Lubuntu vs. Xubuntu

Wer ein schlankes Linux sucht, landet schnell bei Lubuntu und Xubuntu. Doch wie unterscheiden sich die beiden Ubuntu-Abkömmlinge?

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
Inhaltsverzeichnis

Die beiden Linux-Distributionen Xbuntu und Lubuntu versprechen vollwertige Desktop-Betriebssysteme mit minimalem Ressourceneinsatz. Beide nutzen dieselbe Basis, aber unterschiedliche Desktopumgebungen. Lesen Sie hier, wie sich die Ubuntu-Derivate unterscheiden und welches besser ist.

Bei den Namen Lubuntu und Xubuntu ist schnell klar, dass es sich bei beiden Distributionen um Varianten des populären Ubuntu handelt. Ubuntu will im Grunde eine Art Windows-Ersatz sein: einfach, moderne Optik mit Spielereien wie Fenstereffekten, massenhaft vorinstallierter Tools, eigenes Softwarecenter, komfortable Verwaltung und ganz allgemein ein einsteigerfreundliches System für Jedermann. Und damit hat sich Ubuntu auch gleich eines der größten Windows-Probleme überhaupt aufgeladen: Performance-Einbußen. Ubuntu benötigt für ein Linux relativ viele Ressourcen und eignet sich damit nicht wirklich gut für alte Rechner oder schwache Hardware wie den Raspberry Pi. Aber es gibt auch viele Nutzer, die auf die Ubuntu-Spielereien und auch andere Ubuntu-Aspekte wie eingebaute Werbung verzichten wollen.

Auch LXDE sieht heutzutage richtig gut aus!

Und da kommen Lubuntu und Xubuntu ins Spiel: Beide nutzen Ubuntu als Basis, setzen aber auf andere Desktopumgebungen, die eben schonender mit den Ressourcen umgehen. Ubuntu nutzt standardmäßig die Desktopumgebung Gnome, Lubuntu LXQt (vormals LXDE) und Xubuntu Xfce. Eine weitere Gemeinsamkeit: Lubuntu wie Xubuntu haben als reine Community-Projekte angefangen, werden immer noch von der Community gepflegt, haben aber beide längst den Status offizieller Ubuntu-Varianten. So bekommen Sie die grundsolide Basis von Ubuntu, abzüglich der "Unannehmlichkeiten" des üblichen Gnome-Ubuntus, sprich integrierter Werbung, alleinige Verwaltung durch Canonical und allem voran den Ressourcen verbrauchenden Spielereien, Paketen und Effekten.

Lubuntu hat bis zur letzten Version auf die Desktopumgebung LXDE gesetzt, mittlerweile läuft LXQt, eine Umsetzung von LXDE auf Basis der Entwicklungsumgebung Qt. Wer Lubuntu noch von früher kennt, sollte daher dringend nochmal einen Blick riskieren: LXDE hat den optischen Charme eines Windows 98 - Schwarz auf Grau, eckige Ecken, keine Transparenzen, etwas liebloses Icon-Set. Eine tolle Arbeitsumgebung für Old-School-Freunde, aber letztlich zu bieder, um wirklich die Gunst normaler Endverbraucher zu gewinnen. Mit LXQt sieht der Desktop wesentlich polierter aus, es gibt hübsche Hintergründe, die Icons passen wunderbar ins Gesamtkonzept.

Dazu passen die wirklich geringen Hardwareanforderungen: 512 Megabyte Arbeitsspeicher, Pentium-4-Prozessor, beliebige Grafikkarte und 4 Gigabyte Festplattenspeicher. Spaß macht das Arbeiten dann nicht in jeder Situation, aber derartig alte Hardware dürfte höchst selten in irgendwelchen Schubladen liegen. Selbst auf Einplatinenrechnern wie dem Raspberry Pi läuft Lubuntu flüssig und auf einem alten Laptop sowieso, selbst wenn er schon ein Jahrzehnt auf dem Buckel hat.

Eine Energieverwaltung fehlte lange Zeit bei LXDE oder wurde von Xfce entliehen.

Das Bedienkonzept ist ganz klassisch, standardmäßig werkelt ein vertrautes Startmenü unten links in der ebenso bekannten Taskleiste. Und natürlich lässt sich dies auch durch Tippen nutzen, wie man es von aufwändigeren Systemen auch kennt. Die Ausstattung mag etwas geringer als bei Ubuntu sein, aber alles Wichtige finden Sie vorinstalliert, inklusive Office-Tools und einer komplexen Systemsteuerung.

Tool-seitig gibt es nicht allzu viele Überraschungen: Als Browser läuft zum Beispiel Firefox, als Mailclient jedoch nicht Thunderbird, sondern Trojita. Im Office-Bereich ist die LibreOffice-Suite installiert, VLC übernimmt die Videos, PCManFM die Dateiverwaltung, Werkzeuge wie Screenshotter und Bildbetrachter fehlen natürlich auch nicht. Wichtig zu erwähnen: Mit Discover gibt es mittlerweile ein eigenes, schlankes Softwarecenter – natürlich ohne die aus dem Ubuntu Software Center bekannte Werbung; mit Muon steht zusätzlich eine klassische grafische Paketverwaltung zur Verfügung. Und auch die lange Zeit fehlende beziehungsweise von Xfce ausgeliehene Energieverwaltung gehört nun zum Standard.

Ein simpler, fixer Software-Store - besser als bei Ubuntu.

Die Ausstattung von Lubuntu ist minimal, ohne Wichtiges vermissen zu lassen.

Xubuntu setzt auf den Desktop Xfce und diese Kombination wurde lange Zeit als Nummer-1-Schlank-Alternative zu Ubuntu gehandelt. Im Gegensatz zum LXDE-Lubuntu konnte im Startmenü gesucht werden, es gab immer schon eine Energieverwaltung, einen aufwändigeren Dateimanager und deutlich hübschere, modernere Optik. Allerdings steht Xubuntu immer wieder in der Kritik, was das Thema Ressourcen angeht, da allerlei Ubuntu-Pakete zum Einsatz kommen, die das System bisweilen kaum schlanker erscheinen lassen, als Ubuntu selbst. So zum Beispiel Ubuntus etwas träge Gnome Software. Allerdings reagiert der Xfce-Desktop nach wie vor deutlich fixer als Ubuntus Gnome. Xubuntus minimale Hardwareanforderungen liegen offiziell genau bei den Werten von Lubuntu.

Xfce setzt auf den etwas trägen Ubuntu-Store, was nicht ganz ins Konzept passt.

Das Bedienkonzept entspricht ebenfalls Lubuntu, sprich Taskleiste und klassisches Startmenü. Dieses ist bei Xbuntu zwar etwas anders aufgebaut, bietet aber dieselbe Nutzererfahrung. Das Gleiche gilt auch für die Systemverwaltung, Personalisierung und Standardsoftware - kleine Unterschiede, aber konzeptionell ziemlich identisch. Bei der bereits erwähnten Energieverwaltung liegt Xubuntu beispielsweise nach wie vor vorne, da es schlicht mehr Optionen gibt. Im Grafikbereich finden Sie hier auch die Bildbearbeitung Gimp, die einerseits sehr sinnvoll ist, andererseits nicht unbedingt typisch für ein leichtgewichtiges Linux.

Optisch ist Xubuntu nach wie vor etwas aufwändiger gestaltet als Lubuntu, was sich gerade bei den Icons bemerkbar macht. Und auch Elemente wie die Taskleiste oder Kontextmenüs sind hier aufwändiger und bieten meist ein paar mehr Optionen. Den wirklich riesigen Unterschied, der zu LXDE-Zeiten wortwörtlich offensichtlich war, gibt es jedoch nicht mehr.

Xubuntu ähnelt älteren Windows-Versionen und verzichtet auf Spielereien.

Die beiden Systeme sind sich derart ähnlich, dass es zu einem großen Teil eine Frage des Geschmacks sein dürfte. Letztlich gilt nämlich, was für die beiden System schon immer galt: Lubuntu ist die schlankere, fixere Variante und Xubuntu die etwas polierte, Otto Normalverbraucher etwas mehr ansprechende Variante.

Wenn es wirklich um leistungsschwache Hardware geht, auf der ein Desktop-Linux für normale User laufen soll, führt nach wie vor kaum ein Weg an Lubuntu vorbei.

Bei Lubuntu (rechts) werden in einem frischen System weniger Ressourcen verbraucht.

Ist genügend Leistung vorhanden, könnten Sie Xubuntu bevorzugen – mit einem Aber: Wenn genügend Leistung zur Verfügung steht, können Sie aus Hunderten Linux-Distributionen oder Dutzenden Ubuntu-Derivaten und Desktopumgebungen auswählen. Xubuntu drängt sich daher einfach nicht so oft auf wie Lubuntu.

Eine persönliche Empfehlung: Lubuntu. Seit dem Umstieg auf LXQt sieht Lubuntu nicht nur top aus, sondern hat auch alle wichtigen Werkzeuge an Bord – und verbraucht schlicht weniger Ressourcen im Hintergrund. Und das kann immer mal nützlich sein, schließlich gibt es Aufgaben, die so ziemlich jeden Rechner an die Leistungsgrenzen bringen, von der Videobearbeitung bis hin zum extensiven Surfen mit Dutzenden Tabs in mehreren Browserinstanzen. Da zählt dann jedes kleine Ressource-chen. Und wirkliches Eyecandy ist weder Lubuntu noch Xubuntu.

Natürlich: Beide Systeme lassen sich natürlich nahezu beliebig anpassen. Lubuntu lässt sich optisch aufbrezeln, Xubuntu lässt sich schlanker machen. Von daher der Tipp: Probieren Sie einfach beide Systeme über eine Live-CD oder eine virtuelle Maschine aus und entscheiden Sie aus dem Bauch heraus.

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(anka)