Schwellenländer überholen Deutschland bei Elektroauto-Neuzulassungen
2025 war weltweit jedes vierte neu verkaufte Auto elektrisch. Vor allem Schwellenländer treiben den Boom und setzen direkt auf E-Autos statt Verbrenner.
(Bild: heise online / anw)
Der weltweite Absatz von Elektroautos wächst deutlich schneller als in vielen europäischen Debatten wahrgenommen. Das zeigt der aktuelle Report „The EV Leapfrog“ des Energie-Think-Tanks Ember. Demnach lag der Anteil elektrifizierter Pkw an den globalen Neuwagenverkäufen zwischen Januar und Oktober 2025 bei über 25 Prozent. 2019 waren es noch weniger als drei Prozent. Und in China werden Ember zufolge im Jahr 2025 erstmals mehr als 50 Prozent der neu zugelassenen Autos reine Elektroautos sein.
Schwellenländern treibt die Entwicklung voran
Laut Ember überschritten 39 Länder inzwischen einen EV-Anteil von mehr als zehn Prozent bei Neuzulassungen. Vor sechs Jahren waren es lediglich vier – sämtliche davon in Europa. Besonders auffällig ist dabei die Entwicklung in Schwellen- und Entwicklungsländern, von denen mehrere inzwischen höhere EV-Anteile als Deutschland erreichen.
So meldet Ember für Vietnam und Singapur EV-Anteile von rund 40 Prozent, für Thailand mehr als 20 Prozent. Uruguay erreicht mit etwa 27 Prozent ein Niveau vergleichbar mit der Europäischen Union. In Deutschland lag der Anteil batterieelektrischer Pkw an den Neuzulassungen 2025 laut aktuellen Zahlen der Deutschen Energie-Agentur (Dena) lediglich bei 19 Prozent.
(Bild: Ember)
Überspringeffekt
Ember beschreibt diese Entwicklung als Leapfrog-Effekt: Statt schrittweise über Hybrid- oder Übergangstechnologien zu elektrifizieren, überspringen viele Länder klassische Entwicklungsstufen und setzen direkt auf batterieelektrische Fahrzeuge. Begünstigt wird dies durch gezielte Industriepolitik, steuerliche Anreize, den Aufbau lokaler Fertigung sowie den Import vergleichsweise günstiger Elektroautos, insbesondere aus China.
Nach Einschätzung von Ember verschiebt sich der Schwerpunkt der Elektrifizierung des Pkw-Marktes damit zunehmend weg von Europa und Nordamerika hin zu Ländern, die bislang kaum als Treiber der Elektromobilität galten.
Elektromobilität als Wachstumstreiber
Laut dem Ember-Report nutzen Länder wie Vietnam, Nepal und Äthiopien die Elektromobilität, um Fossilimporte zu reduzieren und die Luftqualität zu verbessern. Äthiopien hat seit 2024 als weltweit erstes Land die Einfuhr von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor komplett verboten, was zu einer starken Beschleunigung bei der Elektromobilität geführt hat. Vietnam setzt auf Niedrigemissionszonen in Städten, um starke Luftverschmutzung zu bekämpfen.
Im Gegensatz dazu wurden in den USA und Kanada Förderprogramme 2025 zurückgefahren oder eingestellt, etwa die Bundessteuervergünstigung für Elektroautos in den USA und das iZEV-Programm in Kanada. Auch die EU verfolgt mit der geplanten Lockerung des Verbrenner-Aus ab 2035 einen anderen Weg, der weiterhin den Verkauf von Verbrenner-Pkw ermöglicht. (mch)