Kernel-Log – Was 2.6.35 bringt (5): Treiber

Ausgebaute Unterstützung für USB 3.0, ein neues Subsystem zur Nutzung von Infrarot-Fernbedienungen sowie ein EDAC-Treiber für Nehalem-Prozessoren sind nur einige von vielen neuen oder verbesserten Treibern.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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In der Freigabe-Mail zur sechsten Vorabversion von Linux 2.6.35 deutete Torvalds an, dass das die letzte Vorabversion dieses Kernel-Version sein könnte – eine Veröffentlichung von Linux 2.6.35 in den nächsten zehn Tagen ist damit recht wahrscheinlich.

Das Kernel-Log will daher die Mini-Serie "Was 2.6.35 bringt" mit der Beschreibung der Neuerungen rund um Treiber für Hardware-Komponenten abschließen, die bislang nicht zu Sprache kamen. Bereits der erste Teil der Mini-Serie hatte sich mit den Änderungen rund um Grafik-Hardware beschäftigt, während der zweite neben Storage-Hardware auch Dateisystemen behandelte. Der dritte Teil beschäftigte sich mit Netzwerk-Infrastruktur und -Treibern, der vierte mit Architektur, Infrastruktur, Tracing und Virtualisierung.

Der xHCI-USB-Treiber unterstützt ab 2.6.35 die Datenübertragung mit den bei USB 3.0 eingeführten "Bulk Endpoint Streams". Sie sind eine Voraussetzung für einige noch in Entwicklung befindliche Patches, die den USB-Storage-Treiber des Kernels um Unterstützung für das USB Attached SCSI Protocol (UASP) erweitern, das USB-3.0-Datenträgern zu besseren Übertragungsraten verhilft. Neu ist ein Gadget-Treiber, der ein HID-Device emuliert. Ebenfalls frisch zum Kernel stieß das FunctionFS-Framework, mit dessen Hilfe sich USB-Gadget-Device aufsetzen lassen, um Daten aus dem Userspace über das Gadget-Device zum USB-Host zu transportieren (u. a. 1, 2). Genutzt wird das etwa bei neuen Treiber f_uvc, der Video-Daten via USB zum Host weiterleitet.

Der ältere, häufig IEEE1394 genannte FireWire-Stack des Kernels soll mit 2.6.37 entfernt werden. Damit übernimmt der bei bei 2.6.22 integrierte FireWire-Stack Juju bald die Alleinverantwortung zur Ansteuerung von FireWire-Hardware, nachdem der FireWire-Subsystem-Maintainer bereits bei Version 2.6.33 einige Änderungen eingepflegt hatte, um Distributionen zum Umstieg auf den neueren FireWire-Stack zu bewegen.

Die vom Alsa-Projekt betreuten Sound-Treiber des Kernels sind mit 2.6.35 auf dem Niveau der Alsa-Version 1.0.23. Neu dabei ist der Treiber snd-asihpi für ASI-Soundkarten von AudioScience. Größere Umstrukturierungen und zahlreiche Verbesserungen gab es zudem am Code zur Unterstützung von USB-Audio – vieles davon bringt die bei 2.6.34 eingebrachte Unterstützung für die Version 2.0 der USB-Audio-Spezifikation auf Vordermann (u. a. 1, 2, 3, 4, 5, 6). Einen Überblick über weitere Neuerungen bei Audio-Treibern sowie die wichtigsten Änderungen im Subsystems ASoC (Alsa System on Chip) gibt Takashi Iwai in seinem Haupt-Git-Pull-Request.

Ein neues, maßgeblich vom V4L-/DVB-Maintainer Mauro Carvalho Chehab vorangetriebenes "Remote Controller Subsystem" soll die Grundlagen für eine bessere Unterstützung von Infrarotfernbedienungen legen (u. a. 1, 2, 3, 4, 5). Bislang lieferten die meisten Distributionen dafür Lirc-Treiber mit, die jedoch den Qualitätsansprüchen der Kernel-Entwickler nicht genügten und in Zukunft vielleicht in abgewandelter Form mit dem neuen Subsystem zusammenarbeiten sollen. Einige Hintergründe zur Situation liefert ein LWN.net-Artikel aus dem vergangenen Dezember.

Über den V4L-/DVB-Maintainer stieß der Treiber tm6000 für die TV-Master-Chips tm5600/tm6000 von Trident zum Staging-Zweig (u. a. 1 , Todo) – hier werden unreife und verbesserungswürdige Treiber gesammelt, die den Qualitätsansprüchen der Kernel-Entwickler nicht genügen oder die größere Probleme zeigen. All das scheint auch auf den etwa für die Terratecs Cinergy Hybrid XE oder die Hauppauge WinTV HVR 900H/WinTV geeigneten Tm6000-Treiber zuzutreffen, denn Mauro Carvalho Chehab äußert sich in seinem Git-Pull-Request nicht sonderlich positiv über den Treiber.

Zum Staging-Bereich stieß ferner ein Framebuffer-Treiber für die als XG20, XG21, XG40 und XG42 oder Z7, Z9 und Z11 bekannten Grafikchips von XGI; neu ist auch der ein WAN-Treiber für die WanPMC-CxT1E1-Karte, ein Treiber fürs Intels Restricted Access Region (RAR) Handler sowie ein dritter V4L-Treiber für DT3155-Chips. Entfernt wurden die auf den Rest des Kernels nicht sonderlich gut abgestimmten und von niemandem betreuten Treiber arlan, strip und wavelan, die Chips aus den Anfangstagen von Wireless LAN unterstützten, die heute vermutlich kaum mehr im Einsatz sind.