Sinnvoll Strom sparen - für Geldbeutel und Umwelt

Strom lässt sich an vielen Stellen einsparen - an PC, Tablet und Smartphone, aber auch in Küche, Garten und Wohnzimmer.

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(Bild: Kowit Lanchu/Shutterstock.com)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Theresa Möckel
Inhaltsverzeichnis

Strom zu sparen liegt voll im Trend, sei es primär für das Klima oder ganz klassisch für's Portemonnaie. Im folgenden tipps+tricks-Beitrag finden Sie Anregungen, wie Sie im Alltag Ihren Stromverbrauch reduzieren können.

Grundsätzlich müssen Sie sich zunächst eine Frage stellen: Wollen Sie wegen des Klimas oder des Geldes Strom sparen? Und wie langfristig soll das Ganze gedacht werden? Häufig finden Sie Tipps wie: "Verwenden Sie einen energieeffizienteren Kühlschrank". Und das ist nicht ganz einfach zu beurteilen. Klimatechnisch gesehen bringt ein neu angeschaffter Kühlschrank erst dann etwas, wenn sich der eingesparte Verbrauch zum Fußabdruck der Produktion dieses neuen Geräts summiert hat - eher eine Frage eines Jahrzehnts denn einiger Monate. Alte Geräte mögen mehr verbrauchen, sind aber eben schon da.

Auch finanziell ist die Neuanschaffung eines Kühlschranks sehr sehr vorsichtig zu beurteilen: Bei einem 20 Jahre alten Kühlschrank könnte die Einsparung groß genug sein, damit sich die Anschaffung schon nach vier, fünf Jahren rentiert - eine genaue Rechnung ist jedoch kaum möglich, da die Nutzung eine enorme Rolle spielt. Das üblichere Szenario dürften Kühlschränke im Alter von vielleicht zehn Jahren sein. Bei starker Nutzung geht zum Beispiel co2online von "bis zu 70 Euro" im Jahr aus, die Sie sparen können - ein Wert mit vielen Unwägbarkeiten. Schaut man sich dann mal die zehn meistverkauften Kühlschränke auf zum Beispiel Amazon an, gibt der Deutsche im Schnitt doch gerne über 1.000 Euro für das coole Helferlein aus. Sprich selbst bei einem eher günstig ausgelegten Sparpotenzial würde es schnell 15 Jahre dauern, bis sich der neue Kühlschrank selbst bezahlt hat. Und in 15 Jahren können Sie vermutlich dieselbe Rechnung nochmal aufmachen ...

Sie müssen also wirtschaftlich denken: Wann rentiert sich mein Sparen? Das Klima freut sich generell über Geräte, die länger genutzt werden, beim Geldbeutel ist es vor allem eine Frage Ihrer persönlichen Planung. Einen dritten "Kostenfaktor" haben Sie aber selbst im Griff: Arbeitsaufwand. Auch durch Verzicht und Änderung von Gewohnheiten können Sie Emissionen und Geld sparen.

Auf Windows-Rechnern ist Stromsparen relativ simpel: Windows nutzt so genannte Energiesparpläne, die Sie unter "Systemsteuerung\Hardware und Sound\Energieoptionen\Energiesparplaneinstellungen bearbeiten" finden. Klicken Sie hier auf den Link "Erweiterte Energieeinstellungen ändern", um allerlei Optionen festzulegen. Das größte Potenzial bieten hier die Einstellungen "Festplatte/Festplatte ausschalten nach" und "Bildschirm/Bildschirm ausschalten nach", die die großen Stromverbraucher bei Untätigkeit abschalten. Das komplette Abschalten des Systems konfigurieren Sie unter "Energie sparen/Deaktivierung nach". Im Zweifelsfall wählen Sie hier lieber einen etwas größeren Zeitraum. Zum einen ist es lästig, wenn man den Rechner mehrmals am Tag aus dem Tiefschlaf holen muss, zum anderen verbraucht das Hochfahren natürlich zusätzliche Energie.

Windows bietet viele Optionen, um den Energieverbrauch zu steuern.

Übrigens: Laptop-Hersteller spendieren den Geräten häufig auch eigene Energiemanager - suchen Sie für Ihr Modell danach!

Ein Rechner ist daheim aber selten allein, auch Peripherie und Netzwerkgeräte lechzen nach Strom. Drucker, Scanner, Netzwerk-Lautsprecher und ähnliche größere Geräte im Netz haben meist eigene Energiespareinstellungen und verbrauchen in der Regel wenig genug, um auf ein komplettes Ausschalten verzichten zu können - Standby genügt. Sie können jedoch - soweit möglich - versuchen, all solche Geräte über eine smarte (WLAN-) Steckdose anzuschließen, so dass Sie sie bei Bedarf mit einem einzigen Klick ausschalten können.

Interessanter sind da schon Geräte wie NAS, Raspberry Pis, Multimediaplayer und sonstige Special-Purpose-Geräte im Netzwerk. Auch hier finden Sie gerätespezifische Energiespareinstellungen - die aber meist ungenutzt bleiben, schließlich möchte niemand erst in den Keller laufen oder unter den Tisch krabbeln, nur um ein NAS einzuschalten, wenn es mal außerhalb der festgelegten Nutzungszeiten benötigt wird. Das Zauberwort heißt hier "Wake on LAN". Mit WoL lassen sich sehr viele Geräte aus dem Standby aufwecken. Das WoL-Signal können Sie beispielsweise über die Oberfläche Ihres Routers schicken. Schauen Sie in der Fritzbox-GUI mal unter "Heimnetz/Netzwerk" und klicken Sie auf den "Bearbeiten"-Link eines Netzwerkgeräts. Ganz unten finden Sie hier die WoL-Funktion. Gerade beim NAS ist das durchaus nützlich!

Die WoL-Funktion auf der Fritzbox.

Nirgends erlebt der moderne Mensch direkter, wie sich das Stromsparen anfühlt und auswirkt: Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets hängen ständig am Kabel und saugen Strom. Es gibt hier allerlei technische Möglichkeiten, wie Sie den Stromverbrauch herunterfahren können, ohne wirkliche Einbußen verzeichnen zu müssen - was Sie detailliert unter "Akku sparen bei Android - so klappt's" nachlesen können.

Bei Smartphone & Co. ist es aber vor allem der Verzicht, der sich bemerkbar macht - das Display nicht zehn mal pro Stunde anzuwerfen, um nach neuen Nachrichten zu schauen, wäre ein Anfang. Sie können wichtige Benachrichtigungen aber auch auf dem Sperrbildschirm anzeigen lassen und auf ein aufwändiges Hintergrundbild verzichten, was wöchentlich locker einen Ladevorgang einsparen kann. Oder wie wäre es mit dem Verzicht auf kabellose Kopfhörer? Bessere Klangqualität, keine nervigen Durchsagen im Ohr, nie im falschen Augenblick ohne Saft. Aber ja, hier sind wir wieder an der üblichen Stromspartippstelle: Verzicht ist einfach gefordert, aber schwierig umzusetzen.

Android bietet vielfältige Stromspareinstellungen.

Nochmal zurück zum Kühlschrank, einen der größten Verbraucher überhaupt. Bevor Sie anfangen zu sparen oder gar etwas abzuschalten, müssen Sie den Kopf einschalten und schauen, ob es sich nicht bloß um Tropfen-auf-den-heißen-Stein-Tipps oder gleich direkt reines Schlangenöl handelt. Backen ohne Vorheizen ist so ein "Tipp" - klar spart das Energie. Aber der Qualitätsverlust bei vielen Speisen wäre doch arg hoch. Und superschnelles Zuknallen der Kühlschranktür mag monatlich einen halben Euro sparen, aber da ist Ihre Denkenergie sicherlich andernorts besser aufgehoben. Ganz eifrige Sparer füllen sogar den nicht belegten Platz im Schrank mit Styroporblöcken, die die Kälte natürlich besser im Schrank behalten als gekühlte Luft. Aber an dieser Stelle wird Stromsparen wohl zum Hobby. Für Kühlschränke gibt es aber auch für jedermann hilfreiche Online-Rechner, über die Sie ziemlich genau herausfinden können, wie viel Sie mit einem neuen, energieeffizienteren Gerät einsparen können. Überhaupt sollten Sie nicht einfach wild Tipps umsetzen, sondern erstmal analysieren: Bereits für unter 10 Euro bekommen Sie Stromverbrauchsmesser wie den PM 231 E von Brennstuhl. Schalten Sie diese "Messsteckdose" einfach zwischen Steckdose und Verbraucher, beobachten Sie einige Tage und entscheiden Sie dann über entsprechende Maßnahmen.

Aber selbstverständlich gibt es nicht nur den Ansatz große Verbraucher zu identifizieren und Verbrauch gezielt einzudämmen. Gemäß dem Motto "Kleinvieh macht auch Mist" können Sie auch einfach alles umsetzen, was Sie nicht nervt und darüber einen Effekt erzielen. Das wichtigste Werkzeug hier: Ihre Vorstellungskraft! Wenn Sie einmal darauf gepolt sind zu sparen, werden Ihnen im Alltag viele Energielecks begegnen. Zur Sensibilisierung hier eine mal eine kleine Auflistung größerer und kleinerer Einsparer:

  • Haushaltsgeräte in den richtigen Dimensionen kaufen - Dinge wie Öfen oder Geschirrspüler gibt es auch in halben Standardgrößen, was Haushalte mit ein, zwei Personen in der Regel völlig genügt.
  • Wasserkocher nur mit der benötigten Menge füllen.
  • Wartung! Lüfter von PCs säubern, Kühlschrank abtauen, Fensterdichtungen kontrollieren etc.
  • Lichtsensoren in TVs und Smartphones nutzen, um die Bildschirmhelligkeit bei wenig Umgebungslicht zu senken.
  • Kochen mit Restwärme, mit Deckeln und in Umluftöfen auf mehreren Ebenen gleichzeitig.
  • Nutzung von Energiesparprogrammen bei Rechnern, Spül- und Waschmaschinen, Öfen und so weiter.
  • Typische Stand-By-Geräte über fernbedienbare Steckdose en gros ausschalten.
  • Umstieg auf Energiesparlampen (die längst nicht mehr mit kaltem Licht nerven!).
  • Warmer Pullover statt voll aufgedrehte Heizung.
  • Heimautomatisierung (sofern schon vorhanden!) für Nutzungszeiten einsetzen.

Zum Schluss aber noch mal der Hinweis, dass Energieverbrauch der beste Ratgeber zum Energiesparen ist: Denken! Das verbraucht viel Energie, die über produzierte, gekühlte, erhitzte Nahrung zur Verfügung gestellt wird, hilft aber gegen besagtes Schlangenöl und auch Menschen, Vereine und Tipps, die es zu gut meinen. Das oben erwähnte co2online beispielsweise, laut eigenen Angaben ein gemeinnütziges Projekt, ist auf das eine Thema fokussiert und daher bisweilen etwas drüber, um es salopp zu formulieren. Dazu ein O-Ton von co2online zum Thema Stromsparen beim Wasserverbrauch: "Heißes Badewasser ist in der Regel nur etwa 40 Grad warm. Auf diese Weise kann der Stromverbrauch um etwa zehn Prozent verringert werden. [...] Warum dann die Temperatur nicht gleich auf 40 Grad senken?" Die Antwort gibt co2online immerhin selbst: "Um das Risiko von gesundheitsgefährdenden Legionellen auszuschließen ...". Generell neigen monothematische Stromsparseiten zu einer Art positiv gemeintem Extremismus und vergraulen vermutlich den ein oder anderen moderaten Stromsparwilligen. Nehmen Sie es nicht übel und ziehen Sie aus solche Seiten einfach die guten Tipps. (them)