Anonymous: Wikileaks-Affäre sorgte für Zulauf und Politisierung

Mitglieder der Internetbewegung Anonymous haben sich in einem E-Mail-Interview mit heise online über ihre Ziele, Organisationsform und die jüngsten Ereignisse rund um die Whistleblower-Plattform Wikileaks geäußert. Durch die Wikileaks-Affäre habe Anonymous auf einmal eine sehr starke Agenda, und zwar die Verteidigung der Presse- und Meinungsfreiheit um jeden Preis.

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Die Internetbewegung Anonymous befindet sich nach Einschätzung von einigen ihrer Mitglieder in einem Wandlungsprozess. "Je größer und klarer definiert der Gegner ist, desto größer wird auch Anonymous. Vor allem wenn das Ziel erstrebenswert und einleuchtend erscheint, kann sich Anonymous über regen Zufluss freuen", schrieben sie in einem E-Mail-Interview mit heise online. Es gebe kein Ziel, das "alle" Anonymous-Mitstreiter unterstützten, während der Wikileaks-Affäre seien aber viele Komponenten zusammengetroffen und hätten für starken Zulauf gesorgt.

Bisher sei Anonymous nicht in diesem Ausmaß politisch gewesen und habe keine besonders starke Agenda oder Ethik gehabt. Das verändere sich gerade dramatisch. Durch die Wikileaks-Affäre habe Anonymous auf einmal eine sehr starke Agenda, und zwar die Verteidigung der Presse- und Meinungsfreiheit um jeden Preis.

Internet-Aktivisten aus dem Umfeld des Imageboards 4Chan und von Anonymous, die mit den Angriffen auf Server von Scientology bekannt wurde, steckten hinter der "Operation Payback", bei der per DDoS (Distributed Denial of Service) unter anderem die Websites von Finanzdienstleistern angegriffen wurden. Diese hatten Konten und Transaktionen für die Whistleblower-Plattform Wikileaks gesperrt.

Nach der Festnahme eines 16-jährigen Unterstützers der Operation Payback startete Anonymous die Operation Leakspin. Dabei sollen Wikileaks-Archive nach bislang wenig beachteten Veröffentlichungen durchforstet und massenhaft verbreitet werden. Die Anonymous-Mitglieder bestritten gegenüber heise online, dass die Festnahme mit "Leakspin" zu tun habe. Es handele sich vielmehr um eine Aktion, die von Anonymous-Mitgliedern gestartet worden sei, die erkannt hätten, dass DDoS auf Dauer kein Mittel oder zumindest nicht ausreichend effektiv sei. Anonymous habe prinzipbedingt zwar keine Führung. Einzelne Operationen könnten aber durchaus geführt und geplant sein.

Siehe dazu das E-Mail-Interview mit Anonymous-Mitgliedern im c't-Hintergrund:

(anw)