Analyse: Threads findet Datenschutzoption, um Anbindung an Mastodon zu behindern

Meta arbeitet daran, Threads an offene soziale Netze anzuschließen. Ein kleiner Haken dürfte dabei aber zum großen Hindernis werden, analysiert Martin Holland.

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Logo von Threads

(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Nachdem der Kurznachrichtendienst Threads in der vergangenen Woche mit ersten öffentlich einsehbaren Tests der angekündigten Anbindung an das sogenannte Fediverse begonnen hat, gibt es inzwischen weitere Informationen zu den diesbezüglichen Plänen von Meta. Deutlich wird dabei vor allem, dass Nutzern und Nutzerinnen von Threads ein entscheidendes Mitspracherecht eingeräumt werden soll und zwar in einer Form, die die bestehende Abgrenzung nach außen weitgehend intakt lassen dürfte. Das dürfte einige Befürchtungen auf Mastodon besänftigen, die Kommunikation zwischen beiden Seiten aber merklich erschweren. Außerdem dürfte die versprochene Möglichkeit, mitsamt der Follower aus Threads auszuziehen, deutlich an Attraktivität verlieren.

Das jedenfalls legt eine Aussage von Adam Mosseri nahe, der bei Meta für Threads verantwortlich ist. Nachdem er die Pläne für die Interoperabilität erklärt hat, hat er in einer Antwort auf eine Nutzerfrage ergänzt, dass öffentliche Accounts auf Threads "explizit zustimmen" ("opt in") müssen, damit die Inhalte darüber hinaus verbreitet werden. Für die Anbindung ans Fediverse mit Diensten wie Mastodon, Pixelfed oder Firefish wird das zu einer immensen Hürde: Denn auch wenn es dort inzwischen ein paar Millionen Accounts gibt, so erreicht man doch allein auf Threads schon dutzende und bald vielleicht hunderte Millionen. Wieso sollte eine große Zahl von Threads-Nutzern da eine möglicherweise noch versteckte Option aktivieren, von der sie womöglich nicht einmal wissen?

Folgt man dieser und den anderen Aussagen von Mosseri, hat Meta tatsächlich vor, Threads rein technisch vollständig ans Fediverse anzuschließen. Prinzipiell wird man dann von Mastodon aus Accounts auf Threads folgen und deren Beiträge auch kommentieren können. Das soll auch in umgekehrter Richtung möglich werden, Kommentare unter den beiderseitigen Beiträgen werden dann angezeigt. Auch das schon vielfach beschriebene Umziehen eines Accounts von Threads etwa auf eine Mastodon-Instanz will Meta ermöglichen. Insgesamt werde die Umsetzung etwa ein Jahr dauern und in Schüben kommen, sagt Mosseri. Wenn für die Verbindung aber die explizite Zustimmung nötig ist, wird es solche Interaktionen nur in sehr geringem Umfang geben.

Dass die Anbindung ans Fediverse erst nach einem "Opt-in" erfolgt, ist grundsätzlich sicher die datenschutzfreundliche Option. Aber Meta wird sie nicht deswegen wählen. Immerhin werden Inhalte aus Threads auch jetzt schon auf Instagram und Facebook angezeigt. Dem kann man erst seit wenigen Wochen per "Opt-out" widersprechen und das auch nur in der App. Stattdessen sorgt Meta mit dem Vorgehen in Bezug aufs Fediverse dafür, dass in der Mauer um den "Walled Garden" Threads höchstens kleine Löcher entstehen. Für all jene, die das Fediverse bevorzugen, aber mit Threads interagieren wollen, wird das deutlich unattraktiver. Bei einem möglichen Auszug aus Threads hingegen gehen alle jene Follower verloren, die den Haken nicht gesetzt haben.

Während die Ankündigung des "Opt-ins" bei jenen für etwas Beruhigung sorgen dürfte, die eine Flut von Inhalten befürchten, die aus Threads ins Fediverse schwappen, sehen andere das kritisch. Mastodon-Gründer Eugen Rochko etwa hat schon erklärt, dass die Anbindung ans Fediverse seiner Meinung nach nur per "Opt-out" zu verhindern sei, aber standardmäßig aktiviert werden sollte. Bei Meta will man aber nicht Mastodon und das Fediverse aufpäppeln, sondern das nächste große soziale Netzwerk aufbauen. Nach dem gelungenen Start in Europa sieht es jetzt so aus, als könnte das gelingen. Auf Mastodon wird man dagegen erst einmal weiter und zumindest größtenteils unter sich bleiben.

(mho)