Programmieren für Anfänger - Welche Programmiersprache eignet sich am besten?

Mit welcher Sprache sollte man das Programmieren lernen? Hier finden Sie konkrete Empfehlungen und Tipps zu Auswahlkriterien.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
Inhaltsverzeichnis

Programmieren zu lernen ist eine lange, schwierige Reise – und wenn die ersten paar Hundert Kilometer in die falsche Richtung gehen, wird man die Reise vermutlich abbrechen und sich auf die Couch setzen. Sie sollten sich also gut überlegen mit welcher Programmiersprache Sie beginnen!

Die Auswahl der besten Programmiersprache für den Einstieg können Sie an vielen Punkten festmachen - und eine eindeutige Antwort wird es nie geben. Suchen Sie eine Sprache, die besonders leicht zu erlernen ist? Eine Sprache für ein bestimmtes Anwendungsgebiet? Soll sie Ihnen die besten Job-Chancen eröffnen? Oder vielleicht das maximale Gehalt? Oder soll es die Populärste sein? Die Beliebteste? Je nachdem, wie Ihre Antwort ausfällt, dürfte eine andere Sprache aufpoppen. Und selbst da gibt es unterschiedlichste Quellen mit nicht immer denselben Ergebnissen … Aber gut, versuchen wir mal Empfehlungen für ein Paar dieser Bereiche zu finden. Eine gute Quelle ist zum Beispiel die Umfrage bei Stack Overflow.

Was Popularität angeht, gibt es hier eine klare Ansage: JavaScript liegt mit 62,5 Prozent vorne, gefolgt von SQL mit 51,2 Prozent. Aber ist das für Sie hilfreich? Nur bedingt: SQL wird für Datenbanken schlicht überall eingesetzt und taugt für den allgemeinen Programmiereinstieg überhaupt nicht. JavaScript hingegen könnte interessant sein.

Die besten Job- und Gehaltsaussichten? Bei Stack Overflow wird zwischen Web- und Desktop-Entwicklern, Admins und Daten-Ingenieuren unterschieden – und fast überall ist die häufigste Antwort wieder JavaScript, lediglich bei den Desktop-Programmierern kommt es nur auf Rang 2. JavaScript wird also noch interessanter. Bei den Gehältern liegen die JavaScript-Beschäftigen weltweit nur auf Rang 21, in Deutschland immerhin auf Rang 6, mit einem Jahresgehalt von gut 51.000 US-Dollar. Das sind gerade mal 2.000 Euro weniger als bei Spitzenreiter Java.

Und was wollen Entwickler? Die beliebteste Sprache bei den Umfrageteilnehmern ist Rust, was allerdings nur für Coder gilt, die bereits damit arbeiten (müssen). Unter "Most Wanted" liegen Python und, schon wieder, JavaScript auf den Plätzen 1 und 2. Auf der anderen Seite sagen immerhin 40 Prozent der Befragten, dass sie lieber nicht weiter mit JavaScript arbeiten wollen – eine Statistik, in der Python erst sehr viel später auftaucht.

Die Stack-Overflow-Studie ist eine hervorragende Info-Quelle!

Sie wollen ein bestimmtes Gebiet bearbeiten? Dann wird es schwierig. PHP beispielsweise wird leidenschaftlich gehasst, weil es technisch betrachtet nicht wirklich gut ist. Auf der anderen Seite besteht ein Großteil aller Webseiten zu großen Teilen aus PHP-Code! Als Web-Entwickler werden Sie irgendwann kaum drum herumkommen. Sie wollen möglichst perfekt laufende Programme entwickeln und richtig tief in die Informatik einsteigen? Dann bieten sich der Klassiker C, das wesentlich praxisnähere C++, aber vor allem Java an. Alle drei Sprachen sind sehr mächtig, erlauben grundlegendste Arbeiten und werden auch im kommerziellen Umfeld sehr gerne von den Unternehmen verwendet. Für den Einstieg eignet sich Java recht gut, C überhaupt nicht und C++ nur für diejenigen, die es wirklich, wirklich ernst meinen!

Jetzt wird es wirklich spannend: Sie suchen eine gut zu erlernende Sprache? Hier gibt es zwei Bekannte als eindeutige Gewinner, schaut man sich zum Beispiel an, was an amerikanischen Universitäten für Programmierkurse genutzt wird: Python und Java liegen hier klar vorne. Es folgen Matlab für mathematische Angelegenheiten sowie C und C++, die aber zunehmend von Java abgelöst werden.

Bei all diesen vielen Schlagworten tauchen drei Kandidaten immer wieder auf: JavaScript, Java und Python. Java und Python sind beide für so ziemlich alle Einsatzzwecke geeignet, JavaScript richtet sich fast ausschließlich an Web-Entwickler. Und das wären dann auch unsere Einstiegsempfehlungen: JavaScript, wenn Sie vor allem an interaktiven Webseiten und dergleichen arbeiten wollen und Python für den allgemeinen Einstieg in die Programmierung - weil es die beliebteste Sprache von sowohl Entwicklern als auch Lehrenden ist.

Python hat sich in den letzten Jahren im Grunde als Eierlegende Wollmilchsau etabliert. Sie werden an vielen Stellen im Netz Diskussionen finden, ob Python nun eine Skriptsprache oder eine "echte" Programmiersprache ist, aber da kann man es sich einfach machen: Der Erfinder von Python, Guido von Rossum, nennt Python eine "universelle Allzweck-Programmiersprache" und das passt auch so. Sie können mit Python kleine Skripte für den Admin-Alltag schreiben, aber eben auch monolithische Desktop-Programme für Kunden.

Dabei bleibt der Python-Code relativ einfach lesbar, was beim Einstieg ungemein hilft. Zudem gibt es massenhaft kostenlose Lernmaterialien; egal, ob Sie eine Einführung zu einem bestimmten Themenbereich suchen, ganze Online-Tutorials, Programmierhilfen direkt im Browser oder Schulungsprogramme für den Desktop – Sie werden eine große Auswahl finden. Aber auch nach der Lernphase, wenn Sie produktiv werden wollen, unterstützt Sie die Python-Welt, unter anderem mit vielen nützlichen, kostenlosen Bibliotheken. Solche Libraries beinhalten Standardfunktionen, die nicht jeder Python-Entwickler bei jedem Projekt neu erfinden muss. Beispielsweise lassen sich mit NumPy etliche Matlab-Funktionen nachbauen – nur dass NumPy natürlich gratis verfügbar ist.

Python bietet einfach das beste Gesamtpaket: Es ist Open Source, Entwickler lieben es, Lehrende lieben es, es ist absolut universell einsetzbar, Hilfsmittel zum Lernen und Programmieren sind reichlich vorhanden, Sie können sich an Hunderttausenden Open-Source-Projekte an ersten kleinen Hacks versuchen und bei alldem bleibt die Sprache doch verhältnismäßig einfach zu lesen. Python ist daher ganz klar unser Tipp für Ihre ersten Schritte beim Programmieren.

Für Python gibt es etliche gute Tools, etwa die interaktive Shell IPython - samt super Hilfe!

Und zu guter Letzt ein Tipp für alle Glücklichen: Wenn Sie einen guten Freund oder einen Verwandten haben, der selbst programmiert und den Sie mit Fragen löchern können, nehmen Sie am besten dessen Standardsprache. Denn bei all der guten Dokumentation im Netz: Es werden sich Ihnen anfangs etliche Fragen stellen, die nicht immer konkret für Ihren Fall beantwortet werden, sondern nur so ähnlich. Und gerade bei Fragen zur Syntax werden Sie Stunden mit Sucherei verschwenden, obwohl die Fragen für einen halbwegs erfahrenen Programmierer meist kaum schwieriger zu beantworten sind als die Frage nach der Uhrzeit. Die beste Einstiegssprache ist die, für die Sie Freunde als Privatdozenten missbrauchen dürfen. Nun, wenn es Ihr Opa ist und er direkt mit Assembler um die Ecke kommt – dann doch lieber Python.

Es gibt natürlich auch Entwickler, die weniger am ganzen Kosmos der Programmierung interessiert sind denn an Business und Design. Wenn es Ihnen also eher darum geht, schicke, interaktive Webseiten zu stricken oder vielleicht als Wirtschaftsstudent ein eigenes Start-up aufzuziehen, ist JavaScript keine schlechte Alternative. Auch die beruflichen Chancen stehen sehr gut, weil JavaScript-Entwickler vermutlich in nahezu jedem Web-Dienstleister-Büro anfangen können, selbst den Kleinsten. Im Grunde gilt hier ähnliches wie für Python, einer riesigen Community sei Dank.

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(anka)