Verbrenner-Ende in Neuwagen: Ă–konomen warnen vor Aufweichung von Zielen
Am 16. Dezember soll das Aus des kompletten Verbrenner-Aus verkĂĽndet werden. Doch schon jetzt gibt es an diesem Vorhaben reichlich Kritik.
Experten sind sich weitgehend einig, dass Autos mit batterieelektrischem Antrieb Verbrenner ablösen werden. Nur über den Zeitplan wird in der EU noch gestritten. Im Bild: VW ID.3 Pure (Test)
(Bild: Martin Franz / heise Medien)
- dpa
Noch ist nichts final beschlossen, doch seit am 11. Dezember durchsickerte, dass der Flottengrenzwert von Null Gramm CO₂ ab 2035 aufgeweicht werden soll, reißt die Kritik nicht ab. Am 16. Dezember sollen die Pläne offiziell vorgestellt werden. Vermutlich wird es für Neuwagen mit Verbrenner auch nach 2034 noch eine Option auf Erstzulassungen geben. Ökonomen warnen vor kurzfristigen Signalen an die Autohersteller.
Löst keine aktuellen Probleme
Sie kritisieren die absehbare Abkehr vom europäischen Verbrenner-Ende ab 2035 scharf. Die Maßnahme löse weder die aktuellen Probleme der Autohersteller noch sichere sie Industriearbeitsplätze in Deutschland, sagte die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, der Süddeutschen Zeitung. Eine Verschiebung des Verbots könne sogar gegenteilige Effekte haben. Sie warnte vor widersprüchlichen Signalen an die Industrie, zumal viele Unternehmen bereits in alternative Antriebe investiert hätten. Ein vermeintlicher Wettbewerbsvorteil deutscher Hersteller bei Verbrennungsmotoren sei allenfalls kurzfristig, sagte sie. Auch weitere Ökonomen äußerten sich skeptisch.
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Kurzfristige Gewinne oder langfristige Interessen?
Thomas Puls vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sprach von einer Symboldebatte: Elektroautos und Plug-in-Hybride seien bis 2035 für die meisten Anwendungen ohnehin die bessere Lösung. Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sieht die Probleme deutscher Hersteller weniger im Verbrenner-Aus als in technologischen Rückständen, etwa bei Batteriezellen. Er stellte die Frage, ob Konzernmanager kurzfristige Gewinne oder langfristige Interessen von Industrie und Beschäftigten verfolgten. Anita Wölfl vom Ifo-Institut kritisierte eine zu lange verfolgte Doppelstrategie zwischen Elektro- und Verbrennerfahrzeugen. Diese rechne sich auf Dauer nicht. Viele Hersteller investierten bereits nicht mehr in Benziner und Diesel. Neue Verbrennermodelle seien daher kaum zu erwarten.
(mfz)