Ford: Zwei günstige E-Autos auf Basis von Renault
Auf einer Plattform von Renault sollen zwei günstige Elektroautos von Ford auf den Markt kommen. Für Ford werden diese von enormer Bedeutung.
Ford Capri: Das E-SUV-Coupe ist bislang kein Bestseller.
(Bild: Ford)
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Ford und Renault haben eine Partnerschaft zur Fertigung von zwei Elektroautos für europäische Kunden vereinbart. Die beiden von Ford entworfenen und mit Renault entwickelten E-Autos der Marke Ford sollen in Douai in Nordfrankreich produziert werden, wie die Unternehmen mitteilten. Das erste der beiden werde voraussichtlich Anfang 2028 in den Verkauf gehen. Die beiden neuen E-Autos markierten den ersten Schritt einer umfassenden neuen Produktoffensive der Marke in Europa, heißt es von Ford. Trotz der Kooperation mit Renault blieben beide Marken klar getrennt. Als technische Basis für beide Elektroautos dient die Ampere-Plattform der Renault Group.
Nutzfahrzeuge: Prüfung einer Kooperation
Außer der Vereinbarung im Bereich E-Autos unterzeichneten Ford und die Renault-Gruppe eine Absichtserklärung für eine Zusammenarbeit im Bereich leichter Nutzfahrzeuge in Europa. Geprüft werden solle die Entwicklung und Herstellung leichter Nutzfahrzeuge beider Marken. „Die strategische Partnerschaft mit der Renault Group ist ein wichtiger Schritt für Ford und unterstützt unsere Strategie, ein hocheffizientes und zukunftsfähiges Geschäft in Europa aufzubauen“, sagte Ford-Konzernchef Jim Farley. „Wir haben große Erwartungen an die Zusammenarbeit mit Renault.“ Es gehe darum, Ressourcen zu bündeln und schneller und effizienter zu werden angesichts der Konkurrenz aus China, sagte Farley bei der Vorstellung der Kooperation in Paris. „Wir wissen, dass wir in dieser Branche um unser Überleben kämpfen müssen, deshalb sind wir hier.“
„Hybride statt erzwungenem Wandel“
In der Diskussion um das sogenannte Verbrenner-Aus auf europäischer Ebene ab 2035 forderte Ford, die Ziele an die Realität anzupassen. Die Verbraucher müssten die Möglichkeit haben, Hybridfahrzeuge länger zu fahren, statt eines erzwungenen Wandels, für den sie nicht bereit seien, meint Fords Europachef Jim Baumbick. „Es geht darum, den Übergang für alle Verbraucher und Unternehmen attraktiver und erschwinglicher zu machen, die Nachfrage anzukurbeln, anstatt sie zu drosseln.“ Die Politik müsse für Kaufanreize für Elektrofahrzeuge sorgen sowie für eine Ladeinfrastruktur auch abseits der Stadtzentren in ländlichen Regionen.
Diese Forderungen und Einordnungen haben eine politische Komponente, denn Baumbick kennt die internen Probleme der Marke Ford selbstverständlich sehr genau. Einstige Bestseller von Ford sind schon eingestellt oder stehen kurz davor. Was der einstigen Massenmarke derzeit fehlt, sind Modelle, die eine breite Käuferschaft ansprechen.
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Ford tut sich derzeit schwer
Auf dem Markt der Elektroautos konnte die Marke bislang kaum reüssieren. Der eilig zum Elektroauto umgebaute Puma Gen-E ist mit kleiner Batterie und einem Listenpreis von mindestens 36.900 Euro nur wenigen Kunden zu vermitteln. Seine Situation dürfte sich in den kommenden 18 Monaten weiter massiv verschlechtern, denn der Volkswagen-Konzern bringt gerade eine Reihe von kleinen und nicht ganz so teuren Elektroautos in verschiedenen Verpackungen an den Start. Auf den Ford Explorer (Test), für den Ford eine Plattform von Volkswagen nutzt, muss die Marke bereits heftige Rabatte einräumen. Was auf dieser Basis am Markt möglich ist, zeigt der ähnlich große Skoda Elroq, der die gleiche Basis nutzt: Er gehört 2025 zu den beliebtesten Elektroautos in Deutschland.
„Model-T-Moment“
Ab 2027 will die Marke mit einem batterieelektrischen Crossover die Wende hinbekommen. Dafür soll nicht nur das Modell an sich sorgen, sondern auch eine vereinfachte Produktion. Ford selbst sprach im August von einem „Model-T-Moment“. Bis dahin hat jedoch gerade Ford in Europa einen steinigen Weg vor sich. Ford USA hat seinem deutschen Ableger zwar nochmals finanziell unter die Arme gegriffen, gleichzeitig aber betont, für künftige Schulden nicht mehr einzustehen. Das Werk in Saarlouis ist schon abgewickelt und zu einem Produzenten von Ersatzteilen für andere Werke degradiert worden. In Köln haben sich Betriebsrat, Gewerkschaften und Geschäftsleitung auf einen harten Sparkurs inklusive Entlassungen geeinigt. Ford will die Probleme mit einer auf drei Säulen ruhenden Strategie beseitigen. Zum einen soll die Nutzfahrzeugsparte Ford Pro gestärkt werden. Das Pkw-Angebot, so schreibt es Ford, solle „um unverwechselbare, neue Fahrzeuge“ erweitert werden. Zusätzlich hofft man, mit einem „optimierten Industriesystem“ effizienter und damit günstiger produzieren zu können.
(mfz)