Sparsamer Hauptspeicher

Vielerorts werden zurzeit DDR3-Speichermodule mit 1,35 statt 1,5 Volt Betriebsspannung offeriert. Lohnt sich der Einsatz des angeblichen Energiesparspeichers?

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Vielerorts werden zurzeit DDR3-Speichermodule mit 1,35 statt 1,5 Volt Betriebsspannung offeriert. Lohnt sich der Einsatz des angeblichen Energiesparspeichers?

Ja, aber nur in Rechnern, etwa Servern, mit sehr großem Hauptspeicher, wo heute bei Maschinen mit zwei Prozessoren bis zu 384 GByte und bei Quad-Socket-Systemen über 1 TByte RAM möglich sind. Bei einem normalen Desktop-PC mit 2 oder 4 GByte Speicher fällt die schon theoretisch sehr geringe Reduktion der Leistungsaufnahme kaum ins Gewicht, selbst bei Notebooks wirkt sie sich nur in Sonderfällen spürbar aus.

Grundsätzlich können die von einigen der großen DRAM-Hersteller gefertigten DDR3L-Chips sparsamer arbeiten als herkömmliche DDR3-Bausteine. Dabei muss man aber sehr genau hinschauen. So darf beispielsweise die DDR3-Betriebsspannung um 0,075 Volt vom Standardpegel abweichen, DDR3-Chips müssen also auch mit 1,425 Volt zurechtkommen. Der Unterschied zum DDR3L-Niveau ist dann minimal. Die meisten aktuellen Prozessoren von AMD und Intel sind ohnehin nicht für 1,35 Volt Spannung auf dem Speicherbus ausgelegt; das beherrschen erst wenige der neuesten Server- und Mobilprozessoren. Bei vielen Desktop-PC-Mainboards lässt sich die niedrige DDR3-Spannung nicht einstellen – dann bringen die angeblichen Spar-DIMMs nichts. Die meisten 1,35-Volt-DIMMs vertragen auch 1,5 Volt, arbeiten dann aber nicht mehr besonders sparsam.

Die Stromrechnung lässt sich mit DDR3L-RAM meistens nicht beeinflussen. Hat der Prozessor wenig zu tun, was bei typischen PCs für den größten Teil ihrer Betriebszeit gilt, dann ruhen auch die Speichermodule. Viele aktuelle 2-GByte-Speicherriegel des Typs PC3-10600-999 (DDR3-1333) benötigen im „Active Standby“-Modus weniger als 1,5 Watt. Für ein besonders sparsames DDR3L-SO-DIMM für Notebooks nennt Samsung hingegen 0,76 Watt. Bei einem leerlaufenden PC mit 4 GByte RAM beträgt das Einsparpotenzial also weniger als 1,5 Watt.

Ein Blick in Datenblätter von Elpida, Micron und Samsung verrät, dass sich die Leistungsaufnahme von Speicherchips verschiedener Hersteller und Produktgenerationen stark unterscheidet. Deshalb kann ein herkömmliches DDR3-Modul im „Active Standby“-Modus durchaus sparsamer sein als manches mit DDR3L-Chips. Auch unter Volllast, also während verschachtelter Lesezugriffe auf sämtliche interne Speicherzellenbänke, verhalten sich DIMMs sehr unterschiedlich. Für 1,5-Volt-Speichermodule der bereits erwähnten Geschwindigkeitsklasse nennen die drei Firmen – inklusive der zulässigen Spannungstoleranz von 0,075 Volt – zwischen 2,6 und 6,2 Watt. Die niedrigste Angabe gilt für den jüngsten DDR3-Chip von Samsung (F-Die), von dem es auch eine DDR3L-Version gibt. Ein damit bestücktes 2-GByte-Modul braucht unter Volllast gerade einmal 0,4 Watt weniger, im Leerlauf schrumpft der Vorsprung auf 162 Milliwatt.

Dass trotzdem so viele 1,35-Volt- und sogar 1,25-Volt-DIMMs angeboten werden, liegt an den Marketing-Abteilungen der sogenannten Third-Party-Modulhersteller. Sie kaufen Chips oder komplette Wafer bei den eigentlichen Speicherchipproduzenten und suchen ständig neue Absatzmärkte. Die potenziell sparsameren Module versprechen, sich – unter höheren Spannungen – leichter übertakten zu lassen, weil sie schon bei geringer Spannung vergleichsweise hohe Frequenzen erreichen.

(ciw)