Firefox-Strategie: Mit KI und neuer Führung zurück zum Wachstum
Mozilla hat die Führungsstruktur von Firefox neu organisiert. Anthony Enzor-DeMeo wird CEO und will ganz auf Datenschutz und KI setzen
(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)
Mozilla hat die Führungsstruktur rund um seinen Browser Firefox neu organisiert. Anthony Enzor-DeMeo übernimmt als Chief Executive Officer der Mozilla Corporation. Gleichzeitig wurde Ajit Varma zum Head of Firefox befördert.
Die Personalentscheidungen fallen in eine Phase, in der Firefox zumindest auf Mobilgeräten Erfolge verzeichnen kann: Der Browser wuchs dort in den vergangenen zwei Jahren jeweils zweistellig, zuletzt um 13 Prozent. Auf dem Desktop hingegen stagniert die Nutzerzahl bei 3 bis 4 Prozent (global) Marktanteil – laut Mozilla habe sich die Nutzung stabilisiert. Mit der neuen Führungsstruktur will Mozilla beide Bereiche weiter ausbauen.
Enzor-DeMeo bringt umfangreiche Erfahrung aus der Produktentwicklung mit. Bevor er als General Manager von Firefox zu Mozilla kam, war er Chief Product and Technology Officer bei Roofstock sowie in leitenden Produktrollen bei Better und Wayfair tätig. Ajit Varma, zuvor VP of Firefox Product, kommt von Meta, wo er an der Monetarisierung von WhatsApp arbeitete. Zuvor war er bei Google und Square tätig und gründete das Start-up Adku, das von Groupon übernommen wurde.
KI-Features als Unterscheidungsmerkmal
Mozilla positioniert Firefox weiterhin als datenschutzfreundliche Alternative im Browser-Markt, jetzt besonders bei der Integration künstlicher Intelligenz. Ein Beispiel ist laut Ankündigung die Funktion „Shake to Summarize“ für iOS: Nutzer können ihr iPhone schütteln, um eine KI-gestützte Zusammenfassung von Webinhalten zu erhalten, wobei die Datenverarbeitung lokal stattfindet.
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Darüber hinaus bietet Firefox mit dem AI Window einen optionalen KI-Assistenten, bei dem Nutzer selbst wählen können, welches Sprachmodell sie verwenden möchten. Alle KI-Funktionen sind mit Datenschutzkontrollen versehen und sollen den Prinzipien des Mozilla-Manifests folgen, das Offenheit, Transparenz und Nutzerkontrolle fordert.
Abhängigkeit von Google bleibt Herausforderung
Mozilla steht vor strategischen Herausforderungen: Historisch stammen 80 bis 90 Prozent der Einnahmen aus Suchmaschinen-Deals, vornehmlich mit Google. Im laufenden US-Kartellverfahren gegen Google warnte Mozilla-CFO Eric Muhlheim, dass ein Verbot solcher Vereinbarungen die Existenz unabhängiger Browser gefährden könnte. Und Enzor-DeMeo betonte in einem Interview mit Axios, dass Mozilla derzeit nicht über die Ressourcen für eine eigene Suchmaschine verfüge.
Die neue Strategie sieht vor, über die nächsten drei Jahre das Produktportfolio zu diversifizieren, um die Abhängigkeit von Sucheinnahmen zu reduzieren. Mark Surman, Präsident von Mozilla, sieht in der Kombination aus globaler Reichweite, technischer Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit einen Wettbewerbsvorteil: „Kein anderes Consumer-Tech-Unternehmen vereint die globale Reichweite, technische Glaubwürdigkeit und langjährige Unabhängigkeit von Mozilla. Anthony weiß, dass Vertrauen mehr ist als ein Markenversprechen – es wird dadurch verdient, wie Produkte gebaut werden, wie mit Daten umgegangen wird und wie klar Nutzerinnen und Nutzer verstehen, was passiert.“
Neue Marketingführung und Board-Rückkehr
Neben den Firefox-Personalien gab Mozilla weitere Führungswechsel bekannt: John Solomon wird neuer Chief Marketing Officer. Er bringt Erfahrungen von Therabody, Apple und Beats mit. Laura Chambers, die in den vergangenen zwei Jahren als Interims-CEO tätig war, kehrt ins Board of Directors der Mozilla Corporation zurück.
Enzor-DeMeo sieht den Browser als entscheidendes Schlachtfeld für die nächste Technologie-Ära: „Der Browser ist der nächste hart umkämpfte Bereich in der KI. Hier findet das digitale Leben der Menschen statt und hier werden die zentralen Fragen der nächsten Ära zu Vertrauen, Datennutzung und Transparenz entschieden. Menschen wollen Software, die modern und hilfreich ist, aber auch ehrlich darin, was sie tut.“
(fo)