Darknet unter Android nutzen - so geht's

Das Darknet ist auch auf dem Smartphone nicht weit weg. Wir zeigen Ihnen, wie Sie den Zugriff einrichten und im Darknet surfen.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
Inhaltsverzeichnis

Auch auf Android-Geräten können Sie problemlos im Darknet surfen und sich in den Tiefen des Netz umsehen. Angenehmer Nebeneffekt: Anonymes Surfen im WWW! Hier lesen Sie, wie und womit das funktioniert.

Zunächst einmal muss klar sein, wie der Zugang zum Darknet überhaupt funktioniert. Auf dem PC laden Sie einfach den Tor-Browser herunter und schon steht die Verbindung - unter Android ist es nur fast so einfach. Um ins Darknet zu gelangen benötigen Sie drei Dinge: Eine App, die die Verbindung zum Tor-Netzwerk aufbaut, einen Browser, der seinen Verkehr über diese App laufen lässt und letztlich noch spezielle Web-Adressen für die Darknet-Webseiten.

Die erste App funktioniert dabei einfach als Proxy-Server: Der Browser verbindet sich mit diesem zwischengeschalteten Proxy-Server, der dann wiederum die eigentlich gewünschte Adresse in die Außenwelt schickt und das Ergebnis (die Website) wiederum an den Browser leitet. Unter Windows erledigt das ein einzelnes Paket, im Grunde ist es aber derselbe Aufbau, weshalb die Tor-Software früher auch Tor-Browser-Bundle genannt wurde.

Die beiden Apps, die Sie benötigen, sind Orbot für den Tor-Zugang und Tor Browser for Android (Alpha) als Browser. Sie sehen schon beim Namen, dass der Browser noch eine Alpha-Version ist, also im Grunde weit vor einem Status, mit dem normale Nutzer produktiv damit arbeiten sollten. Dieser offizielle Tor-Browser ist erst kürzlich erschienen. Alternativ gibt es mit Orfox aber auch einen Browser, der zwar nicht vom Tor-Projekt entwickelt, aber über die letzten Jahre offiziell empfohlen wurde. Irgendwann wird Tor Browser for Android Orfox ablösen, derzeit können Sie aber durchaus noch auf die alteingesessene Alternative bauen. Momentan ist geplant, dass Orfox 2019 in den Ruhestand geht, sobald eine stabile Version des offiziellen Browsers vom Tor-Projekt selbst erscheint.

Installieren Sie zunächst Orbot via APK-Download (https://www.heise.de/download/product/orbot-93611) oder Google Play (https://play.google.com/store/apps/details?id=org.torproject.android). Wenn Sie den manuellen APK-Download wählen, denken Sie daran, dass in den Android-Einstellungen die Installation von Apps aus "unsicheren Quellen" aktiviert sein muss. Wie Sie APK-Dateien unter Android installieren, erklären wir Ihnen hier.

Anschließend installieren Sie als Browser wahlweise den offiziellen Torbrowser for Android über Google Play (https://play.google.com/store/apps/details?id=org.torproject.torbrowser_alpha) oder Orfox als APK (https://www.heise.de/download/product/orfox) oder wieder über Play (https://play.google.com/store/apps/details?id=info.guardianproject.orfox).

Noch ist der offizielle Tor-Browser eine Alpha-Version.

Da es bei Tor & Co. meistens um Anonymität und Sicherheit geht, hier noch ein Tipp, wenn Sie weder manuell über APK-Dateien noch über Google installieren wollen: Der alternative App-Store F-Droid bietet ausschließlich Open-Source-Apps an, was generell vor Werbung, Malware oder unerwünschten Bezahl-"Features" schützt. F-Droid gibt es natürlich nicht bei Google und muss als APK installiert werden - aber das lohnt sich! Nach der Installation müssen Sie zunächst unter "Einstellungen/Paketquellen" die Quelle "Guardian Project Official Releases" aktivieren. Anschließend finden Sie über die Suche sowohl die beiden Tor-Browser als auch Orbot. Orfox und Orbot stammen übrigens beide vom Guardian Project!

Sobald beide Tools installiert sind, starten Sie erst einmal Orbot. Im Grunde müssen Sie nichts weiter machen, als auf die große graue Zwiebel, den "Start-Button" zu tappen. Der eigentliche Verbindungsaufbau kann dann schon mal ein paar Sekunden dauern, auch 20 bis 30 Sekunden Geduld können von Nöten sein.

Steht die Verbindung, können Sie den Mitteilungs-Screen von oben aus dem Display wischen, um die Details zu sehen. Hier können Sie genau nachvollziehen, über welche Knoten die Tor-Verbindung geleitet wird.

Bei Orbot genügt reines Ein- und Ausschalten - Einstellungen müssen Sie nicht unbedingt vornehmen.

Anschließend öffnen Sie den Tor-Browser. Orfox leitet Sie direkt auf die Tor-Testseite https://check.torproject.org, in Tor Browser for Android (Alpha) können Sie die Seite manuell aufrufen. Tor antwortet, wenn alles funktioniert, mit einem simplen "Congratulations. This browser is configured to use Tor." und zeigt auch Ihre IP-Adresse an.

Über die IP-Adresse können Sie testen, ob auch wirklich alles gut ist, denn genau das ist letztlich der Sinn der Verbindung: Sie haben nach außen hin eine andere IP-Adresse. Wenn Sie nun zum Beispiel auf dem PC eine Seite wie https://www.meine-aktuelle-ip.de/ aufrufen, sollten Sie eine andere IP-Adresse zu sehen bekommen - und tendenziell auch ein anderes Land.

Schon jetzt können Sie also anonym surfen - praktisch sind Sie ab sofort ziemlich sicher unterwegs. Natürlich nicht hundertprozentig: Klar hat Tor allgemein Schwächen, böse Geheimdienste könnten (kleine) Teile des Netzes infiltrieren und Ihr Smartphone könnte noch über GPS und Mobilfunk getrackt werden. Aber lassen Sie sich nicht irre machen: Man liest sowas hier und da und technisch/theoretisch ist das auch alles richtig, aber der Aufwand wäre enorm - im Sinne von Dutzende Techniker und Außendienstmitarbeiter von Sicherheitsbehörden, Hunderte Stunden Arbeit, Gerichtsbeschlüsse und natürlich mehrere Zehntausend Euro. Praktisch dürfen Sie sich mit Tor immer noch sicher und vor allem anonym fühlen.

Im Benachrichtigungsbereich zeigt Orbot die Verbindungsdetails.

Aber eigentlich wollen Sie ja nicht anonym im WWW surfen, sondern einfach ins Darknet. Darknet-Seiten sind schlicht normale Webseiten, die aber eben nicht im "normalen" Web, also im Wesentlichen dem WWW, liegen, sondern ausschließlich auf Servern im Tor-Netzwerk. Und da sehen URLs leider nicht so schön aus wie im WWW - und das Auffinden ist auch schwieriger, weil es zwar Suchmaschinen gibt, aber deren Qualität kann nicht mal mit Google-Vorgängern wie Altavista mithalten.

Sie benötigen also einen Einstiegspunkt: Was noch am ehesten an eine Google-Suche herankommt ist vermutlich Torch, das Sie über http://xmh57jrzrnw6insl.onion erreichen können. Darknet-Links haben also die Domain "onion" statt "de", "com" oder ähnliches. Daher spricht man auch oft von Onion-Links oder -Seiten. Diese funktionieren nicht im normalen Browser, nur im Tor-Browser - normale de- oder com-Links funktionieren hingegen überall.

Wundern Sie sich übrigens nicht, wenn Onion-Links nicht funktionieren oder sehr lange dauern, das ist leider typisch. Die Geschwindigkeit im Tor-Netzwerk schwankt schlicht und ergreifend enorm und viele Seiten gehen recht schnell wieder vom Netz - vor allem illegale Angebote.

Ein Tipp zum Schluss: Orbot hat auch einen Schalter für einen "VPN-Modus": Wenn Sie diesen einschalten, wird der gesamte Datenverkehr über ein Virtuelles Privates Netzwerk (VPN) geleitet, sprich all Ihre Apps funken dann nur noch anonym - aber auch nur noch in Tor-Geschwindigkeit ...

Die Seite ifconfig.me in Chrome - einmal mit, einmal ohne Orbot-VPN.
Mehr Infos

(anka)