Bundesregierung: Körperscanner machen Kontrollen "schneller und angenehmer"

In einer Antwort auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion Der Linken hat die Bundesregierung ein Zwischenresümee über den Einsatz von Körperscannern an Flughäfen gezogen.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Körperscanner können nach Ansicht der Bundesregierung Luftsicherheitskontrollen für die Passagiere "schneller und angenehmer" machen, da sie in vielen Fällen das Abtasten überflüssig machten. Das schreibt sie in einer Antwort (PDF-Datei) auf eine kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke. Der Probelauf mit Körperscannern am Hamburger Flughafen erfolge "ergebnisoffen", eine Verbesserung der Flugsicherheit konstatierte sie in ihrer daher noch nicht.

Ende September begann eine sechsmonatige Erprobungsphase zur Einführung von Körperscannern für die Luftsicherheitskontrolle. Getestet werden zwei Geräte vom Typ "L-3 Provision ATD" an freiwilligen Teilnehmern. Anders als US-Geräte arbeiten sie mit aktiver Millimeterwellentechnik und nicht mit Terahertzwellen. Die Kosten für Beschaffung, Installation und Schulung belaufen sich auf rund 462.500 Euro, inklusive einer Akzeptanzstudie. Bislang fielen Kosten in Höhe von 288.714 Euro an.

Die Bundesregierung meint, dass mit den Körperscannern auch der Sprengstoff PETN erkannt werden könnte. Den hatte der so genannte Unterhosen-Bomber im Dezember 2009 durch die Kontrollen des Flughafens Amsterdam geschleust. Die Geräte nähmen zudem Rücksicht auf die Privatsphäre der Passagiere, weil die Scans schematisiert gezeigt und die Daten hernach gelöscht werden. Wie Immissionsmessungen des Bundesamtes für Strahlenschutz zeigten, seien die Geräte außerdem gesundheitlich unbedenklich. Sie arbeiteten "zuverlässig" sowie "technisch stabil" und hätten eine "hohe Detektionsempfindlichkeit".

Zu Berichten über einen fehlerhaften Betrieb der Probeanlage äußerte sich die Bundesregierung nicht. Zur biologischen Wirkung von Teraherz-Strahlung erklärte sie, dass sie abschließend nicht bewertet werden könne, da derzeit erst wenige Studien vorlägen. Das Bundesumweltministerium habe mehrere Forschungsvorhaben initiiert. Ein erstes Vorhaben, das die gentoxischen Effekte von Terahertz-Strahlung in vitro untersucht, soll Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Kritiker befürchten, dass die Persönlichkeitsrechte von Menschen mit medizinischen Hilfen gefährdet seien, da beispielsweise Prothesen, Windeln oder künstliche Darmausgänge auf den Körperscannern erkennbar sind. Solche Gegenstände werden in dem Hamburger Pilotversuch nicht identfiziert, sondern nur als gelbe Quadrate angezeigt. Das eingesetzte Personal werde besonders geschult, um die Privatsphäre der betroffenen Passagiere zu schützen.

Aus den USA war berichtet worden, dass eine an Krebs erkrankte Stewardess ihre Brustprothese vorzeigen musste. Ein anderer Passagier wurde so grob abgetastet, dass ein Katheter riss. Empörte Passagiere hatten für gestern, den reiseintensiven Vortag des Thanksgiving-Festes, einen Boykottaufruf organisiert, der jedoch nach verschiedenen Medienberichten nicht zu nennenswerten Verzögerungen im Reiseverkehr führte. (anw)