Milliarden-Boost für Deep Tech: Regierung und KfW zünden den Deutschlandfonds
Mit einer Hebelwirkung von 130 Milliarden Euro soll der Deutschlandfonds private Investoren in Hochtechnologien wie KI, Quantencomputing und Biotech locken.
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Der Industriestandort Deutschland steht im globalen Wettbewerb vor größeren technologischen Herausforderungen. Um den enormen Kapitalbedarf für die als nötig erachtete digitale und ökologische Transformation zu decken, haben die Bundesregierung und die staatliche Förderbank KfW am Donnerstag den seit Längerem geplanten Deutschlandfonds offiziell gestartet. Ziel ist es, die Bundesrepublik zu einem führenden Hub für High-Tech zu machen. Dafür sollen staatliche Garantien als strategischer Katalysator für privates Kapital fungieren.
Der Bund stellt dafür rund 30 Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln bereit. Dieser Einsatz aus Steuergeldern soll durch eine geschickte Hebelwirkung insgesamt 130 Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen aus der Wirtschaft auslösen. Damit will die Politik ein marktwirtschaftliches Instrument schaffen, das gezielt auf die Skalierung von Innovationen in Schlüsselbereichen wie IT, Quantencomputing, Biotech sowie Energie einzahlt.
Die KfW übernimmt dabei die zentrale Rolle des Koordinators für nationale sowie internationale Investoren. Der Fonds ist als flexible Dachstruktur konzipiert, die verschiedene Instrumente bündelt. Das soll helfen, die spezifischen Bedarfe von Startups, dem Mittelstand und der Großindustrie zu adressieren.
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) betont, öffentliche Mittel würden gezielt genutzt, damit deutlich mehr privates Kapital in Zukunftssektoren wie KI und Biotechnologie fließe. Laut Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) verdeutlicht die aktuelle Lage den hohen Modernisierungsbedarf: der Finanztopf solle Kapital dorthin lenken, wo Innovation entsteht und Lieferketten resilienter aufgestellt werden können. Auch KfW-Vorstandschef Stefan Wintels sieht in der Mobilisierung privaten Kapitals den entscheidenden Impuls für die globale Wettbewerbsfähigkeit.
Tech-Ökosystem und die digitale Souveränität
Besonders für die IT-Branche und die Deep-Tech-Szene ist der Ansatz wichtig, dass die KfW ab sofort auch als direkte Co-Investorin auftritt. Gemeinsam mit privaten Geldgebern sollen bis Ende 2030 Beträge von bis zu 50 Millionen Euro pro Einzelinvestition in vielversprechende junge Unternehmen fließen.
Ein wesentlicher Pfeiler ist auch die Stärkung der vielbeschworenen technologischen Souveränität, was neben KI-Anwendungen auch die Hardware und die kritische Infrastruktur umfasst. Der Fokus liegt hier auf resilienten Lieferketten und der Sicherung kritischer Mineralien durch einen dedizierten Rohstofffonds. Dieser stellt Eigenkapital und Kredite bereit, um Vorhaben zur Gewinnung von Ressourcen wie Lithium zu finanzieren. Diese gelten als wichtige Basis für die heimische Batterie- und Halbleiterindustrie.
Ferner will die Exekutive die technologische Verteidigungsfähigkeit stärken, um Abhängigkeiten von außereuropäischen Akteuren zu verringern. Dabei soll die gesamte Breite der wirtschaftlichen Bedarfe gedeckt werden. Der Geldtopf umfasst so auch Absicherungsinstrumente für Großinvestitionen in Wasserstoff oder die Automobilindustrie. Diese Risikoteilung zwischen Staat und privaten Geldgebern soll insbesondere in kapitalintensiven Feldern die Hürden für Investoren senken.
Energieinfrastruktur und Kritik
Ein großer Teil der Einlagen soll in die Modernisierung der Energieinfrastruktur fließen. Kerstin Andreae vom Branchenverband BDEW bewertet das grundsätzlich positiv und sieht die richtigen Weichen für Wachstum und Energiewende gestellt. Sie begrüßt ausdrücklich, dass die Regierung Ideen aus dem Branchenpapier Kapital für die Energiewende aufgreife und einen breiten Instrumentenmix zur Finanzierung der Energieversorgungsunternehmen vorsehe. Andreae mahnt aber an, dass die Details der geplanten Maßnahmen etwa im Bereich Geothermie zügig und praxistauglich ausgestaltet werden müssten.
Ein zentraler Kritikpunkt des Verbands betrifft die Eigenkapitalstärkung. Für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Fonds sei es essenziell, schnell entsprechende tragfähige Instrumente bereitzustellen. Der BDEW fordert vor allem die Einsetzung eines speziellen Fonds für die Wärmewende, der zwingend durch staatliche Garantien und Bürgschaften flankiert werden müsse.
Stufenplan und langfristige Perspektiven
Die Umsetzung des Deutschlandfonds erfolgt in einem gestuften Verfahren, das noch im Dezember mit ersten operativen Schritten beginnen soll. In dieser Startphase werden das Absicherungsinstrument für Transformationsindustrien, das Kreditprogramm für Geothermie-Projekte sowie neue Finanzierungstools für Startups initiiert. Von 2026 an folgt die zweite Stufe mit der Erweiterung um die Modernisierung der Energieinfrastruktur und neue private Kreditfonds für innovative Industrietechnologien.
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Besonders für den langfristigen Erfolg ist die geplante Aufstockung von Bedeutung: sie soll unter dem Namen "Wachstums- und Innovationskapital" Finanzierungslücken im Mittelstand schließen. Ergänzend ist die Einrichtung eines Instruments für Verbriefungen geplant, um den Zugang zum Kapitalmarkt zu vertiefen. Insgesamt markiert der Deutschlandfonds den Versuch, im globalen Systemwettbewerb durch strategische Risikoübernahme ein marktorientiertes Ökosystem zu schaffen und Deutschland nachhaltig als Hochtechnologiestandort zu positionieren.
(nen)