Signal-Affäre: iPhone hat wohl Nummer von US-Journalisten falsch abgespeichert
Laut einem Zeitungsbericht weiß man im Weißen Haus inzwischen, wie genau ein renommierter US-Journalist in einen Gruppenchat zu US-Militärschlägen geraten ist.

(Bild: Melnikov Dmitriy/Shutterstock.com)
Der Chefredakteur eines US-Magazins wurde versehentlich einem Gruppenchat hoher US-Regierungsvertreter hinzugefügt, weil der Nationale Sicherheitsberater der US-Regierung dessen Telefonnummer nach einem Vorschlag seines iPhones falsch abgespeichert hat. Das ist angeblich das Ergebnis einer internen Untersuchung, berichtet der Guardian. Die Angaben stammen demnach von drei anonymen Personen, die damit vertraut sind. Demnach war die Anwesenheit des Journalisten Jeffrey Goldberg das Ergebnis mehrerer Fehler, deren Grundlage bereits im US-Präsidentschaftswahlkampf gelegt worden sei. Die Untersuchung könnte demnach dazu beigetragen haben, dass US-Präsident Donald Trump Michael Waltz nicht entlassen hat.
Laut der Zusammenfassung der britischen Zeitung steht am Anfang der Affäre eine E-Mail von Jeffrey Goldberg an das Wahlkampfteam von Donald Trump im Oktober. Der Chefredakteur von The Atlantic habe Fragen zu Äußerungen des Kandidaten über verletzte Militärangehörige geschickt. Trumps Sprecher Brian Hughes habe den Inhalt der E-Mail – inklusive Signatur – kopiert und per Textnachricht an Waltz geschickt, um ihn darauf vorzubereiten. Der habe Goldberg nicht kontaktiert und die Nachricht wohl vergessen. Stattdessen habe das iPhone zu einem späteren Zeitpunkt vorgeschlagen, die Telefonnummer von Goldberg zum Eintrag von Hughes hinzuzufügen. Der ist inzwischen Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats.
Für diesen Vorschlag ist demnach eine seit Jahren existierende Funktion in iOS verantwortlich, die vorschlägt, Telefonnummern aus E-Mails einem Kontakt hinzuzufügen, wenn sie diese ihm zuordnet. Waltz habe den Fehler nicht bemerkt und hatte dann die Telefonnummer von Goldberg unter dem Namen Brian Hughes in seinem iPhone. Als er die Chatgruppe zu den Angriffen auf den Jemen eingerichtet hat, habe er dann versehentlich den renommierten Journalisten hinzugefügt. Der Cybersicherheits-Experte Thomas Rid erklärt, dass es für Waltz dann so ausgesehen haben müsste, dass Hughes der Chatgruppe angehört – für alle anderen wäre der Kontakt als "JG" erschienen.
Private Geräte für geheime Besprechungen ungeeignet
Die Erklärung macht deutlich, warum private Smartphones mit ihren sich ändernden Funktionen und unterschiedlichen Anwendungen für derartige Besprechungen nicht autorisiert werden und es dafür speziell abgesicherte Kommunikationswege gibt. Goldberg konnte in der Gruppe schließlich geheime Informationen über Militärschläge auf den Jemen mitlesen. Inzwischen ist bekannt, dass Gruppenchats auf Signal in der US-Regierung noch weiter verbreitet sind. Zudem gibt es den Verdacht, dass der Messenger dort auch benutzt wird, weil damit die gesetzlich vorgeschriebenen Pflichten zur Archivierung umgangen werden können. So war in dem Gruppenchat zum Jemen eingestellt, dass Beiträge nach automatisch gelöscht werden.
Das Verhalten des in dem Chat besonders aktiven US-Verteidigungsministers Pete Hegseth wird inzwischen vom Pentagon untersucht. US-Präsident Donald Trump, der nicht Teil des Gruppenchats war, hat sich öffentlich immer wieder hinter die Mitglieder gestellt. Laut US-Medien hat er aber darüber nachgedacht, Waltz wegen der Affäre zu entlassen, sich dann aber dagegen entschieden, weil das als Sieg der Presse gewertet werden könnte. Der interne Untersuchungsbericht könnte Waltz ebenfalls geholfen haben. Waltz gehörte auch zu jenen in der US-Politik, die eine mangelnde juristische Verfolgung Hillary Clintons in der sogenannten E-Mail-Affäre besonders scharf kritisiert haben.
(mho)