Test: Mazda 3 Skyactiv-X 2.0 M Hybrid

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Das ist schade, zumal sich das Fahrwerk ansonsten sehr gut anfühlt. Da ist es wieder, jenes runde Gefühl, mit dem 3er augenblicklich warm zu werden. In die Abstimmung von Federung und Dämpfung sowie Lenkung hat Mazda spürbar viel Arbeit gesteckt und ein sehr gutes Ergebnis abgeliefert. Die Dämpfung spricht sensibel an, die Lenkung ist direkt ausgelegt, nervt aber nicht mit unnötigen Untergrund-Informationen. Das ganze fühlt sich ausgewogen und fein aufeinander abgestimmt an. Es macht schlicht Freude, den Mazda 3 zu fahren.

Sträflich unübersichtlich

Der positive Eindruck verflüchtigt sich etwas, wenn ein Spurwechsel ansteht. Schon die Fotos zeigen, dass die Bezeichnung „C-Säule“ beim Mazda 3 nicht mehr passt. Ich weiß nicht, ob die traditionell massive „Banane“ des Golf hier mit einer „Bananenplantage“ übertrumpft werden sollte. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass eine massive C-Säule Solidität und Sicherheit ausstrahlt. Mazda hat hier heillos übertrieben.

Damit ist der 3er eines der vielen modernen Fahrzeuge, in deren toten Winkel ganz Hessen passt. Eine Entwicklung, die nur die Produzenten von Totwinkel-Assistenzsystemen begrüßen können. Jeder normale Mensch muss angesichts der vielen tödlichen Fahrradunfälle in unseren Städten und der Erfahrung, wie schnell auch ohne künstliche Erschwernis ein Fahrradfahrer beim Rechtsabbiegen übersehen werden kann, solchem Design die rote Karte zeigen. Offenbar ist das aber nicht der Fall.

Misslungene Raumausnutzung

Leider ist der Mazda 3 auch kein Raumwunder. Ein VW Golf bringt auf 20 cm weniger Außenlänge die hinteren Insassen spürbar großzügiger unter. Ich bin knappe 1,80 m groß und komme hinter dem auf mich eingestellten Fahrersitz im Mazda in unangenehmen Kontakt zur Sitzlehne, wo ein Golf 7 noch Platz lässt. Zudem schafft es der zukünftige Ex-Golf auf weniger Parkfläche auch noch den Mazda-Kofferraum (351 bis 1026 Litern) um 29 bis maximal über 250 Liter zu überbieten. Die Raumausnutzung des Mazda 3 ist schlicht misslungen. Der japanische Kompakte gehört außen zu den Riesen, innen zu den Zwergen und ist obendrein sträflich unübersichtlich. Im Alltag aber nervt er trotzdem nicht. Ganz im Gegenteil, er hat einen Charme, den ich im Golf 7 trotz oder sogar wegen aller teutonischer Perfektion niemals gefunden habe.

Auch im Preiskapitel gibt es für den Mazda 3 im Vergleich zum gerade noch in Neuwagen-Restposten abverkauften Alt-Golf nichts zu holen – zumindest auf den ersten Blick. Der Diesotto mit 180-Papier-PS und höchster Ausstattungslinie Selection beginnt bei 28.590 Euro. Ein Golf 7 Highline mit dynamisch überlegenen 150 PS kostet unverhandelt mit 29.925 Euro nur unwesentlich mehr. Doch die Serienausstattung des Deutschen kann mit der japanischen Vollausstattung bei weitem nicht mithalten.

Was zu empfehlen ist

Unser Testwagen kam mit allerlei Annehmlichkeiten wie Lederpolsterung inklusive elektrisch einstellbarem Fahrersitz mit Memory (1800 Euro), Bose-Soundsystem (750 Euro) u.v.m. auf 33.640 Euro – viel mehr geht nicht. Der 360-Grad-Rückfahrmonitor mit Vogelperspektive ist in Anbetracht der schlechten Übersicht ein empfehlenswertes Extra. Schade ist, dass er nur im Paket mit „Assistenzsystemen“ wie City-Notbremsfunktion, Frontüberwachung und Aufmerksamkeitsassistent kommt (1200 Euro). Wie wir schon des öfteren festgestellt haben, helfen bei Mazda diejenigen Assistenzsysteme am besten, auf die bei der Konfiguration weise verzichtet wurde. Da sind Rückfahrkamera und Einparkhilfe nur deshalb Ausnahmen, weil hypersensibles Tröten vielleicht doch weniger nervt als völlige Blindheit für die Außenabmessungen beim Einparken.

Der Hersteller trug die Überführungs-, der Autor die Spritkosten. (chlo)