Apple wegen angeblicher Weitergabe von Nutzerdaten verklagt [Update]

In der beim Bezirksgericht von San Jose eingereichten Klage wird Apple vorgeworfen, persönliche Daten von Nutzern ohne deren Einverständnis an Werbenetzwerk-Anbieter weiterzugeben.

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Von
  • Nico Jurran

Kein schönes Weihnachtsgeschenk für Apple: In einer am 23. Dezember beim Bezirksgericht von San Jose (Kalifornien) eingereichten Klage (Aktenzeichen 10-5878) wird dem Unternehmen vorgeworfen, persönliche Daten von Nutzern ohne deren Einverständnis an Werbenetzwerk-Anbieter weiterzugeben. Dies berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Der Kläger Jonathan Lalo trägt demnach vor, dass die eindeutige Kennung (Unique Device Identifier, UDID) bei iPhones und iPads Werbenetzwerken erlaube, zu erfassen, welche Applikationen ein Kunde heruntergeladen habe und wie häufig beziehungsweise wie lang er diese nutze.

Tatsächlich behaupte Apple laut Kläger jedoch (fälschlicherweise), dass alle Apps vor der Veröffentlichung in seinem App Store begutachtet und generell keine personenbezogenen Daten ohne Zustimmung des Anwenders übertragen würden. Lalo betont in seiner Klage ausdrücklich, dass es dem Anwender nicht möglich sei, die Übertragung der UDID zu blockieren.

Bloomberg berichtet, dass laut Klagschrift über einige Apps zudem zusätzliche Informationen an Werbenetzwerke verkauft würden – darunter der Aufenthaltsort des Anwenders, sein Alter, Geschlecht, Einkommen, die ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung und politischen Ansichten. Die Klage richtet sich auch gegen die Anbieter der Apps Pandora, Paper Toss, the Weather Channel and Dictionary.com.

Lalo strebt eine Sammelklage gegen Apple an, der sich alle Nutzer anschließen können sollen, die zwischen dem 1. Dezember 2008 und der vergangenen Woche eine Applikation auf ihrem iPhone oder iPad aus dem App Store heruntergeladen und installiert haben. Unklar bleibt im Bloomberg-Bericht, ob von der Klage auch Apples iPod touch erfasst wird, der ebenfalls eine UDID aufweist.

Jonathan Lalo lässt sich in der Angelegenheit von der New Yorker Kanzlei KamberLaw vertreten, deren Chef Scott A. Kamber damit wirbt, bereits "hunderte Millionen Dollar" bei "dutzenden Sammelklagen" erstritten zu haben. Tatsächlich zählt zu den Erfolgen der Kanzlei eine außergerichtliche Einigung mit dem Online-Videoverleiher Netflix in einem Millionen-Streit, bei dem es darum ging, dass eigentlich anonym auftretende Kunden aufgrund ihrer Film-Empfehlungen identifiziert werden konnten. Auch an der Sammelklage gegen Facebook wegen Eingriffs in die Privatsphäre der Nutzer durch das Werbeprogramm "Beacon" war KamberLaw beteiligt. Das Online-Netzwerk schaltete Beacon schließlich komplett ab und zahlte 9,5 Millionen US-Dollar.

Apple hat sich zu der Klage bislang nicht geäußert.

[Update:
Nach einem Bericht von Wired wurde am 23. Dezember eine weitere Klage gegen Apple eingereicht, die dieselben Vorwürfe zum Gegenstand hat. Auf Klägerseite sind vier Personen aus Texas und Kalifornien genannt, die verschiedene Apps auf ihre iPhones installiert hatten. Zu den Beklagten zählen hier neben Apple die Anbieter der Apps Textplus4, Pandora, Paper Toss, Weather Channel, Directonary.com Talking Tom Cat, Pimple Popper Lite und Pumpkin Maker. Die Klageschrift kann online (als PDF) eingesehen werden.]
(nij)