US-Urteil: Apple steht keine Beteiligung an Web-Käufen aus Apps zu
Schwere Schlappe im Dauerstreit mit Epic: Apple darf für Käufe, die durch Apps aus dem Store ausgelöst werden, keine Gebühren erheben.
(Bild: DANIEL CONSTANTE / Shutterstock.com)
Am vergangenen Mittwoch hat die US-Richterin, welche 2021 noch im Sinne von Apple entschied, ihre Meinung geändert: Das Unternehmen hat kein Recht auf einen Anteil der Umsätze, die Entwickler über Apps erzielen, die aus Apples App-Store bezogen worden waren. Das Urteil ist eine erneute Wende in dem seit 2020 ausgetragenen Rechtsstreit zwischen Epic Games und Apple.
Vor vier Jahren urteilte Richterin Yvonne Gonzalez Rogers noch, dass Apple auch dann Gebühren von Drittentwicklern erheben darf, wenn deren Apps über andere Wege – etwa einen Browser – Transaktionen abschließen. Es handelt sich also ganz spitzfindig gesehen nicht um In-App-Käufe, weil der Abschluss nicht über die App selbst oder deren Zahlungsmechanismen abgewickelt wird. Für diesen Fall erhob Apple bis jetzt einen Anteil von 27 Prozent, für direkte In-App-Käufe sind es üblicherweise 30 Prozent.
Richterin: "Apple hat mich belogen"
Zuvor, so schreibt die Richterin in ihrer 80-seitigen Begründung (PDF), habe Apple für diese sogenannten Off-App-Käufe keine Beteiligung eingefordert. Das neue Verfahren unterlaufe den Sinn der Einigung von 2021, zudem gibt Rogers an, bei Anhörungen in der Sache 2024 vor Gericht schlicht belogen worden zu sein. Apples Vizepräsident für den Bereich Finanzen, Alex Roman, habe damals angegeben, die Kosten für alternative Zahlungsmöglichkeiten nicht zu prüfen, die 27-Prozent-Provision sei aber der Beleg, dass das doch geschehen sei.
Es sei, so Rogers, nicht das Ziel gewesen, dass Apple zwar Off-App-Käufe zulässt, sich dann aber das, was durch die In-App-Gebühren entgeht, auf anderem Wege zu holen. Auch Apple-intern waren die Off-App-Provisionen umstritten – sie galten offenbar von Anfang an als rechtlich riskant. Die Richterin will nun auch strafrechtliche Maßnahmen gegen Apple einleiten. Sie schreibt: "Im krassen Gegensatz zu Apples anfänglicher Aussage vor Gericht zeigen aktuelle Geschäftsdokumente, dass Apple genau wusste, was es tat, und sich bei jeder Gelegenheit für die wettbewerbswidrigste Option entschied." Dieser Vorwurf geht noch über den der "malicious compliance" hinaus, welchen die EU im vergangenen Jahr wegen der Praktiken des App-Stores erhob.
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Fortnite kommt zurĂĽck in den App-Store der USA
Wie Bloomberg berichtet, will Apple sich vorerst der neuen Anordnung beugen und in Berufung gehen. Eine öffentliche Stellungnahme des Unternehmens steht noch aus. Nicht so bei der Gegenseite: Epic-Mitbegründer Tim Sweeney feierte das Urteil auf X und kündigte an, das Spiel "Fortnite" in der kommenden Woche über Apples App-Store in den USA vertreiben zu wollen.
Sweeney macht Apple zudem wörtlich ein "Friedensangebot": Falls der iPhone-Konzern die neue Regelung des Gerichts weltweit umsetzt, will Epic Fortnite wieder in alle App-Stores bringen und von weiteren Rechtsstreitigkeiten absehen. Unter anderem in der EU und Brasilien streiten sich Apple und Epic in der gleichen Sache. Epic ist im Übrigen ein direkter Konkurrent von Apple, der über seinen Epic Games Store bereits seit 2018 selbst Software vertreibt. Fortnite ist, vor allem getrieben durch seine Käufe über die App, der wichtigste Umsatzbringer für Epic.
(nie)