"Wo Long – Fallen Dynasty" im Test: Tanz der Schwerter

In "Wo Long: Fallen Dynasty" verpackt Team Ninja eine historische Epoche Chinas in ein spannendes Soulslike-Abenteuer – mit schwankendem Schwierigkeitsgrad.

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(Bild: Team Ninja)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Soulslike, Soulsborne oder Masocore – Hauptsache schwer. Spiele wie "Elden Ring" und "Sekiro" prägten den Trend hin zum bockschweren Action-Abenteuer, das keine Fehler erlaubt. Ganz vorne mit dabei: Team Ninja und ihre beiden erfolgreichen "Nioh"-Spiele. Mit "Wo Long: Fallen Dynasty" wagen sie Ausflug in die chinesische Geschichte. Das ist zwar immer noch ein ganz schön harter Brocken, zeigt aber doch so etwas wie Herz für neue Fans.

China im 2. Jahrhundert: Das Land ist in drei Reiche aufgespalten. Während sich die einzelnen Dynastien erbitterte Gefechte liefern, taucht plötzlich ein geheimnisvoller daoistischer Mönch mit dem Geheimbund der gelben Turbane auf und entfesselt Dämonen und Zombies. Aus dem Nichts stellt sich ihm wahlweise ein Krieger oder eine Kriegerin entgegen, um die mordenden Horden zurückzuschlagen. Zusammen mit einigen Verbündeten geht es in den Kampf gegen große und kleine Monster aus der chinesischen Sagenwelt.

"Wo Long - Fallen Dynasty" im Test (5 Bilder)

Hart, aber fair. Team Ninja inszeniert mit "Wo Long" ein düsteres wie schweres Soulslike im historischen China. (Bild: heise online)

Das Hintergrundszenario beruht auf einer historisch verbürgten Geschichte. Das sogenannte "Zeitalter der 3 Reiche" lieferte im 2. und 3. Jahrhundert zahlreichen Stoff für Sagen und Legenden. Videospielfans kennen die Geschichte beispielsweise aus der Strategiespiel-Reihe "Romance of the Three Kingdoms", die grob auf dem gleichnamigen Roman von Luo Guanzhong aus dem 14. Jahrhundert beruht. Team Ninja verpackt den historischen Stoff mit ein paar "Dark Fantasy"-Elementen in ein Action-RPG im Soulslike-Stil. Fans der chinesischen Geschichte werden auch auf einige historische Persönlichkeiten treffen. Mit der Chronologie der tatsächlichen Abläufe hat es das Entwicklungsstudio aber nicht so genau genommen.

Soulslike-Fans kennen das Spielprinzip: durch Kämpfe Erfahrungspunkte sammeln, sterben, nochmal versuchen. Vorrangig geht es darum, zum Endgegner des jeweiligen Levels zu kommen. Besonders wagemutige Spieler können sich auch in einigen Nebenmissionen austoben, die vom Rastplatz angewählt werden. Sie bieten vor allem Erfahrungspunkte und ungewöhnliche Ausrüstung.

Wo in anderen Spielen wie "Sekiro" Zeit zum Austaktieren der Feinde bleibt, drückt "Wo Long" aufs Tempo – oft bleibt nur ein Augenblick, um richtig zu reagieren. In den besten Momenten ähnelt das mehr einem Tanz als einem brutalen Duell. Ausweichen, blocken, kontern. Im passenden Rhythmus hat kaum ein Gegner eine Chance. Wehe aber, man kommt aus dem Takt.

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Team Ninja liefert gleich ein reichhaltiges Angebot an Waffen und Rüstungen mit unterschiedlichen Werten und Boni. Schwere Hämmer machen mehr Schaden als Doppelschwerter, sind aber nicht so schnell. Leichte Rüstung ermöglicht schnelle Bewegungen, bietet aber wenig Schutz. Die Fülle der Ausrüstungsgegenstände erinnert an "Diablo", bei der auf Dauer der Überblick schwerfällt. Fans von "Nioh" kennen das, Neulinge sind da einfach genervt von der kleinteiligen Aufräumarbeit. Deshalb haben wir uns bei unserem Spieldurchlauf schnell auf eine Handvoll Waffen festgelegt und sie bei der Schmiedin aufgebessert.

Das Magiesystem peppt die Nahkämpfe ordentlich auf. Die unterschiedlichen Zauberarten, hier Wandlungsphasen genannt, sorgen für verschiedene Schadensarten. Eine Phase kontert dabei eine andere. Wasser stoppt Feuerangriffe, Blitze sind besonders effektiv gegen Steingegner. Das bietet viele Möglichkeiten für Spieler. Wenn ein tödlicher Feuerball auf sie zurast, können sie ihn beispielsweise einfach durch einen Eispfeil verpuffen lassen.

"Nioh"-Fans feiern auch ein Wiedersehen mit den Schutzgeistern, die diesmal "Gottbestien" heißen. Spieler oder Spielerinnen können sie bei entsprechend gefüllter Magieleiste beschwören, um sich zu heilen oder besonders starke Angriffe auszuführen. Wenn das alles nicht hilft, kommen die Verbündeten ins Spiel. Entweder durch die Story oder per Beschwörung schließen sie sich der Hauptfigur an. Wer will, kann auch online nach Koop-Partien suchen. Wer die ganz große Herausforderung sucht, kann auf diese Hilfe verzichten.

Trotz des hohen Tempos in den Kämpfen ist wildes Knöpfchendrücken wenig hilfreich. Die "Moral" bei der Hauptfigur und den Gegnern ist ein entscheidender Faktor. Je höher dieser Wert, desto stärker der Feind. Mit jedem erfolgreichen Kampf steigt die Moral bei der Hauptfigur und macht sie widerstandsfähiger. Besonders bei den Bosskämpfen ist das ein entscheidender Faktor, um nicht gleich nach zwei Treffern zu sterben. Dazu kommt das geschickte Blocken der Angriffe. Nur so kann schnell der "Willen" des Gegners gebrochen werden, um einen kritischen Treffer zu landen.

Wer darauf achtet, erlebt weniger Frustmomente als bei anderen Soulslikes. Ein gelungener Block oder ein Zauberspruch zur richtigen Zeit können selbst vermeintlich schwere Gegner schnell besiegen. Dennoch ist der Schwierigkeitsgrad bei den Bossgegnern schwankend. Von frustrierend schwer bis zu kinderleicht ist alles dabei. Einige Areale konnten einfach im Schleichmodus erkundet werden, während in manchen Situationen ein kleiner Fehler schon den vorzeitigen Bildschirmtod garantierte.

Der kommt zumindest stilvoll daher. Trotz des Tempos bleibt nämlich immer noch Zeit, die wunderschöne Landschaft und die spektakulären Effekte zu genießen. Egal, ob sich unsere Kriegerin durch die Lüfte schwingt, um einen Drachen zu besiegen oder am Ende bei der untergehenden Sonne auf einer Wiese zum letzten Gefecht antritt – "Wo Long: Fallen Dynasty" ist ein echter Hingucker.

"Wo Long: Fallen Dynasty" ist ein launiges Soulslike. In einem Moment beißen sich die Fans an einem Boss-Gegner die Zähne aus, im anderen Moment wird der nächste mit einem Achselzucken erlegt. Dieses Hin und Her im Schwierigkeitsgrad nervt ein wenig, bietet Team Ninjas neues Spiel doch so viel Gutes: ein interessantes Hintergrundszenario; ein anspruchsvolles, aber faires Kampfsystem und viel Spektakel. Die visuelle Gestaltung und das Leveldesign sind abwechslungsreich und bieten sich für unterschiedliche Spielstile an. Besonders die tänzerischen Kämpfe mit Schwertern und Speeren entschädigen durch ihre temporeiche Eleganz für so einige Kritikpunkte. Am Ende bleibt ein pralles Action-RPG für alte und neue Genre-Fans, dem ein wenig mehr Feinarbeit am Balancing gutgetan hätte.

"Wo Long: Fallen Dynasty" ist für PC, PS4/5 und Xbox One/Series. Es kostet 70 Euro und ist im Microsoft Game Pass enthalten. USK ab 16. Für unseren Test haben wir die PS5-Version durchgespielt.

(dahe)