NAS-Backup erstellen

Backup vom Backup: Wichtige Daten landen heute meist auf einem NAS - wer sicher gehen will, sollte diese NAS-Daten backuppen.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
Inhaltsverzeichnis

Wichtige Daten sichern Sie vielleicht auf Ihrem Network Attached Storage (NAS) - aber für wirklich wichtige Daten ist das nicht genug. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten es gibt, Backups des Backups zu machen.

Ursprünglich waren Network-Attached-Storage-Systeme (NAS) mal vor allem Backup-Ziele und reine Netzwerkspeicher. Heute sind die meisten NAS komplette Server, kümmern sich um Media-Streaming, Webseiten, E-Mails oder lassen sich sogar zu Karaoke-Systemen umwandeln. Sie sind immer noch primär Datenspeicher, aber längst keine reinen Backup-Speicher mehr. NAS-Ordner werden meist komplett in Windows eingebunden und als normale Ablageorte genutzt - in diesen Fällen ist ein ganz normales Backup fällig.

Aber auch wenn das NAS nur Backups enthält, lohnt sich ein Backup vom Backup: Ein gutes Backup liegt weit entfernt von der Quelle oder ist zumindest tragbar. Warum? Nun, unschöne Umstände wie Feuer, Blitzeinschläge oder Einbrecher könnten NAS und Daten einfach zerstören. Eine allgemeingültige Schritt-für-Schritt-Anleitung gibt es für diese Problematik leider nicht, jeder NAS-Hersteller setzt eigene Tools ein - je mehr das NAS ein kompletter Computer ist, desto umfangreicher sind die Möglichkeiten. Grundsätzlich sind die Optionen aber sehr ähnlich: Externe Datenträger, weitere NAS/Server und die Cloud. Für konkrete Beispiele nutzen wir ein QNAP-NAS.

Die einfachste Variante eines Backups ist eine externe USB-Festplatte - Anschlüsse dafür bieten eigentlich alle NAS. Bei QNAP finden Sie die entsprechende Funktion unter "Sicherungmanager/External Backup/Externer Datenträger". Hier schließen Sie einfach eine USB-Festplatte an, klicken auf "Neuen Auftrag erstellen" und legen dann über den Assistenten einen Backup-Job an. Das läuft im Grunde bei allen Herstellern sehr ähnlich ab: Zunächst legen Sie Quell- und Zielordner fest - ein Paar oder gleich mehrere. Anschließend bestimmen Sie die Backup-Methode. Meistens können Sie hier entweder zeitgesteuerte Jobs anlegen, um etwa jeden Dienstag um 12.00 Uhr zu sichern. Oder Sie nutzen Live-Backups, um Dateien sofort nach Erstellung/Änderung automatisch sichern zu lassen; alternative Stichworte wären hier Synchronisation oder Echtzeit-Backup. Und natürlich sollte es die Option geben, ein Backup nur einmalig manuell durchzuführen.

Im nächsten Schritt kümmern Sie sich um Regeln und Filter. QNAP bietet zum Beispiel die Option "Überschüssige Dateien löschen": Wenn Sie eine Datei in Ihrem Quellordner löschen, die im Backup-Ordner bereits existiert, wird auch die Backup-Datei gelöscht. Das führt zwar zu weniger Schutz, andernfalls würde aber das Backup immer weiter wachsen. Auch diese Option finden Sie bei fast jedem Backup-Tool auf jedem NAS. In der Regel können Sie noch bestimmen, wie mit Systemdateien, Verknüpfungen und ähnlichen Sonderfällen umgegangen werden soll. Bei QNAP folgen anschließend die Filter: Hier schließen Sie bestimmte Dateitypen aus oder beschränken die Backups auf bestimmte Typen - wieder ein Standard.

Sinn macht diese Art von Backup aber nur, wenn Sie die USB-Festplatte anschließend abnehmen und möglichst außerhalb der Wohnung lagern.

Fast alle Backup-Lösungen bieten ähnliche Filter zum Ein- und Ausschließen von Dateien.

Auch die Schnellvariante steht bei nahezu jedem NAS-Anbieter zur Verfügung: Sofort-Backups über die frontale USB-Buchse. Bei QNAP finden Sie die Funktion unter "Sicherungsmanager/External Backup/USB One-Touch Kopie". Sie können das NAS so konfigurieren, dass beim Einstöpseln eines USB-Datenträgers (je nach NAS-Modell erst nach Klick auf die Kopie-Taste) entweder der Inhalt des Datenträgers auf dem NAS oder eben umgekehrt ein Ordner vom NAS auf dem USB-Stick gespeichert wird. Auch hier haben Sie wieder die Wahl, ob die beiden Ordner synchronisiert werden sollen oder ob nur der Quellordner kopiert werden soll.

Praktisch ist diese Art von Backup vor allem, wenn Sie zum Beispiel regelmäßig zu Hause Dateien bearbeiten, die Sie dann mit zur Arbeit nehmen wollen.

Schnell-Backups am vorderen USB-Anschluss sind ganz fix konfiguriert.

Die Backup-Variante NAS zu NAS ist für private Anwender sicherlich nicht sonderlich interessant, zu selten dürfte es diese Konstellation geben - daher nur ein kurzer Überblick: Bei QNAP und anderen leistungsfähigeren NAS, etwa den großen Synlology-Modellen, können Sie Daten über ein Netzwerk, auch das Internet, auf einen anderen Server sichern - das kann, muss aber in der Regel kein NAS sein. Standardmäßig kommt dafür das unter Linux alltägliche Sync-Werkzeug rsync zum Einsatz. Bei QNAP finden Sie die Funktion unter "Sicherungmanager/Remote-Replikationen". Voraussetzung dafür ist, dass auf dem Backup-Gerät ein rsync-Server läuft - was sich auf den meisten NAS und jedem "normalen" Linux-Rechner bewerkstelligen lässt. Selbst Windows kann als rsync-Server/-Client genutzt werden. Die Einrichtung von Backups entspricht genau der Einrichtung von Jobs für externe Speicher, nur dass URL und Login-Daten für den rsync-Server angegeben werden müssen.

Übrigens: Selbst wenn Ihr NAS keine derartige Funktion in der Oberfläche anbietet, steht die Chance gut, dass Sie rsync von der Kommandozeile aus nutzen können. Der rsync-Befehl ist im Grunde recht simpel und könnte im einfachsten Fall etwa so aussehen: "rsync -a /home/nas-nutzer/quelle server-nutzer@192.168.178.100:/home/ziel". Die Option "-a" steht für den Archiv-Modus und fasst viele gängige Optionen sinnvoll zusammen. In rsync muss man sich ein wenig einarbeiten und die Zeitplanung muss man auch manuell erledigen, dafür ist rsync extrem mächtig und zuverlässig und auf so ziemlich jedem Linux-System verfügbar.

Sinnvoll sind solche Backups, wenn Sie einen entfernten Server/NAS als Backup-Ziel zur Verfügung haben, auf dem Sie einen rsync-Server aktivieren können. Wenn Ihr NAS entsprechende Funktionen in der Weboberfläche anbietet, ist das Ganze super komfortabel - wenn nicht, müssen Sie sich mal einen Nachmittag mit rsync beschäftigen, und mit cron für die Zeitplanung.

Auf Server-Seite genügt für rsync ein Häkchen.

Die beste Variante ist aber natürlich ein Backup in die Cloud, sei es in Dropbox, Google Drive oder Amazon AWS. Auch hier gibt es wieder zwei Varianten: NAS-eigene Lösungen und einen allgemeingültigen Umweg. Bei QNAP können Sie zum Beispiel die App "Hybrid Backup Sync" und deren Erweiterung "Cloud Backup Sync" installieren (Achtung: Die App ersetzt die Standard-Backup-Funktion, sodass sich zum Beispiel die rsync-Einstellungen nun in Hybrid Backup Sync finden.). Darüber können Sie wieder über einfache Assistenten Backup- und Synchronisierungs-Jobs anlegen, hier unter anderem für Dropbox, Amazon, Google Drive, Microsoft OneDrive und Alibaba Cloud. Die Optionen sind weitgehend dieselben wie bei lokalen USB-Backups. Allerdings sollten Sie bedenken, dass zumindest vertrauliche Daten nicht unbedingt ungeschützt in der Cloud landen sollten - Verschlüsselung bieten solche Cloud-Backup-Apps oft nicht an!

Die Alternative: Meistens werden Sie sowohl Ihren Cloud-Ordner als auch die zu sichernden NAS-Ordner lokal in Windows eingebunden haben - und dann können Sie auch ganz simpel mit einem beliebigen Windows-Tool arbeiten. Backup- und Sync-Tools gibt es für Windows wie Sand am Meer und fast alle bieten auch Verschlüsselung an. Ein zugegebenermaßen nicht sonderlich hübsches, aber technisch sehr ausgereiftes Tool ist der Open-Source-Backupper Areca. Erstellen Sie einfach einen ganz gewöhnlichen Backup-Job mit dem lokal eingebunden NAS-Ordner als Quelle und dem Cloud-Ordner als Ziel. Performance-mäßig ist das natürlich nicht der Hit, weil die Daten erst vom NAS auf den Windows-Rechner und von dort wieder in die Cloud kopiert werden. Aber dafür können Sie direkt unter Windows arbeiten, haben freie Tool-Auswahl und dürfen verschlüsseln.

Alle größeren NAS verfügen über umfangreiche Backup-Apps mit Cloud-Funktionen.

Fazit: USB-Backups helfen vor allem gegen Hardware-Defekte und versehentliches Löschen und sind besonders simpel. Cloud-Backups mit NAS-Apps schützen zusätzlich vor Diebstahl und Naturgewalten, speichern Daten aber bei Dritten. Cloud-Backups über den Windows-Umweg sind etwas flexibler und bieten eine größere Tool-Auswahl, kopieren aber mehr Daten als nötig. Verschlüsselung benötigen beide Varianten. Die Sicherung auf eigenen entfernten Servern ist sicherlich optimal, aber bei Privatnutzern keine gängige Option. Das Beste, was Sie machen können, sind verschlüsselte Cloud-Backups - ganz egal wo.

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(anka)