Hauptentwicklungsphase des Linux-Kernels 2.6.36 abgeschlossen

AppArmor, Fsnotify, ausgebaute Unterstützung für den Turbo Boost moderner Mobilprozessoren von Intel und ein KMS-Treiber für die neusten GeForce-Grafikkarten sind einige der wichtigsten Neuerungen des im Oktober erwarteten Linux-Kernels 2.6.36.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Linus Torvalds hat die erste Vorabversion von Linux 2.6.36 freigegeben und damit das "Merge Window" beendet – die erste Phase im Entwicklungszyklus, in der das Gros der Änderungen für eine neue Kernel-Version in den Hauptentwicklungszweig einfließt. Die sonst übliche Freigabe-Mail zur neuen Version ist bislang aber nicht zu finden – der Rc1 allerdings im Quellcodeverwaltungssystem gekennzeichnet und über die Frontpage von Kernel.org zum Download erhältlich.

Wie üblich gab es Hunderte von Neuerungen, von denen viele auch für Anwender wichtig sind, die sich nicht näher mit dem Kern ihrer Linux-Distribution auseinandersetzen. So integrierten die Kernel-Hacker wie erwartet die Kernel-Teile des Sicherheits-Frameworks AppArmor, das schon länger bei OpenSuse, Ubuntu und einigen anderen Distributionen eingesetzt wird, aber über Jahre nicht den Sprung in den offiziellen Kernel schaffte. Nach mehreren Anläufen fand nun auch das unter anderem für On-Access-Virenscanner interessante Fanotify den Weg in den Kernel.

Wie immer gab es auch hunderte neue und erweiterte Treiber – etwa den Intelligent Power Sharing (IPS) Driver, mit dessen Hilfe Grafikchips in einigen Mobileprozessoren aus Intels Westmere-Generation (etwa der Core i5) auf eine höhere Taktfrequenz umschalten, wenn der Prozessor seinen maximal spezifizierten Wärmeumsatz ("Thermal Budget") nicht ausschöpft. Neu dabei sind auch ein Interface für den Licr-Userspace-Daemon im bei 2.6.35 etablierten Subsystem zur Nutzung von Infrarot-Fernbedienungen sowie einige darauf aufbauende Treiber. Aufgenommen wurde auch die nagelneue und noch rudimentäre KMS-Unterstützung für die seit März auf einigen GeForce-Grafikkarten verbauten Nvidia-Grafikchips der Fermi-Generation. Auch an der Infrastruktur des Kernels gab es wieder zahlreiche Änderungen – etwa die Concurrencey Managed Workqueues oder eine Überarbeitung des "Out-Of-Memory (OOM) killer".

Mit Ende des Merge Window beginnt nun die typischerweise neun bis zwölf Wochen lange "Stabilisierungsphase", in der Torvalds vorwiegend kleinere Änderungen aufnimmt, die Fehler korrigieren sollen, ohne neue auszulösen. Bei der 2.6.35-Entwicklung hat er diesen Ansatz deutlich strikter umgesetzt als bei den Vorgängern und sogar zahlreiche von Subsystem-Maintainern zur Aufnahme eingesandte Patch-Sammlungen zurückgewiesen, weil ihm diese zu gewagte Änderungen enthielten. Dieses Experiment hat ihm gefallen, wie er in der Freigabe-Mail zu Linux 2.6.35 schrieb; er will es daher bei 2.6.36 ähnlich handhaben ("I'd like to try to repeat the experiment for the next release cycle, and be pretty hardnosed about taking patches and git pull requests after the merge window closes.").

Der Funktionsumfang von Linux 2.6.36 ist damit bereits jetzt recht gut absteckbar. Wie üblich wird das Kernel-Log in c't und auf heise open in den kommenden Wochen noch detaillierter über die Neuerungen von Linux 2.6.36 berichten, noch bevor diese Kernel-Version Mitte oder Ende Oktober erscheinen dürfte.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den auf heise open publizierten Kernel-Logs. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl)