Supermärkte und Discounter: Verbraucherschützer warnen vor Rabatt-Apps
Die Verbraucherzentrale NRW klärt über Irrtümer rund um Supermarkt-Apps auf. Und warnt: Für mögliche kleine Vergünstigungen werde der Nutzer gläsern.

(Bild: non c/Shutterstock.com)
Fast drei Viertel der Smartphone-Nutzer haben laut einer Umfrage Apps von Supermärkten und Discountern auf ihrem Handy, um Rabattcoupons einzulösen oder an Treueprogrammen teilzunehmen. Viele Verbraucher überschätzten jedoch die Potenziale dieser Anwendungen, warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ NRW).
Vorteil oft geringer als gedacht
"Der Spar-Vorteil ist oft geringer als gedacht", sagte Datenschutzexpertin Christine Steffen am Dienstag. Verbraucher zahlten für vergleichsweise geringe Vergünstigungen "mit der Preisgabe umfangreicher persönlicher Daten". Ob und wie viel Nutzer beim Einkauf sparten, hänge von vielen Faktoren ab, so die Verbraucherzentrale. Es komme etwa darauf an, ob Käufer regionale und saisonale Produkte bevorzugten, ob überwiegend Markenprodukte oder eher die Eigenmarken der Ketten in ihren Einkaufswagen landeten.
Generell seien Händler verpflichtet, auch den niedrigsten Preis der letzten 30 Tage für die beworbene Ware anzugeben, heißt es auf einer Informationsseite der Verbraucherschützer. Das solle verhindern, dass Preise erst heraufgesetzt werden, um dann mit einem vermeintlichen Rabatt Schnäppchenjäger anlocken zu können. Verbraucher sollten auch ins Kleingedruckte schauen und sich nicht von angeblichen Preiskrachern blenden lassen.
Verräterische Einkaufsliste und gezielte Werbung
Den Preis für Rabatte über solche Apps zahle letztlich der Kunde, da er quasi gläsern werde, warnt die Zentrale. "Unsere Einkaufsliste sagt viel über uns aus: Liegen zum Beispiel Allergien oder Unverträglichkeiten vor? Leben Schwangere, Babys oder Kleinkinder im Haushalt? Macht jemand gerade eine Diät?" Aus all diesen Informationen könnten Kundenprofile erstellt und zu Werbezwecken genutzt werden. Auch die Nutzung der App selbst werde genau analysiert: "Wann und wie oft öffne ich die App? Welche Produkte schaue ich länger an? Welche Suchbegriffe gebe ich ein? Auch daraus können Händler viele Rückschlüsse ziehen."
"Die Macht der Werbung wird von vielen Menschen unterschätzt", warnen die Verbraucherschützer unter anderem vor psychologischen Tricks wie zeitlich befristete Angebote oder vermeintlich begrenzte Kontingente. Nutzer sollten zumindest die Datenschutzeinstellungen anpassen, etwa den Zugriff auf ihren Standort unterbinden oder der Personalisierung widersprechen. Auch eine kostenlose Datenauskunft sei möglich, wofür die VZ NRW einen Musterbrief anbietet.
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg geht bereits juristisch gegen Rewe und die Tochter Penny sowie Lidl wegen irreführender Darstellungen in den Apps vor. Laut Rewe sprechen die Download- und Einsatzzahlen indes "klar für die Attraktivität von Vorteilsprogrammen" für den mündigen Verbraucher.
(vbr)