Hohe RAM-Preise: 2026 wird kein gutes Jahr für Smartphones und Notebooks

KI-Boom treibt RAM-Preise. Smartphones und Laptops 2026 kommen mit weniger Speicher oder werden deutlich teurer.

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Smartphones übereinander gestapelt

2026 könnten

(Bild: Andreas Wodrich/heise medien)

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Vornehmlich durch den Ausbau großer KI-Rechenzentren wird Arbeitsspeicher, der auch in Smartphones und Notebooks verbaut wird, knapp und teurer. Es heißt, die komplette RAM-Produktion für 2026 ist bereits jetzt weitgehend ausverkauft. Dies führt laut Analysten dazu, dass Smartphones und Notebooks, die im nächsten Jahr auf den Markt kommen, mit weniger RAM auskommen müssen, um die bisherigen Preise zu halten. Dabei ist ein Mehr an Arbeitsspeicher auch in diesen Gerätekategorien aufgrund von KI-Aufgaben, die direkt auf Geräten ausgeführt werden, notwendig. Deshalb hatten Hersteller die RAM-Ausstattung in den vergangenen Jahren – zumindest in den Top-Smartphones auf 16 GByte erhöht, während in Einsteiger- und Mittelklasse-Smartphones tendenziell 8 GByte zum Standard erkoren wurden. Auch bei Notebooks im Mittelklassebereich und darüber sind mittlerweile 16 GByte und mehr die Regel, was sich 2026 umkehren könnte.

Davon geht zumindest unter anderem die Analysefirma TrendForce aus, die davon ausgeht, dass Hersteller in ihren Einstiegs-Smartphones für das Jahr 2026 nur noch vier GByte RAM verbauen, während der bisherige Standard bis zu acht GByte vorsah. Dieser knapp bemessene Arbeitsspeicher dürfte sich zwar auf einen weiterhin stabilen geringen Preis auswirken, aber auch einen negativen Einfluss auf die gesamte Systemleistung haben.

Bei Geräten im Mittelklassebereich erwartet TrendForce nicht mehr als 8 GByte RAM, wobei erste Hersteller in dem Segment teils schon Arbeitsspeicher-Module mit bis zu 12 GByte verbauten. Im nächsten Jahr dürfte dieser Trend radikal rückläufig sein. Hersteller, die in ihren High-End-Smartphones bereits RAM-Riegel mit 16 GByte verbauen, dürften diese auch erhalten bleiben, jedoch könnten die High-End-Geräte im Preis steigen.

Prognose für 2026er Smartphone- und Notebook-Speicherausstattung.

(Bild: Trendforce)

TrendForce prognostiziert zudem, dass auch Apple seine Geräte aufgrund der hohen Speicherpreise im nächsten Jahr preislich anpassen könnte. Es „wird erwartet, dass der Anteil der Speicherkomponenten an den Gesamtkosten für iPhones im ersten Quartal 2026 deutlich steigen wird“, schreibt die Analysefirma. Die Entwicklung auf dem Speichermarkt könnte „Apple dazu veranlassen, die Preisstrategien für neue Modelle zu überdenken und eine Reduzierung oder Aufhebung der Preissenkungen für ältere Modelle in Betracht zu ziehen“, heißt es weiter.

Noch drastischer fällt eine Prognose aus Herstellerkreisen aus, die durch einen Leaker durchgesickert ist und vom südkoreanischen Portal Naver aufgegriffen wurde. Dem Bericht zufolge könnten im Jahr 2026 Smartphones mit 16 GByte RAM nahezu eingestellt werden. Die Zahl von 12-GByte-Smartphones könnte um bis zu 40 Prozent reduziert werden, während Einstiegsmodelle mit 4 oder 6 GByte RAM angeboten werden könnten.

Auch die Marktforscher von Counterpoint prognostizieren in einer aktuellen Analyse für das Jahr 2026, dass der Smartphonemarkt aufgrund der Speichersituation um bis 2,1 Prozent fallen könnte. Vor allem das untere Marktsegment (unter 200 US-Dollar) sei am stärksten betroffen, da „die Materialkosten seit Jahresbeginn um 20 bis 30 Prozent gestiegen sind“, so Forschungsdirektor MS Hwang. Im mittleren und oberen Marktsegment seien die Preise lediglich um 10 bis 15 Prozent gestiegen.

Vor allem in den unteren Preisklassen seien größere Preissteigerungen bei Smartphones nicht nachhaltig, so Senior Analyst Yang Wang von Counterpoint. „Und wenn eine Kostenweitergabe nicht möglich ist, werden die OEMs (Hersteller) beginnen, Teile ihres Portfolios zu reduzieren“, dies beobachte man derzeit mit deutlich geringeren Stückzahlen bei Smartphones aus dem Einstiegssegment. Counterpoint geht aufgrund von Kostenweitergaben und Portfolioumschichtungen für das nächste Jahr mit einem Anstieg der durchschnittlichen Verkaufspreise um 6,9 Prozent aus. Bei einem 1000 Euro Smartphone wären das knapp 70 Euro mehr.

Die anstehenden nächsten Quartale könnten laut Counterpoint die beiden großen Hersteller Apple und Samsung am besten überstehen. „Für andere Unternehmen, die nicht über denselben Spielraum verfügen, um Marktanteile und Gewinnmargen zu steuern, wird es jedoch schwierig werden. Dies wird sich im Laufe des Jahres insbesondere bei den chinesischen OEMs zeigen“, führt Wang aus.

Die weniger stark aufgestellten Hersteller könnten in den kommenden Monaten zur „Risikominimierung“ nicht nur den Arbeitsspeicher reduzieren, sondern auch bei weiteren Komponenten wie Kameramodulen, Displays, Audiokomponenten Einsparungen vornehmen.

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Nicht nur bei Smartphones wird wohl notgedrungen der Rotstift angesetzt, auch die Notebooks trifft es. So können Modelle im High-End-Bereich standardmäßig mit 16 GByte bestückt werden, während höhere RAM-Konfigurationen eine Seltenheit werden, so TrendForce. In der Mittel- und Einstiegsklasse könne man wieder mit acht GByte RAM rechnen, wobei Unternehmen wie Microsoft und Apple durch KI-Integration in ihre Betriebssysteme mindestens 16 GByte Speicher verlangen.

Der Preissprung beim Arbeitsspeicher ist noch nicht vorüber. Counterpoint geht davon aus, dass die RAM-Preise bis zum zweiten Quartal 2026 um weitere 40 Prozent steigen könnten. Entsprechend dürften Hersteller sich gezwungen sehen, weiter nachzujustieren.

(afl)