Es geht bei Cowboy weiter: Rebirth Group ĂĽbernimmt Mehrheit
Der belgische E-Bike-Hersteller Cowboy ist nun gerettet. Die französische Rebirth Group wird Mehrheitseigner und will das Unternehmen stabilisieren.
(Bild: Cowboy)
Besitzer eines Cowboy-Bikes können wohl endlich aufatmen. Denn mit der Ankündigung des schon im Oktober erwarteten Abschlusses der Vereinbarung mit der französischen Rebirth Group geht es bei dem belgischen E-Bike-Hersteller weiter. Glaubt man der Meldung, soll es bei dem Unternehmen künftig runder und zuverlässiger ablaufen. Zudem wird es weitere Fahrradmarken mit Cowboys vernetzter Technik geben.
Cowboy wird zum Großteil französisch
„Die Vereinbarung markiert eine neue, bedeutende Phase für Cowboy und vereint die Design-, Software- und Produktkompetenz des Unternehmens mit den starken industriellen und finanziellen Kapazitäten von Rebirth,“ heißt es in der Pressemeldung. Durch die Partnerschaft könne Cowboy auf die „langjährige Erfahrung von Rebirth im Aufbau und in der Skalierung von Mobilitätsmarken“ zurückgreifen, zudem verschaffe es dem Unternehmen „die operative Basis, um die Produktion zu stabilisieren, die Zuverlässigkeit der Auslieferungen zu erhöhen und langfristige Nachhaltigkeit zu erreichen“.
Laut Cowboy umfasst die Gesamttransaktion sowohl frisches Geld von Rebirth, als auch eine Reinvestition bestehender Gesellschafter in Höhe von 15 Millionen Euro für eine Mehrheitsbeteiligung am Unternehmen sowie die Umwandlung bestehender Verbindlichkeiten in Eigenkapital. Diese finanziellen Maßnahmen sollen dazu dienen, Cowboy „langfristig zu stabilisieren und strukturell zu stärken“.
Zudem enthalte der Deal mit der Rebirth Gruppe eine umfassende finanzielle Restrukturierung mit dem Hauptkreditgeber von Cowboy. Dadurch sollen eine „gestärkte Bilanz“ und ein klarer Neuanfang ermöglicht werden. Die freigegebenen Gelder werden in mehreren Tranchen bereitgestellt und sollen primär dem Wiederanlauf der Produktion sowie der Wiederaufnahme der Lieferung von Ersatzteilen dienen.
Die Mehrheitsbeteiligung durch die Rebirth Gruppe, deren prozentualer Anteil nicht kommuniziert wird, wurde laut Cowboy-Mitteilung von der bestehenden Aktionärsbasis „sehr positiv aufgenommen“. „Sowohl Investoren als auch die Crowdcube-Community stimmten mit großer Mehrheit“ für das neue Kapitel des E-Bike-Herstellers und unterstützten die gemeinsame langfristige Vision beider Unternehmen. Im Vorfeld war indes davon die Rede, dass die Crowdcube-Investoren einen Großteil ihres investierten Geldes verlören. Auf diese Details geht das Unternehmen in der Meldung nicht ein.
Allerdings macht Grégory Trébaol, CEO der Rebirth Group Holding, deutlich, dass Cowboy nun ein fester Teil der Gruppe ist: „Ich möchte den Gründern von Cowboy für ihre Vision, ihren Ehrgeiz und das bemerkenswerte Unternehmen danken, das sie in einem schwierigen Markt aufgebaut haben. Diese Transaktion eröffnet ein neues Kapitel für Cowboy. Nach Peugeot, Gitane und Solex positioniert sich Cowboy nun als das Aushängeschild der Rebirth Group im Bereich der vernetzten urbanen Mobilität und ergänzt eine Reihe ikonischer Marken.“
Cowboy werde zudem weiterhin unabhängig von seinem Hauptsitz in Brüssel aus operieren und seine eigenen Teams für Design, Engineering und Softwareentwicklung beibehalten. Einen CEO werde das belgische Unternehmen offenbar bis auf Weiteres nicht haben.
Denn im Zuge der Umstrukturierung verlässt der CEO und Cowboy-Mitgründer, Adrien Roose, das Unternehmen. Mit dem Weggang von Roose wurde schon im August spekuliert. Einen Nachfolger für Roose gibt es erst einmal nicht. Auf Nachfrage sagte uns ein Cowboy-Sprecher: „Cowboys Führungsteam arbeitet im Rahmen des Integrationsprozesses eng mit dem Management der Rebirth Group zusammen. Der Fokus liegt dabei auf operativer Umsetzung, Kundenzufriedenheit und langfristiger Nachhaltigkeit.“ Der zweite Mitgründer, Tanguy Goretti, der als CTO fungiert, bleibe dem Unternehmen erhalten und übe weiterhin seine Funktion aus.
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Ab 2026 schnellere VerfĂĽgbarkeit
Kundinnen und Kunden sichert das Unternehmen durch die neue Partnerschaft zu, dass alle bestehenden Fahrräder voll funktionsfähig bleiben und Hardware, Software sowie der Kundenservice uneingeschränkt weiterlaufen. Auch das im Mai angekündigte Rückrufprogramm des Modells C4 ST werde fortgesetzt. Ein Update zur weiteren Vorgehensweise und zum Fortschritt will Cowboy im nächsten Jahr veröffentlichen.
Ziel sei es ferner, den After-Sales-Service fĂĽr Cowboy-Kundinnen und -Kunden im Laufe der Zeit zu verbessern. Das Unternehmen spricht in seiner Meldung zwar vor allem von einem massiven Ausbau in Frankreich, man sagte uns auf Anfrage, dass Cowboy den Service auch in Deutschland ausbauen wolle. Bestandteil dessen sei auch eine bessere VerfĂĽgbarkeit von Ersatzteilen, auf die manche Kunden seit Monaten warten.
Kunden, die immer noch auf ihr bestelltes E-Bike warten, verspricht der Hersteller, dass man ab 2026 die Produktion des Werks in Frankreich hochfahren und im Januar 1500 E-Bikes produzieren werde. Damit wolle man bestehende Auftragsrückstände abbauen „und darüber hinaus liefern. In den kommenden Wochen sollen „alle wartenden Kund:innen aktualisierte Liefertermine“ erhalten.
Vertikale Integration – Cowboy-Technik für andere Marken
Mit der Aufnahme von Cowboy in die Rebirth-Gruppe planen die Mehrheitseigner, Cowboy nicht nur wieder auf die Beine zu bringen und dessen Business weiter auszubauen. Im Gegenzug will die Group die vernetzte Plattform von Cowboy kĂĽnftig in weitere Marken integrieren.
„Diese vertikale Integration ermöglicht höhere Produktionseffizienz, Kostenoptimierung und gemeinsame Innovation innerhalb des Rebirth-Markenökosystems – bei gleichzeitiger Wahrung der eigenständigen, technologie- und designgetriebenen Identität von Cowboy“. Wie die Lösung konkret in weiteren Marken umgesetzt werden soll, gibt das Unternehmen erst später bekannt.
(afl)