietären Grafiktreiber von Nvidia erläutert das Projekt in einem Howto. Aus Lizenzgründen gibt es das Adobe Flash-Plugin nicht bei RPM Fusion; ihn kann man über ein Paketdepot von Adobe nachinstallieren.

Die Fokussierung auf Open-Source-Software und das Aussparen von patentgeschützter oder lizenzpflichtiger Software hat das Fedora-Projekt bewusst gewählt. Es will nämlich ein aus Open-Source-Software bestehendes Betriebssystem schaffen, das jedermann modifiziert oder unmodifiziert nutzen und weiterverbreiten kann; dabei soll sich niemand vor Ansprüchen durch Copyright- und Patenthalter fürchten müssen oder Verträge mit weiteren Partei eingehen müssen.

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Fedora herunterladen

Auf der Standard-Download-Seite des Fedora-Projekts finden Sie lediglich die Hauptvariante von Fedora: die auf Gnome setzende "Fedora Desktop Edition" in der Variante für 64-Bit-x86-Systeme. Das ISO-Image startet als Live-System von DVD oder USB-Stick und eignet sich zum Ausprobieren und Installieren von Fedora. Die Ausführung für 32-Bit-x86-Systeme finden Sie in einem anderen Abschnitt derselben Seite. Dort gibt es auch Live-Versionen von Fedora mit den Desktop-Oberflächen KDE, LXDE, MATE und Xfce, die es jeweils für 32- und 64-Bit-x86-Systeme gibt.

In einem dritten Bereich der Download-Seite finden sich die Installations-Images mit einem flexibleren Installer. Mit ihnen kann man die Distribution vor dem Aufspielen nicht im Live-Betrieb ausprobieren, dafür aber die aufzuspielende Software beeinflussen. Eine Netzwerkinstallation ist nur mit diesem Installer möglich, den auch die Netinst-Images nutzen; diese sind knapp 350 MByte groß und über dieselbe Download-Seite abrufbar. Mit Hilfe eines lediglich ein MByte großen gXPE-Images lässt sich der flexiblere Installer auch direkt aus dem Netz starten. Nur über die Images mit dem flexibleren Installer gelingt die voll- oder teilautomatische Installation via Kickstart.

Der nächste Download-Abschnitt bietet die wichtigsten Spins an – so bezeichnet das Fedora-Projekt Distributions-Varianten, deren Software-Ausstattung auf bestimmte Einsatzzwecke oder Zielgruppen ausgerichtet sind. Darunter ist unter anderem das früher eigenständige "Sugar on a Stick" (SoaS) mit der Lern-Oberfläche des OLPC oder das Security Lab mit Werkzeugen zur Systemuntersuchung und -Rettung. Weitere Spins vertreibt Fedora über einen eigenständige Seite.

Ein weiterer Bereich der Download-Seite bietet Cloud-Images in den Formaten raw oder qcow2 an; über die Seite sind zudem EC2-Images mit Fedora 20 direkt in Amazons Cloud startbar.

Die ISO-Images von Fedora sind Hybrid-Images, die man mit dem Kommandozeilenwerkzeug "dd" auf USB-Sticks schreiben kann, um damit Fedora zu starten. Die ISO-Images der Live-Medien kann man alternativ mit dem für Linux und Windows erhältlichen Programm Liveusb-Creator auf USB-Datenträger transferieren. Dann kann man die verbleibende, bei der Dd-Methode nicht nutzbare Speicherkapazität eines USB-Sticks für andere Zwecke verwenden und eine Overlay-Datei anlegen, die das Live-Fedora als persistenten Datenspeicher einbindet.

Die verschiedenen Fedora-Varianten hat das Fedora-Projekt mit Hilfe der Pakete aus Paketdepots zusammengestellt, auf die alle Fedora-Varianten beim Einspielen von Software zugreifen. Das Repository für die x86-64-Variante umfasst über 38.000 Programmpakete, die aus rund 14.000 Quellpaketen entstanden.

Mithilfe des bei Fedora 18 eingeführten Fedup kann man von älteren Fedora-Versionen auf das neue Release wechseln; ein Update über die Installations-DVD gelingt seit dem nicht mehr. Ähnlich wie beim "apt-get upgrade" bei Debian kann man auch bei Fedora mit yum im laufenden Betrieb auf eine neue Version wechseln; das wird aber offiziell nicht unterstützt und erfordert oft fortgeschrittene Fedora-Kenntnisse.

(thl) (thl)