Samsung-Tochter Harman übernimmt ZF-Sparte für Lenkerunterstützung

Der ZF-Konzern verkauft seine Sparte für Fahrerassistenzsysteme (ADAS) an die Samsung Tochter Harman. ZF kann das Geld gut gebrauchen.

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Schild mit ZF-Logo auf Gebäudedach

(Bild: ZF Friedrichshafen AG)

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Die ZF Friedrichshafen AG verkauft ihre Abteilung für Assistenzsysteme für Pkw-Lenker (ADAS) an Harman International, eine Tochter des Samsung-Konzerns. Die Vereinbarung umfasst die Bereiche Compute Solutions, Kameras, Radar und Fahrassistenz-Software. „Mit Harman haben wir den idealen Partner gefunden, um das Wachstums- und Innovationspotenzial unseres Fahrerassistenz-Geschäfts für Pkw voll zu entfalten und auch den Mitarbeitern bestmögliche Entwicklungsperspektiven zu eröffnen”, freut sich der ZF-Vorstandsvorsitzende Mathias Miedreich.

Harman ist vor allem für die in Autos verbauten Lautsprecher bekannt, auch wenn diese bisweilen Marken wie Bang & Olufsen oder JBL tragen. Der Samsung-Konzern bewertet die ZFs ADAS-Sparte (Advanced Driver Assistence Systems) im Kontext der Übernahme mit 1,5 Milliarden Euro. Die Transaktion trägt „dazu bei, die Finanzverbindlichkeiten von ZF deutlich zu reduzieren”, bestätigt Miedreich.

ZF soll sich fortan auf die Bereiche „Fahrwerk, Antrieb, Nutzfahrzeug und industrielle Anwendungen konzentrieren, in denen wir global führend sind.“ Allerdings wird ZF für Nutzfahrzeuge weiter an Fahrerassistenz und autonomem Fahren arbeiten. Dieser Teil geht nicht an Harman. Die Bereiche Elektronik für Fahrwerktechnik und Passive Sicherheitstechnik verbleiben zu Gänze bei ZF.

Schon seit mindestens einem Jahrzehnt arbeiten die Koreaner an Technik für selbstfahrende Autos. 2017 übernahm Samsung für acht Milliarden US-Dollar Harman, das damals schon zwei Drittel seines Umsatzes mit Kfz-Herstellern machte – neben Lautsprechern mit Navigationssystemen, Unterhaltungsanlagen und Netzwerken. Harmans bestehende Geschäftsbeziehungen zu Kfz-Herstellern soll anderer Konzern-Technik als Schuhlöffel dienen, um ebenfalls ins Geschäft zu kommen – bald auch der Assistenztechnik aus Friedrichshafen.

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2017 budgetierte Samsung weitere 300 Millionen US-Dollar für Investitionen in Automotive-Start-ups sowie -Technik. Erster Schritt war damals der 75 Millionen Euro schwere Erwerb eines Anteils an der Wiener TTTech Auto, einem Software-Spezialisten für Middleware für Kfz. Anfang 2025 wurde TTTech jedoch an NXP veräußert, womit 1.100 Entwickler zu NXP gewechselt sind.

Schon vor 2017 hat Samsung in mehrere Firmen in diesem Bereich investiert und die Anteile inzwischen wieder abgegeben: AImotive (jetzt eine Tochter Stellantis’) und Renovo für Selbstfahrtechnik (nunmehr bei Toyota), Quanergy Systems für Lidar (insolvent), oder den britischen KI-Beschleunigerentwickler Graphcore (heute bei Softbank). Selbst möchte Samsung nach wie vor keine Autos bauen.

Für ZF-Finanzvorstand Michael Frick steht bei dem am Dienstag angekündigten Verkauf die „schnellere Entschuldung” im Vordergrund. Parallel spart er bei Projekten für Elektroautos: „Zusätzlich restrukturiert ZF – wie auch andere Marktteilnehmer – sein E-Mobilitätsgeschäft und stellt nicht profitable Projekte neu auf.” All das soll helfen, prognostizierte Geschäftszahlen im laufenden Finanzjahr bequem zu erreichen.

3750 Mitarbeiter wechseln mit Abschluss der Transaktion zu Harman, voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2026. Behördliche Genehmigungen stehen noch aus.

(ds)