Wer hat mein Facebook-Profil besucht?

Jeder wüsste wohl gerne, wer das Facebook-Profil besucht hat. Doch leider gibt es diese Funktion nicht. Entsprechende Angebote sind immer Betrug.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
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Xing hat die Funktion, LinkedIn auch, beide jedenfalls in der Premium-Fassung: Man kann nachschauen, wer das Profil besucht hat und der Person gegebenenfalls eine Nachricht schicken oder anderweitig Kontakt aufnehmen. Bei Facebook sieht das anders aus: Das größte soziale Netzwerk bietet leider keine entsprechende Funktion – Besucher eines Profils bleiben anonym. Trotzdem will natürlich jeder gerne wissen, wer da bei Facebook stalkt. Deshalb ist diese fehlende „Funktion“ vor allem eines: Ein wunderbarer Angriffspunkt für Betrüger und Abzocker.

Dass Facebook keine entsprechende Funktion bietet, liegt vor allem an Facebook selbst und dürfte mit ein Grund für den Erfolg des Netzwerks sein. Hand auf’s Herz: Wie oft haben Sie nach verflossenen Liebschaften, alten Schulkameraden oder Ihrem Chef gesucht und sich das Profil angeschaut? Oder zumindest das, was im öffentlichen Profil übrig bleibt? Genau: Sie würden nicht wollen, dass Ihre Zielperson sieht, dass Sie da waren. So dürfte es den meisten Facebook-Nutzern gehen: Einerseits wollen sie in Ruhe unbemerkt Leute finden, andererseits wüssten sie selber gerne, wer sie besucht hat. Dass Facebook die Funktion nicht hat, dürfte daher Strategie sein und nicht unerheblich zum Erfolg des Netzwerks beitragen.

Doch überall dort, wo Bedarf besteht, den der Markt nicht bedient, lauern Betrüger, die genau den Service anbieten, den sich viele wünschen: Im Android-Play-Store, per Facebook-Share oder auch über dubiose Website-Links oder WhatsApp-Weiterleitungen tauchen immer wieder Apps und Websites auf, die angeblich trotzdem möglich machen, Facebook-Profilbesucher zu identifizieren. Dummerweise sind diese Links vor allem eines: Gefährlich! Denn je nachdem, wie gut sie konstruiert sind, geben sie tatsächlich vor, die Facebook-Profilbesucher anzeigen zu können. Da müssen Rechte per Access-Token vergeben werden und möglicherweise zeigt die Facebook-App sogar eine Liste verpixelter Gesicher, die Sie nur freischalten können, indem Sie dieser Rechtevergabe zustimmen. Das Problem: Sobald die App oder Website Zugriff hat, kann sie in Ihrem Namen Dinge auf Facebook posten – katastrophal, wenn dann auch die Freunde auf die Links klicken.

Deutlich häufiger machen sich die Facebook-Betrüger aber gar nicht die Mühe, den Anschein zu erwecken, sie seien eine reguläre App: Wer auf den Link klickt, wird durch mehrere Websites hindurch zu dubiosen Gewinnspielen weitergeleitet. Die versprechen – natürlich nach Eingabe persönlicher Daten – tolle Gewinne, von nagelneuen iPhones bis hin zu Autos. Wer hier seine Daten hinterlässt, macht es den Abzockern jedoch leicht, ein Fake-Profil von Ihnen zu erstellen – und damit weitere Schweinereien zu treiben. So ist Social Engineering - der Versuch, Menschen per Vortäuschung falscher Tatsachen Infos oder gar Passworte zu entlocken - auch auf Facebook ein beliebter Sport. Jemand, der Ihr Profil kopiert, kann möglicherweise ganz leicht ihre Freunde und Bekannten abzocken, die Ihnen vertrauen.

Natürlich sind das nur zwei Beispiele für Gefahren, die über die Fake-Funktion „Profilbesucher anzeigen“ möglich sind. Weitere Varianten, etwa die Infektion des Rechners mit einem Virus oder das ungefragte Weiterleiten von Nachrichten mit bösen Links, sind denkbar. Wer bereits geklickt hat, sollte also sofort Sicherheitsmaßnahmen ergreifen:

  • Entfernen Sie, sofern es sich um eine App handelt, diese direkt von Ihrem Smartphone oder Tablet.
  • Öffnen Sie zunächst die Apps und Websites-Seite in den Facebook-Einstellungen. Diese erreichen Sie, indem Sie oben rechts auf das kleine Dreieck klicken, hier „Einstellungen“ und anschließend links „Apps und Websites“ auswählen. Es gibt auch einen Direktlink: https://www.facebook.com/settings?tab=applications.
  • Prüfen Sie hier, ob Apps- und Websites berechtigt sind, die eigentlich keine Berechtigung haben sollen. Setzen Sie einen Haken bei der App, die Sie entfernen wollen und klicken Sie auf „Entfernen“.
  • Entfernen Sie alles, was Sie nicht eindeutig zuordnen können. Falls es sich um eine App handelt, die Sie nutzen, wird diese Sie bei der nächsten Nutzung wieder nach der Freigabe fragen.
  • Prüfen Sie außerdem Ihren PC auf Viren und andere Schädlinge. Das ist vor allem unter Windows relevant. Dafür brauchen Sie keinen extra Virenscanner: Selbst namhafte Experten empfehlen unter Windows 10 inzwischen den Windows Defender. Der ist bei Windows 10 standardmäßig an Bord. Wie Sie den Windows Defender aktivieren, erklären wir Ihnen in dieser Anleitung.
  • Geben Sie zum Überprüfen der Windows-Defender-Funktion „Windows Defender Security Center“ in der Cortana- oder Windows-Suchleiste ein und klicken Sie das Suchergebnis an. Das Security Center öffnet sich.
  • Klicken Sie hier auf „Viren und Bedrohungsschutz“ und danach auf „Einstellungen für Viren- und Bedrohungsschutz.“ Hier sollten die Schalter „Echtzeitschutz“ und „Cloudbasierter Schutz“ aktiv sein. Dadurch sind Sie immer vor Viren und anderen Schädlingen geschützt – ohne zusätzlichen Virenscanner!

Im Internet kursiert noch ein weiterer Tipp, der jedoch auch ein Fake ist: Man soll bei Facebook den Seitenquelltext anzeigen, indem man die entsprechende Option im Browser wählt. Im Quelltext soll im Eintrag „InitialChatFriendsList“ dann etwas herauskopiert werden. Danach soll dieser String in der Browserzeile hinter https://www.facebook.com/ eingefügt werden. Daraufhin öffnet sich gegebenenfalls ein Profil, allerdings das eines bereits bekannten Freundes. Das ist kein Wunder, denn alles, was Sie auf diese Weise anzeigen, ist einer der Bekannten, der Ihnen eine Nachricht im Messenger geschickt hat. Der vermeintliche Trick ist also nichts weiter als ein Fake – die Arbeit können Sie sich also sparen.

Von wegen Besucher: Der vermeintliche Quelltext-Trick ist ein Fake.

Und so bleibt es dabei: Bei Facebook gibt es keine Möglichkeit, Profilbesucher anzeigen zu lassen. Websites, Links und Apps, die etwas anderes versprechen, sind entweder hochgradig gefährliche Phishing- und Gewinnspiel-Abzocker oder schlicht Spaßvögel, die Ihnen einen Streich spielen wollen. Facebook hat diese Funktion in all den Jahren nicht geöffnet, die Wahrscheinlichkeit, dass das in Zukunft passiert, ist ebenfalls gering. Insofern müssen Sie leider damit leben, dass Sie nie erfahren werden, wer Ihr Profil besucht hat. Besser ist es also, das öffentliche Profil so weit einzuschränken, dass dort keine relevanten Informationen auftauchen. Wer Sie stalken will, muss sich dann mit Ihnen anfreunden – oder es eben lassen.

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(anka)