Linux-Boot-Stick erstellen

Sie wollen Linux ausprobieren oder installieren? Wir zeigen Ihnen, wie Sie einen bootfähigen Datenträger unter Windows oder Linux erstellen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht

(Bild: takayuki/Shutterstock.com)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Cornelia Möhring
Inhaltsverzeichnis

Um Linux von einem USB-Stick oder sonst einem Datenträger zu starten, müssen Sie das System bootfähig auf das Medium überspielen. Lesen Sie hier, wie Sie das unter Windows und unter Linux im Handumdrehen erledigen.

Die Grundlage für die meisten Linux-Systeme ist ein sogenanntes Image, beispielsweise in Form einer ISO-Datei. Ein Image (Abbild) beinhaltet ein komplettes Dateisystem mit Tausenden Ordnern und Dateien. Wenn Sie aus Ihrer kompletten Festplatte eine ZIP-Datei erstellen würden, hätten Sie etwas sehr Ähnliches erstellt. Wollten Sie nun auf die Daten innerhalb der ZIP-Datei zugreifen wollen, würden Sie das ZIP etwa auf eine externe USB-Festplatte entpacken - und nicht einfach die ZIP-Datei selbst kopieren. Und genauso verhält es sich auch bei einem Image: Es genügt nicht, einfach die .img-Datei zu kopieren, sie muss auf den Datenträger "geflasht" werden - im Grunde nichts weiter als das Entpacken eines ZIP-Archivs.

Bei einem ZIP-Archiv könnten Sie einfach das Archiv öffnen und die Dateien auf den Datenträger kopieren. Beim Flashen von Image-Dateien müssen Sie jedoch auf spezielle Werkzeuge zurückgreifen. Das vielleicht bekannteste Tools ist UNetbootin, das gleich zwei große Vorteile mit sich bringt: Zum einen gibt es das Werkzeug für Windows und Linux und verhält sich auf beiden Plattformen exakt gleich. Zum anderen kann Unetbootin die benötigten Image-Dateien auf Wunsch auch gleich selbst besorgen - zumindest die einiger bekannter Systeme wie Ubuntu.

Da Unetbootin aber bei Weitem nicht alle Linux-Distributionen anbietet und auch nicht immer auf dem aktuellsten Stand ist, zeigen wir Ihnen hier den "langen" Weg, also über eine selbst heruntergeladene ISO-Datei.

Zunächst benötigen Sie also das Image des gewünschten Linuxes. Nun gibt es die meisten Linuxe in verschiedenen Versionen. Endnutzer-Distributionen wie Ubuntu oder Linux Mint leiten Sie ganz einfach zu der typischen Version für Desktop-Nutzer. Bei anderen Distris landen Sie in für Laien teils kaum verständlichen Download-Bereichen. In der Regel ist das durchaus ein Zeichen, dass Sie sich vielleicht eine andere Distribution aussuchen sollten! Falls nicht: Häufig geht es um zwei Entscheidungen. Zum einen geht es um die Architektur, sprich die verwendete CPU. Heute werden Sie in den meisten Fällen die 64-Bit-Variante benötigen, Stichwörter sind hier "x64", "x86-64" und "amd64" - wichtig dabei: Das hat nichts mit AMD-Prozessoren zu tun, auch Intel-Prozessoren fallen in diesem Zusammenhang unter die amd64-Architektur. Sofern es nicht um einen Desktop-Rechner geht, sondern etwa einen Raspberry Pi, müssen Sie natürlich entsprechend nach "ARM" oder dergleichen suchen.

Die zweite Entscheidung bestimmt häufig über die Desktop-Umgebung. So lassen sich einige Linuxe wahlweise mit Gnome, LXDE, Xfce, Cinnamon, Mate, KDE oder einem exotischen Desktop herunterladen - andere integrieren die Wahl des Desktops in den Installationsassistenten. Wirklich falsch entscheiden können Sie hier nicht, zumal sich andere Desktops nachträglich installieren lassen. Einige Distributionen gibt es zudem noch als offizielle Varianten mit alternativen Desktops, bei Ubuntu Flavours genannt, also Lubuntu mit LXQt-Desktop, Xubuntu mit Xfce und so weiter.

Ubuntu-Flavours bieten Ubuntu ganz offiziell mit alternativen Desktops.

Aber noch zwei Entscheidungen müssen Sie häufig treffen: Einige Hersteller bieten neben der aktuellsten Version auch Versionen mit Langzeit-Support an, bei Ubuntu zum Beispiel die LTS-Versionen (Long Term Support). Für einen normalen Heimnutzer-Desktop-Rechner sind solche Varianten oft die bessere Wahl, eigentlich immer dann, wenn der Rechner "einfach nur laufen" soll und Sie sich nicht mit dem System an sich beschäftigen wollen. Richtig wild wird es zum Beispiel bei openSUSE: Hier gibt es Versionen mit unterschiedlichen Update-Politiken. Die "normale" Version liefert in mehr oder weniger fixen Abständen neue Versionen, so wie man es bislang etwa von Windows kannte. Unter das Stichwort "Rolling Release" fallen - nicht nur bei Suse - Versionen, die kontinuierlich mit Updates und Upgrades versorgt werden. Bei diesem Update-System müssen Sie - tendenziell - nie wieder auf ein neues System wechseln.

Wie auch immer Ihre Download-Entscheidung ausfällt, am Ende sollten Sie eine ISO- oder IMG-Datei heruntergeladen haben - und damit ist der schwierigste Part auch schon erledigt!

Nach all dem Vorgeplänkel ist das eigentliche Erstellen des Boot-Sticks, oder der Boot-USB-Festplatte, ein Kinderspiel. Unter Windows genügt es, Unetbootin herunterzuladen und per Doppelklick zu starten - eine Installation ist nicht notwendig.

Unter Ubuntu können Sie Unetbootin über die folgenden drei Befehle installieren:

sudo add-apt-repository ppa:gezakovacs/ppa

sudo apt-get update


sudo apt-get install unetbootin

PPAs sind persönliche Paketquellen, die zusätzlich zu den Ubuntu-Standardpaketquellen eingerichtet werden können. Einmal hinzugefügt, lassen sich dort hinterlegte Programme genauso mit "apt-get install" installieren, wie man es unter Ubuntu gewohnt ist.

Alternativ finden Sie auf der Download-Seite von Unetbootin auch "Binaries", also direkt ausführbare Dateien, für sonstige Linuxe. Nach dem Download müssen Sie ein Terminal öffnen und Unetbootin ausführbar machen - anschließend können Sie es starten:

chmod +x unetbootin-linux64-675.bin

./unetbootin-linux64-675

Egal wie und wo Sie Unetbootin installiert haben, anschließend sieht es immer gleich aus.

Nun kommt der einfachste Part: Sofern Sie ein Image heruntergeladen haben, wählen Sie in der Oberfläche den Punkt "Abbild", als Typ entweder "ISO" oder "Diskettenlaufwerk" (das ist nur eine unsinnige Übersetzung, gemeint sind IMG-Dateien) und anschließend die heruntergeladene ISO-/IMG-Datei.

Unter "Typ" bestimmen Sie nun, ob es sich um eine Festplatte oder ein USB-Laufwerk handelt, legen das gewünschte Ziellaufwerk fest und starten Sie den Imaging-Vorgang dann über den "OK"-Button. Vorsicht: Kontrollieren Sie lieber zweimal, ob Sie das richtige Ziellaufwerk ausgewählt haben - einmal überschrieben, sind die Daten darauf für immer gelöscht.

Unetbootin kann typische Distributionen direkt selbst herunterladen.

Sobald der Vorgang abgeschlossen ist, können Sie von dem Speichermedium booten. Sollte das mal nicht funktionieren, müssen Sie unter Umständen die Boot-Reihenfolge des Rechners ändern oder zumindest das Boot-Menü aufrufen - was leider nicht bei jedem Rechner gleich funktioniert.

Unetbootin ist natürlich nicht das einzige Tool für diese Aufgabe, wegen der oben erwähnten Vorteile aber eines der besten. Unter Windows gibt es z.B. weitere Software, um einen bootfähigen USB-Stick mit einer Image-Datei zu erstellen: RufusWin32, Disk Imager oder balenaEtcher. Einige Linux-Distributionen verfügen sogar über eigene Tools. Unter Ubuntu können Sie zum Beispiel den "Startmedienersteller" nutzen, den Sie im Startmenü im Bereich "Zubehör" finden. Die Funktionsweise ist ziemlich identisch: IMG-/ISO-Datei auswählen, Ziellaufwerk festlegen und los geht's.

Mehr Infos

(como)