Ford gründet Sparte für große Akkus
Ford steigt aus dem Geschäft für große Elektroautos aus. Dafür steigt es in das Geschäft mit großen Akkus ein, für Rechenzentren und Stromnetze. Ganz alleine.
Netzdienliche Akkus können kurze Schwankungen im Stromnetz überbrücken. Das macht sie wertvoll.
(Bild: Andreas Wilkens / heise medien)
Weil sich Ford von großen Elektrofahrzeuge verabschiedet, muss ein neuer Zweck für seine Akkufabriken her. Daher plant der Autokonzern, ein neues Geschäftsfeld zu erschließen: große Akkumulatoren für Rechenzentren und Stromnetze. Zu dem Vorhaben gehört auch der Aufbau einer neuen Vertriebs- und Wartungsstruktur. Zum Auftakt gibt es allerdings eine Kündigungswelle.
Für die kommenden zwei Jahren sieht Ford vor, grob geschätzt zwei Milliarden US-Dollar in die neue Konzernsparte zu investieren. Eine bestehende Fabrik in Kentucky soll Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP) in prismatischem Format liefern, diese auch in Speichermodule verpacken und sogar in fertige 20-Fuß-Schiffscontainer fassen. Die Stromspeichersysteme sollen mehr als fünf Megawattstunden liefern können.
Die erste Ausbauphase soll in eineinhalb Jahren abgeschlossen sein. Bis Ende 2027 möchte Ford große Akkus mit einer Gesamtkapazität von mindestens 20 Gigawattstunden verkauft haben.
Joint Venture mit SK aufgekündigt, 1.600 Kündigungen
Ursprünglich hat Ford gemeinsam mit dem südkoreanischen Konzern SK drei riesige Akkufabriken in den USA geplant: eine in Tennessee, zwei in Kentucky. Dieses Joint Venture wird aufgelöst, Ford tritt also alleine in den Markt der großen Stromspeicher.
Fertiggestellt ist bislang nur eine Fabrik in Kentucky. Sie hat bislang Akkus für Fords rein elektrischen Pick-up F150 Lightning gebaut, war angesichts der schleppenden Nachfrage aber nicht ausgelastet. Da dieses Fahrzeug nicht mehr gebaut wird, hat die Anlage wenig zu tun. Die zweite in Kentucky geplante Fabrik wurde mangels Bedarf doch nicht gebaut; jene in Tennessee ist noch im Werden und soll 2027 die Produktion aufnehmen.
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Im Zuge der Scheidung übernimmt SK das Bauprojekt in Tennessee, während Ford die Fabrik in Kentucky bekommt. Dort sind rund 1.600 Personen beschäftigt, die nun arbeitslos werden. Nach dem Umbau zur Fertigungsanlage für netzdienliche Stromspeicher möchte Ford rund 2.100 neue Arbeitsplätze bieten.
Hausakkus aus Michigan
Ford benötigt aber doch noch Akkumulatoren für Fahrzeuge, wenngleich weniger als bisher geplant. Für einen geplanten, rein elektrischen mittelgroßen Pickup wird Ford eine Anlage in Michigan nutzen, die im kommenden Jahr die Produktion von LFP-Zellen aufnehmen soll. Diese Fabrik wird zudem Stromspeichersysteme für private Haushalte ausliefern. Ford möchte also auch in diesem Bereich in Konkurrenz zu Tesla treten.
Weil Eisen und Phosphat billiger sind als Nickel, Mangan und Kobalt, sind LFP-Akkus preisgünstiger als NMC-Akkus. LFP-Zellen sind robust und weisen geringes Risiko thermischen Durchgehens auf. Dafür ist die Energiedichte niedriger als bei NMC. Speziell bei stationärem Einsatz ist hohe Energiedichte aber selten so wichtig, dass sie den höheren NMC-Preis rechtfertigen würde.
(ds)