Raspberry Pi als NAS verwenden - so geht's

Keine Lust auf teure NAS-Hardware? Mit der richtigen Software machen Sie einen Raspberry Pi im Handumdrehen zum Netzwerkspeicher!

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
Inhaltsverzeichnis

Der Raspberry Pi strotzt nur so vor Vielseitigkeit: Ob als Mediaplayer mit Kodi, Spielcomputer für alte Konsolen oder auch als vollwertiger Linux-Rechner, der Pi kann fast alles. Mit der richtigen Kombination aus Speichermedien und Betriebssystem fungiert der Raspi sogar als Networked Attached Storage oder kurz: NAS. Hardwarebedingt ist der Pi zwar nicht so flexibel wie ein dediziertes NAS von QNAPS, Synology und Co., als einfache Netzwerkfestplatte für Backups und Dateispeicher reicht er aber allemal.

Wer einen Raspberry Pi als NAS einsetzen will, muss einige Dinge beachten. Am wichtigsten ist natürlich der Pi selbst: Hier empfiehlt sich der Einsatz eines neueren Modells wie dem Pi 3B, 3B+ oder sogar des neuesten Pi 4. Die genutzte NAS-Software läuft tendenziell auch auf dem Raspberry Pi 2, hier ist die Performance aber weniger gut. Auf dem Ur-Pi oder das kleinere Modell Pi Zero und Pi Zero W funktioniert die Lösung aber nicht.

Damit der Pi als Netzwerkfestplatte agieren kann, benötigen Sie natürlich entsprechenden Speicherplatz. Im Idealfall klemmen Sie dazu eine oder mehrere externe Festplatten mit eigener Stromversorgung an den Raspberry Pi. Natürlich können Sie auch 2,5-Zoll-Platten oder auch USB-Sticks als Speicher am Pi verwenden. Hier müssen Sie aber unbedingt darauf achten, dass das Raspberry-Pi-Netzteil auch ausreichend Leistung liefert. Unabhängig davon benötigen Sie natürlich noch eine microSD-Karte, auf die das NAS-Betriebssystem OpenMediaVault installiert wird.

Die Grundeinrichtung des Pi-NAS ist vergleichbar mit der Installation von Kodi oder Raspbian. Wir verwenden dazu die NAS-Distribution OpenMediaVault. Das Gratis-System gibt es in einer für den Raspberry Pi angepassten Version, die Sie unter diesem Link herunterladen können:

https://www.heise.de/download/product/openmediavault-95352

Nach dem Download müssen Sie das Image auf eine SD-Karte übertragen. Das funktioniert beispielsweise mit dem kostenlosen Programm balena Etcher, dass Sie hier für Windows, macOS und Linux herunterladen können:

https://www.balena.io/etcher/

Starten Sie Etcher und wählen Sie mit "Select image" die heruntergeladene Image-Datei von OpenMediaVault aus. Klicken Sie anschließend auf "Select drive" und wählen Sie die SD-Karte aus. Achten Sie darauf, dass Etcher die Karte vollständig formatiert, wählen Sie also unbedingt das korrekte Laufwerk aus. Anschließend übertragen Sie OpenMediaVault mit "Flash" auf die SD-Karte.

Die Installation von OpenMediaVault ist mit Etcher ein Kinderspiel.

Packen Sie die SD-Karte anschließend in den Raspberry Pi und schließen diesen an. Verbinden Sie außerdem die Festplatte(n), die Sie später als NAS-Speicher verwenden möchten.

Mit der Version 5 hat sich die Installation von OpenMediaVault (OMW) für den Raspberry Pi geändert. Konnte bislang das Image direkt auf die microSD-Karte übertragen werden, so müssen Sie ab der aktuellen Version zunächst das offizielle Betriebssystem Raspbian installieren. Danach können Sie OpenMediaVault via Installationsskript nachinstallieren. Die Installation von OMW wird damit automatisch durchgeführt und hält den Installationsprozess für Sie übersichtlich.

RPi: OMV ab Version 5 installieren (4 Bilder)

1. Schritt:

Navigieren Sie zu der Download-Seitevon raspberrypi.org und laden Sie sich das aktuelle Raspbian Lite-Image herunter. Klicken Sie auf der Seite auf "Download ZIP".

Die Administration von OpenMediaVault ist über einen externen Computer möglich. Aus diesem Grund müssen Sie Raspbian auch nicht mit grafischer Oberfläche installieren. Hier reicht die aktuelle Version von Raspbian Lite. Der Vorteil liegt auf der Hand: Durch die nicht vorhandene grafische Oberfläche sinkt auch der Ressourcenverbrauch.

Der erste Start von OpenMediaVault auf dem Pi dauert einige Minuten. Das NAS-System nimmt dabei die wichtigsten Grundeinstellungen vor und lädt weitere Komponenten herunter. Die eigentliche Einrichtung kann dann bequem per Webinterface von einem anderen Computer aus erfolgen. Dazu müssen Sie zunächst die IP-Adresse des Pis in Erfahrung bringen. OpenMediaVault zeigt diese auf dem Startbildschirm an. Hängt der Pi nicht an einem Monitor, können Sie die IP-Adresse über Ihren Router herausfinden. Bei der Fritzbox finden Sie die Information beispielsweise unter "Heimnetz" > "Netzwerk".

Über die IP-Adresse des Pis loggen Sie sich in die Bedienoberfläche von OpenMediaVAult ein.

Öffnen Sie den Browser Ihrer Wahl, geben Sie die IP-Adresse ein und loggen Sie sich auf der Startseite von OMV ein. Als Benutzernamen verwenden Sie dabei "admin", als Passwort dient "openmediavault". Dieses sollten Sie als Erstes unter "Allgemeine Einstellungen" > "Web Administrator Passwort" wechseln. Vergeben Sie ein neues Passwort und übernehmen Sie dieses mit "Speichern".

Als Nächstes richten wir die Festplatten ein. Dazu wechseln Sie in den Abschnitt "Datenspeicher" > "Laufwerke". Wählen Sie hier die externe Festplatte bzw. einen angeschlossenen USB-Stick aus (in der Regel bekommt das Medium die Bezeichnung "sda") und klicken Sie auf "Löschen". Als Methode wählen Sie "Schnell".

Bevor Sie Daten auf dem Laufwerk lagern können, muss dieses gelöscht werden.

Auf dem so vorbereiteten Laufwerk erstellen wir nun unter "Datenspeicher" > "Dateisysteme" ein Dateisystem. Klicken Sie auf "Erstellen", wählen Sie bei "Laufwerk" das eben formatierte Medium aus und vergeben auf Wunsch einen Namen. Bei "Dateisystem" übernehmen Sie die Voreinstellung "EXT4". Nach einigen Minuten erscheint die Festplatte bzw. der Stick in der Spalte "Status" als "Online". Klicken Sie nun noch auf "Einbinden" und anschließend "Anwenden", damit das Raspi-NAS auf die Platte schreiben kann.

Wie es sich für ein gutes NAS-System gehört, unterstützt OpenMediaVault die Einrichtung von verschiedenen Benutzerkonten. So können Sie etwa bequem für alle im Haushalt eigene Benutzerverzeichnisse anlegen. Wechseln Sie dazu in den Bereich "Zugriffskontrolle" > "Benutzer" und tippen Sie auf "Hinzufügen". Vergeben Sie einen Benutzernamen und ein Passwort und speichern Sie den neuen Benutzer. Fügen Sie nun bei Bedarf so viele Nutzer hinzu, wie Sie benötigen.

Nun müssen wir noch eine Freigabe erstellen. Dabei handelt es sich gewissermaßen um Ordner, die Sie später im Netzwerk erreichen können. Wechseln Sie dazu in den Bereich "Zugriffskontrolle" > "Freigegebene Ordner". Hier klicken Sie auf "Hinzufügen". Tragen Sie einen Namen ein, wählen Sie bei "Laufwerk" die eben vorbereitete Festplatte. Im Feld "Zugriffsrechte" können Sie festlegen, wer auf die Freigabe zugreifen darf. In unserem Fall übernehmen wir die Standardeinstellung und speichern die Freigabe. Klicken Sie diese nun an und wählen Sie "Privilegien". Hier können Sie nun festlegen, welche Benutzer auf die Freigaben zugreifen können. Sie können dabei zwischen "Lesen und Schreiben", "Nur lesen" und "Keinen Zugriff" wechseln. Der Admin-Account kann grundsätzlich auf alle Freigaben zugreifen. Speichern Sie die Änderungen und klicken Sie in der Leiste oben auf "Anwenden".

Mit den Freigaben legen Sie fest, wer welche Daten speichern darf.

Als letzten Schritt müssen Sie die Netzwerkprotokolle unter "Dienste" konfigurieren. Arbeiten Sie primär unter Windows, aktivieren Sie am besten die Option "SMB/CIFS". Zusätzlich müssen Sie für jedes Netzwerkprotokoll festlegen, dass die entsprechenden Freigaben angezeigt werden. Dazu wählen Sie im Reiter "Freigaben" > "Hinzufügen" den freigegebenen Ordner aus. Auf Wunsch können Sie nun noch diverse Optionen festlegen, bevor Sie die Änderungen speichern und anwenden.

Nun können Sie von einem PC oder Mac aus via Netzwerk Dateien auf dem OpenmediaVault-NAS speichern und lesen. Dazu müssen Sie sich einfach im Windows Explorer, Mac Finder oder dem Linux-Äquivalenten über die Netzwerksuche mit dem Pi verbinden. Melden Sie sich dann einfach mit dem Benutzernamen an, um Dateien und Ordner auf dem NAS zu sichern. Die Basiseinrichtung von OpenMediaVault ist damit abgeschlossen. Das System bietet aber noch unzählige weitere Konfigurationsmöglichkeiten - es lohnt sich, die Optionen zu erforschen.

Wenn alles läuft, können Sie über das Netzwerk auf das Raspberry-Pi-NAS zugreifen.
Mehr Infos

(anka)