Pfeifendes Mainboard

Dank sehr leisem CPU-Kühler, entkoppelter Festplatte und fast geräuschlosem Netzteil wäre mein neuer PC eigentlich ein sehr verträglicher Zimmergenosse, doch leider treibt mich ein leises Piepen fast in den Wahnsinn. Ich schaffe es nicht, die Quelle zu lokalisieren – haben Sie einen Tipp?

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Dank sehr leisem CPU-Kühler, entkoppelter Festplatte und fast geräuschlosem Netzteil wäre mein neuer PC eigentlich ein sehr verträglicher Zimmergenosse, doch leider treibt mich ein leises Piepen fast in den Wahnsinn. Ich schaffe es nicht, die Quelle zu lokalisieren – haben Sie einen Tipp?

Mehrere PC-Bauteile kommen als Quellen relativ hochfrequenter Pfeif- oder Zirpgeräusche infrage. In der Vergangenheit haben wir bereits darauf hingewiesen, wie man ihnen mit einem „Pappröhrenstethoskop“ auf die Schliche kommt (siehe c’t 8/05, S. 178 beziehungsweise www.ct.de/-318334).

Damit die MLC-Kondensatoren die Platine nicht zu Schwingungen anregen, empfiehlt Intel spezielle Anordnungen.

Eine weitere, schwer ortbare Geräuschquelle beschreibt Intel im Entwicklerleitfaden VRD 11.1 für die Spannungswandler, die auf dem Mainboard für die Versorgung des Prozessors zuständig sind. Zu solchen Wandlerschaltungen gehören auch winzige, mehrlagige Keramikkondensatoren, die in und um die Prozessorfassung herum sowie oft auch auf der Unterseite der Mainboard-Platine angeordnet sind. Diese Multilayer Ceramic Capacitors (MLCC) glätten die sogenannte CPU-Kernspannung. Vergleichsweise starke und schnelle Veränderungen dieser Spannung verursachen durch den Piezoeffekt mechanische Verformungen der Kondensatorkeramik. Laut Intel können durch Stromsparfunktionen vor allem bei leerlaufender CPU Spannungssprünge von bis zu 0,25 Volt mit einer Frequenz von ungefähr 1 kHz auftreten, die die MLCCs zum Schwingen bringen – und diese regen wiederum die Platine an, mit der sie verlötet sind. So werden hohe, pfeifende Töne hörbar.

Intel rät Entwicklern, bestimmte Typen von MLC-Kondensatoren zu meiden, sie möglichst nicht parallel nebeneinander anzuordnen oder sie in gegenläufiger Orientierung auf Ober- und Unterseite der Platine zu platzieren, sodass sich Schwingungen gegenseitig aufheben. Wenn Ihr Mainboard wegen der MLCCs piept, können Sie das allerdings nicht nachträglich ändern; vermutlich bringt auch eine Reklamation keine Abhilfe, weil das Problem ja konstruktionsbedingt ist. Ein Geräusch-Grenzwert für Mainboards ist zudem nicht definiert. Eine Alternative zum Austausch des Mainboards wäre, die CPU-Stromsparfunktionen abzuschalten oder zu verändern, etwa – sofern möglich – den Enhanced C1 Halt State (C1E) per BIOS-Setup zu deaktivieren. Dadurch steigt aber möglicherweise die Leistungsaufnahme des PC, je nach Mainboard und CPU um 5 bis 15 Watt.

Falls Sie Windows ab Vista einsetzen, besteht theoretisch die Möglichkeit, über das Kommandozeilenprogramm powercfg.exe die vom Betriebssystem genutzten CPU-Stromsparmodi noch feinfühliger zu verändern, um beispielsweise die Umschaltfrequenz zu verändern. Das ist aber nicht bei jedem PC möglich und muss je nach (ACPI-)BIOS und CPU ganz unterschiedlich erfolgen – das Word-Dokument (siehe Link), in welchem Microsoft die dazu nötige Vorgehensweise beschreibt, umfasst 47 Seiten. In den meisten Fällen ist der Mainboard-Austausch also die beste Lösung, aber leider nicht die billigste.

www.ct.de/1015154 (ciw)