Festplatte reparieren - das können Sie tun

Wenn Dateien nicht mehr lesbar sind, hat häufig die Festplatte Schuld. Wie Sie es merken und was Sie tun können, erfahren Sie hier.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
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Festplattenfehler können immensen Schaden anrichten. Aber Sie können vorsorgen und im Zweifel auch noch korrigieren - sofern Sie es merken. Wir erklären Ihnen, was Sie zur Vorbeugung von Fehlern machen können und was zu tun ist, wenn die Festplatte einen Defekt hat. Allerdings empfiehlt es sich immer, ein Backup der Daten zu machen, bevor die Festplatte einen Fehler bekommt. Wie Sie ein Backup erstellen mit Windows, erklären wir Ihnen hier.

Zunächst einmal sollte klar sein, was hier mit "Festplatte" gemeint ist. Zum einen ist das natürlich einfach die physische Festplatte an sich. Hier können sich allerlei hartnäckige und bisweilen teure Defekte ansammeln. Zum anderen ist das aber auch das Dateisystem der Festplatte, also unter Windows meistens NTFS und für mobile Datenträger häufig FAT32 oder EXFAT. Natürlich sind diese kein fixer Teil der Hardware, aber was nicht lesbare Dateien angeht, können sie genauso gemein sein.

Außerdem macht es einen gewaltigen Unterschied, ob Sie eine HDD oder eine SSD nutzen. Hard Disk Drives (HDD) sind die alten, großen magnetischen Datenträger, meist in einer Größenordnung von mehreren Terabyte. Die Daten werden ähnlich wie bei einem Plattenspieler gelesen: Ein Abnehmer läuft über rotierende Scheiben, sprich es gibt jede Menge Mechanik und beweglicher Teile. Bei Solid State Disks (SSD) handelt es sich um Flash-Speicher, also grob gesagt riesige USB-Sticks - und folgliche keine beweglichen Teile. Entsprechend unterschiedlich sind Fehler- und Reaparaturmöglichkeiten.

HDDs haben jede Menge beweglicher und somit fehleranfälliger Bauteile.

Das eigentliche Erkennen von Fehlern ist hingegen nicht ganz trivial. Generell sollten Sie Hardware und Dateisystem verdächtigen, wenn Dateien verschwinden oder Inhalte von Dateien fehlerhaft sind, sich Dateien nicht lesen oder schreiben lassen oder Datenträger von Windows ab und an nicht erkannt oder einfach aus dem System geschmissen werden. Wenn das Windows-System selbst regelmäßig hängt, könnte auch das ein Anzeichen sein (allerdings auch für viele andere Dinge). Speziell bei HDDs gibt es noch ein untrügliches Anzeichen: Den Click of Death. Wenn sich von der Platte nicht mehr lesen lässt und es immer wieder laut und deutlich Klick macht, hängt der Abnehmer - ähnlich wie ein Tonabnehmer beim Plattenspieler. Generell sind laute, unregelmäßige Geräusche kein gutes Zeichen. Gleichmäßiges und leicht "waberndes" Brummen muss Sie hingegen nicht beunruhigen. Besser als Defekte zu deuten, ist es aber, sie schon vor Auftreten kommen zu sehen:

Sowohl HDDs als auch SSDs verfügen über ein System namens S.M.A.R.T.: Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology. Darüber werden allerlei Statusinformationen und Daten über den Zustand der Festplatte übermittelt. Ein gutes Tool für den Windows-Desktop ist CrystalDiskInfo. Das kostenlose Programm zeigt über eine simple Statusanzeige die Temperatur, Laufzeit, Seriennummer, Anschlussart und jede Menge Details zum Gesundheitszustand.

Nützlich ist das gleich doppelt: Zum einen können Sie all diese Informationen super nutzen, um zum Beispiel beim Support gezielt nach Hilfe zu fragen. Zum anderen sehen Sie auf einen Blick, ob irgendeine der verbauten Festplatten nicht perfekt läuft. Sobald hier eine Warnmeldung auftaucht, sollten Sie dringend den entsprechenden Punkt im Netz nachrecherchieren. Das Gute an dem System ist, dass S.M.A.R.T. und CrystalDiskInfo nicht erst meckern, wenn es zu spät ist. In der Regel haben Sie dann noch Zeit zum Beheben.

CrystalDiskInfo warnt vorzeitig vor Ausfällen.

Unter Windows gibt es seit jeher das Werkzeuck "Checkdisk", kurz ChkDsk. Das Tool kann fehlerhafte Sektoren korrigieren, verlorene Zuordnungseinheiten, querverbundene Dateien und Verzeichnisfehler identifizieren. Bei den letzten drei Fehlern handelt es sich um Probleme mit dem Dateisystem - und sie sind nicht weiter spannend. Bei fehlerhaften Sektoren handelt es sich jedoch tatsächlich um Hardware-Defekte, die ChkDsk "reparieren" kann: Genauer gesagt werden die defekten Sektoren einfach als "defekt" markiert und zukünftig nicht mehr genutzt. Bei zu vielen defekten Sektoren meldet sich übrigens auch S.M.A.R.T. mit einer Warnung.

Sie können das Tool auf zwei Arten nutzen: Graphisch und im Terminal. Rufen Sie auf dem Desktop über Kontextmenü der verdächtigen Festplatte deren Eigenschaften auf und starten Sie im Reiter "Tools" die "Fehlerüberprüfung". Im anschließenden Dialogfeld legen Sie fest, ob auch auf fehlerhafte Sektoren geprüft werden soll - das dauert dann unter Umständen auch eine halbe Stunde oder länger.

Alternativ können Sie Checkdisk auch im Terminal nutzen, beispielsweise, wenn Sie sich aus der Ferne an dem Rechner anmelden oder nur eine Reparaturkonsole zur Verfügung haben. Ein typischer Aufruf wäre zum Beispiel "chkdsk c: /f /r", um das Laufwerk "C:" auf Dateisystemfehler (/f) und fehlerhafte Sektoren (/r) prüfen und diese gegebenenfalls reparieren zu lassen. Zudem können für NTFS-Laufwerke auch einige Prüfungen ausgeschaltet werden, um die Verarbeitungszeit zu verkürzen. Alle Optionen sehen Sie über den Befehl "chkdsk /?". Das Ganze funktioniert allerdings nur mit Administratorrechten: Suchen Sie über das Startmenü die "Eingabeaufforderung", rufen Sie das Kontextmenü auf und klicken Sie auf "Als Adminstrator ausführen", um einen Terminal mit entsprechenden Rechten zu öffnen.

Die simple Reparaturfunktion von Windows leistet im Hintergrund doch recht viel.

Bei HDDs gibt es eben den Sonderfall defekter Mechanik, die sich in der Regel durch gruselige Geräusche bemerkbar macht. Neben dem erwähnten Klick-Geräusch könnten das auch Schleifen, Rattern, sehr starkes Vibrieren oder ein Schlagen sein. Im Grunde alles, was ein dünner, beweglicher Metallarm und sich mit 7.200 U/min bewegende Metallscheiben auslösen können.

In diesem Fall können Sie leider gar nichts tun, außer sich an professionelle Datenretter zu wenden. Auch die werden die Festplatte nicht reparieren, sondern lediglich versuchen, die Daten zu retten. Wofür es unter anderem einen Reinraum braucht.

Der Sonderfall bei SSDs liegt wohl vor allem darin, dass sie sich irgendwann abnutzen - allerdings ist das nur bei ganz, ganz frühen Modellen mehr als nur ein Gedankenspiel. Dennoch: Wenn Sie wirklich eine der ersten SSDs nutzen oder eine SSD nahezu mutwillig seit vielen Monaten pausenlos mit Schreibzugriffen traktieren, könnte es sein, dass die Festplatte irgendwann sagt: "Ich bin aufgebraucht."

Erfreulicherweise lässt sich die Restlaufzeit einer SSD ziemlich genau nachvollziehen. Wie das geht und warum sie sich überhaupt abnutzen, zeigen wir Ihnen hier ganz ausführlich: SSD-Lebensdauer verlängern - mit diesen Tipps klappt's

Spezialist: SSD-Z sollte jeder SSD-Besitzer kennen.

Wenn ernsthafte Fehler auftreten, also S.M.A.R.T. Warnungen ausgibt, die Platte Geräusche macht oder Checkdisk mit Fehlermeldungen abbricht, sollten Sie die Festplatte möglichst nicht mehr benutzen und sie zur Datenrettung geben. Aber das ist natürlich eher Theorie und lohnt sich auch nur bei wirklch wichtigen Daten. Aber genau das ist es, was Sie dann noch tun können: Versuchen Sie die Daten zu retten, also auf einen anderen Datenträger zu kopieren. Denn nach dem ersten schweren Fehler folgen nicht selten viele weitere. Tritt der Fehler auf der Systemfestplatte auf, sollten Sie sie an einen anderen Rechner anschließen und von dort aus Daten kopieren - der Windows-Betrieb selbst nutzt die potenziell defekte Festplatte ansonsten munter weiter und macht alles noch schlimmer.

Wenn bei HDDs gar nichts mehr geht, sie ordentlich Geräusche von sich geben und auch nicht zum Datenretter geschickt werden sollen, können Sie es auch noch mit ein wenig Gewalt versuchen. Wie schon beim alten Röhrenfernseher kann ein sanfter Tritt durchaus zu ein paar weiteren Betriebsminuten führen. Oder baut zumindest Frust ab.

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(anka)