VPN unter Android einrichten - so klappt's

Egal, ob Sie ins heimische Netz oder anonym surfen wollen - VPN ist die beste Lösung. Und so nutzen Sie es unter Android.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
Inhaltsverzeichnis

Über ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) greifen Sie ganz fix auf Ihre Geräte daheim zu oder surfen unerkannt im WWW. Wie Sie das mit Ihrem Android-Smartphone hinbekommen, erklären wir Ihnen in folgendem Beitrag.

Nun, eigentlich ist VPN VPN und Punkt. Aber es wird für zwei grundsätzlich unterschiedliche Anwendungen genutzt: Um sich in ein entferntes Netzwerk einzuklinken, beispielsweise das eigene Heimnetz oder das Firmen-LAN - oder, um anonym zu surfen.

In Variante 1 benötigen Sie von Android aus überhaupt keine App, das geht über die Android-Einstellungen. Im Heimnetz muss ein VPN-Server laufen. Erfreulicherweise geht das mit der omnipräsenten Fritzbox, die selbst VPN-Funktionalität bietet. Sie können sich so vom Smartphone aus ins Heimnetz einwählen und dann genauso arbeiten, als säßen Sie tatsächlich daheim in Reichweite Ihres WLANs. Sie können also zum Beispiel auf Medienserver zugreifen, Ihre Smart-Home-Geräte steuern oder natürlich auch ganz einfach surfen. Denn alles, was Sie bei bestehender VPN-Verbindung über das Internet erledigen, läuft über Ihre eigene Fritzbox. Heißt auch: Ein Webseitenbetreiber würde nicht Ihre Smartphone-IP-Adresse sehen, sondern die IP der Fritzbox. Anonym surfen geht so also nicht.

Bei Variante 2 benötigen Sie sehr wohl eine App, um sich mit einem entfernten, nicht von Ihnen selbst betriebenen VPN-Server zu verbinden. Es gibt hier sowohl kostenpflichtige als auch kostenlose Varianten. In der Regel werden Sie nur ab und an einen solchen Anonymisierungsdienst benötigen und dann genügt ein kostenloser Dienst. Kommerzielle Anbieter bieten häufig aber mehr Möglichkeiten, beispielsweise IP-Adressen aus bestimmten Ländern zu beziehen oder gegen Zahlung mehr Bandbreite zu bekommen. Hier zeigen wir Ihnen aber, wie Sie auf die einfachst mögliche Weise eine VPN-Verbindung aufbauen: Kostenlos und mit einem Klick per Riseup VPN.

Hinweis: Ab Android 11 und aufwärts ist das Nutzen des FritzBox-VPNs leider nicht mehr möglich. In diesem Fall sollten Sie auf eine andere VPN-Variante zurückgreifen.

Das Einrichten einer VPN-Verbindung unter Android ist im Grunde super einfach - birgt aber durchaus einige Fehlermöglichkeiten. Zunächst muss auf jeden Fall die VPN-Funktion der Fritzbox aktiviert sein. Einen eigenen, ausführlichen Artikel zur Einrichtung von VPN auf der Fritzbox finden Sie hier. Eine Kurzvariante folgt hier:

VPN auf der Fritzbox aktivieren:

  1. Legen Sie einen Nutzer unter "System/Fritzbox-Benutzer" an.
  2. Gewähren Sie dem Nutzer das Recht "Zugang auch aus dem Internet erlaubt" und "VPN".
  3. Aktivieren Sie über "Internet/Myfritz-Konto" ein MyFritz-Konto, um eine Adresse in der Art 123abc.myfritz.net zu erhalten, die immer zu Ihrem Router führt.
  4. Erstellen Sie über "Internet/Freigaben/VPN" eine neue VPN-Verbindung für Ihren Fritzbox-/MyFritz-Nutzer.
  5. Speichern Sie und lassen Sie sich die VPN-Zugangsdaten anzeigen; später geht das über "System/Fritzbox-Benutzer/Benutzer bearbeiten/VPN-Einstellungen anzeigen".

Wichtig ist hier der letzte Schritt: Es öffnet sich ein Fenster mit allen Daten, die für die Android-VPN-Verbindung benötigt werden.

Die Einstellungen der Fritzbox nach der Einrichtung.

Nehmen Sie also Ihr Android-Gerät zur Hand und öffnen Sie die VPN-Einstellungen über die Suche oder "Einstellungen/Mehr/VPN" - oder wo auch immer der Hersteller des Geräts die Einstellungen hingepackt hat.
Klicken Sie auf "VPN hinzufügen" (beziehungsweise den Plus-Button) und geben Sie die Daten aus der Fritzbox ein:

Name: Beliebig-VPN
Typ: Standardmäßig IPSec Xauth PSK
Server-Adresse: 123abc.myfritz.net
IPSec Identifier: Name Eures Fritzbox-/VPN-Nutzers
IPSec Pre-Shared Key: Kryptische, lange Zeichenfolge

Um die Details müssen Sie sich nicht wirklich kümmern, hier handelt es sich quasi um etwas wie "Zugangsdaten auf Programmebene". Wichtig: Seien Sie hier sehr sorgfältig, gerade beim Pre-Shared Key: Dieser gemeinsame Schlüssel von Fritzbox und Android-Gerät besteht aus vielen Zeichen, lässt sich im Android-Eingabefeld nicht im Klartext anzeigen und ist eine beliebte Fehlerquelle.

Die Fritzbox-Daten landen in den Android-Einstellungen.

Anschließend speichern Sie diese neue Verbindung. Zurück in der VPN-Übersicht der Android-Einstellungen, tippen Sie nun Ihre neue Verbindung an und melden sich mit Ihrem Nutzernamen (entspricht dem IPSec Identifier) und dem in der Fritzbox gesetzten Passwort an. Nach ein paar Sekunden sollte die Meldung "verbunden" kommen und oben in der Statusleiste ein Schlüssel-Symbol erscheinen.

Drei Tipps für's Troubleshooting: Zum einen können Sie natürlich auf den Schritt mit dem MyFritz-Konto verzichten. Das dient im Grunde nur dazu, dass es eine fixe Adresse gibt (123abc.myfritz.net), die immer zu Ihrem Router führt. Da viele (Kabel-)Internet-Provider aber IPs vergeben, die sich super selten ändern, könnten Sie Ihre Fritzbox auch über die IP ansprechen, also statt etwa "123abc.myfritz.net" direkt "87.20.20.20". Das wird nicht für immer funktionieren, aber es ist mit MyFritz eine mögliche Fehlerquelle beseitigt. Zum anderen: Geduld. Bisweilen dauert es - aus unerfindlichen Gründen - ziemlich lange, bis sich die VPN-Verbindung aufbauen lässt. Bei hiesigen Tests liefen die Verbindungen über die MyFritz-Adresse erst im sechsten, siebten Anlauf, über die IP-Adresse direkt erst nach einer Stunde! Wenn Sie also sicher sind, dass alle Daten korrekt sind: Erstmal einen Kaffee trinken und dann erst ärgern ;)
Und drittens: Die Verbindung klappt nicht, wenn sich das Android-Gerät im gleichen Adressraum (192.168.178.0/24) befindet wie die Fritzbox. Sprich es funktioniert nicht ohne weiteres aus einem anderen Standard-Fritzbox-LAN. Deaktivieren Sie im Zweifel einfach das WLAN unter Android und testen Sie über mobile Datenübertragung.

Riseup.net ist ein Projekt, um Menschen mit anonymen Kommunikationsmöglichkeiten zu versorgen. Genauer gesagt ist es eine aktivistische, eher linksgerichtete und spendenfinanzierte Gruppe. Ob man das nun mag oder nicht: Es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass hier tatsächlich, wie versprochen, nichts geloggt wird. Das versprechen zwar auch kommerzielle Anbieter immer wieder, aber sie sind auch immer wieder mal aufgeflogen, weil sie eben doch Daten von Nutzern gespeichert haben. Offiziell noch als Beta eingestuft, läuft der RiseupVPN-Dienst nun schon seit einer ganzen Weile sehr zuverlässig und performant.

Das Beste an der RiseupVPN-App: Es ist eine vorkonfigurierte Variante des VPN-Clients Bitmask. Und vorkonfiguriert heißt für Sie, dass die ganze Arbeit von der Fritzbox-Variante von oben wegfällt. Sie finden RiseupVPN bei Google Play und natürlich auch bei F-Droid.

Nach der Installation rufen Sie die App auf und tappen auf den einzigen vorhandenen Button: "Einschalten" - ein, zwei Sekunden später meldet die App, dass die VPN-Verbindung steht. Das können Sie natürlich auch oben im Android-Status sehen, wo wiederum das Schlüssel-Symbol auftaucht. Die Einfachheit hat, wie oben bereits angedeutet, einen kleinen Nachteil: Es scheint sich immer um ein und denselben Server in den Niederlanden zu handeln, sodass das Umgehen von Ländersperren mit RiseupVPN tendenziell meist nicht so einfach funktioniert.

Einfacher als mit RiseupVPN geht es nicht - hier gibt es nur den Ein-/Aus-Schalter.

Als Ersatz-Tipp: Sie können auch die freie App Orbot verwenden. Orbot setzt nicht auf VPN, sondern baut eine Verbindung zum Tor-Netzwerk auf und kann diese als "VPN-Modus" für das gesamte Android-Gerät zur Verfügung stellen. Auch hier beschränkt sich die Einrichtung auf das Starten sowie die Aktivierung des VPN-Modus per Klick. Der Vorteil: Sie können sich ein Land für Ihre Identität aussuchen und natürlich das Darknet besuchen. Der Nachteil: Tendenziell ist Tor langsamer und Orbot im Zweifel nicht so stabil wie echtes VPN, da der VPN-Modus eher eine Art Umgehungsstraße ist.

Kommerzielle Anbieter bieten in der Regel eigene Apps, die sich einigermaßen ähnlich verhalten - denn natürlich können auch die Ihre Apps vorkonfigurieren.

Mehr Infos

(anka)