Herausforderung London: Bahn und Eurostar wollen Direktverbindung
Deutsche Bahn und Eurostar planen eine direkte Zugverbindung von Deutschland nach London. Viele Hürden sind zu überwinden.
So soll der Eurostar Celestia aussehen, den Eurostar bei Alstom bestellt hat. Der Zug könnte bei einer Direktverbindung zwischen Deutschland und London eine Rolle spielen.
(Bild: ALSTOM SA)
Die Deutsche Bahn und der Hochgeschwindigkeitszugbetreiber Eurostar wollen gemeinsam an einer Direktverbindung von Deutschland in die britische Hauptstadt London arbeiten. Beide Unternehmen unterzeichneten jetzt eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding). Der Start der Verbindung sei für die frühen 2030er Jahre geplant, teilte die Bahn mit. Auf dem Weg dorthin sind neben rechtlichen und betrieblichen auch etliche technische Herausforderungen zu bewältigen.
Der Bahn schwebt vor, dass künftig Fernverkehrszüge direkt von deutschen Großstädten wie Köln oder Frankfurt am Main aus nach London fahren. Zum Einsatz sollen dabei die neuen doppelstöckigen Celestia-Züge von Eurostar kommen. In einer neu gegründeten Task Force soll das Projekt vorangetrieben werden. Die immensen Herausforderungen hat der Deutsch-Brite Jon Worth in einem ausführlichen Blogeintrag im Detail aufgezeigt.
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Diverse Zulassungen nötig
Ein Zug, der direkt zwischen Deutschland und London fährt, benötigt eine Zulassung für das Befahren des Tunnels unter dem Ärmelkanal und zugleich Zulassungen für vier Länder: Großbritannien, Frankreich, Belgien und Deutschland. Hierfür muss er mehrstromfähig sein, wobei Großbritannien mit 25 kV AC immerhin dem Standard in Frankreich entspricht. Die Deutsche Bahn kann aber ihre ICEs, die für diese Länder zugelassen sind, nicht durch den Kanaltunnel fahren lassen, da diese nicht den hohen Sicherheitsstandards entsprechen, die dafür nötig sind. Dazu zählt unter anderem Doppeltraktion, damit der Zug im Notfall aus eigener Kraft den Tunnel verlassen kann, sowie das Erlangen hoher Feuerwiderstandsklassen.
Züge müssen aber auch unterschiedliche Signalsysteme unterstützen. Mit der schrittweisen Umsetzung des ETCS (European Train Control System) ist hier zwar eine Vereinfachung in Sicht. Gegenwärtig führt aber an der Unterstützung nationaler Systeme wie PZB/LZB in Deutschland und TBL in Belgien kein Weg vorbei. Auch unterschiedliche Bahnsteighöhen sind zu berücksichtigen. Selbst wenn Züge wie der Celestia halbwegs passen, müssen sie komplexe Zulassungsverfahren durchlaufen. Hier soll die Kooperation helfen.
Weitere Herausforderungen sind unter anderem die Grenzkontrollen, weil Großbritannien nicht Teil der EU ist. Hierfür müssten an den Bahnhöfen geeignete Grenz- und Sicherheitszonen wie an Flughäfen entstehen. Auch Fragen wie Trassenverfügbarkeiten und die Bahnbetriebsrechte über vier Infrastrukturbetreiber sind zu klären.
(mki)