Die Neuerungen von Red Hat Enterprise Linux 5.6

Die neue Version des Unternehmens-Linux unterstützt jetzt offiziell das Ext4-Dateisystem. Neu sind auch frische Versionen von Bind und PHP sowie zahlreiche überarbeitete Treiber, die die Unterstützung für aktuelle Hardware verbessern.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Die Version 6 von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) ist seit seiner Einführung Mitte November das Flaggschiff von Red Hat – mit der Vorgängerserie geht es aber durchaus noch weiter. Das Zeigt die heute freigegebene Version 5.6, unter deren Neuerungen sich einige Techniken finden, die auch RHEL6 bietet.

Nachdem ältere RHEL5-Versionen Ext4 bereits als nicht unterstütztes "Technical Preview" mitbrachten, wird das bei RHEL6 als Standard genutzte Dateisystem ab Version 5.6 nun auch bei RHEL5 voll von Red Hat unterstützt. Zu den Vorteilen dieses Dateisystems, das in Desktop-Distributionen wie Fedora oder Ubuntu schon seit über einem Jahr eingesetzt wird, zählt unter anderem die effizientere Speicherung mit Hilfe von Extents, eine im Vergleich zu Ext3 schnellere Prüfung von Dateisystemen, robusteres Journaling sowie Unterstützung für größere Dateisysteme.

Der Nameserver Bind liegt in Version 9.7 bei, die unter anderem mit besserer Unterstützung für DNSsec aufwartet. Es findet sich in Paketen, deren Namen mit "bind97-" beginnen. Das älteren RHEL5-Versionen beiliegende Bind 9.3 ist in Paketen mit dem Präfix "bind-" weiterhin Bestandteil von RHEL, sodass Anwender auf die neue Version des Nameservers umsteigen können, aber nicht müssen. Den selben Trick nutzt Red Hat bei PHP: In mit "php-" startenden Paketen findet sich wie zuvor PHP 5.1.6, während das mit RHEL 5.6 neue PHP 5.3.3 in "php53-"-Paketen steckt.

Der Version 5.6 liegen RHEL5 erstmals die Ebtables (Ethernet bridge tables) bei – ein Firewall-Tools zum transparenten Filtern von Netzwerkverkehr, der eine Bridge durchläuft. Ebenfalls neu ist der System Security Services Daemon (SSSD), der einige Dienste zum zentralen Identitäts- und Authentifizierungs-Management bietet. Samba liegt in den Versionen 3.0.33 ("samba") und – gegenüber der Vorversion aktualisiert – 3.5.4 ("samba3x") bei. Letztere bietet erweiterte LDAP-Unterstützung und beherrscht Winbind über IPv6. OpenJDK ist nun auf dem Stand von IcedTea 1.7.5, was unter anderem die Performance und Stabilität des JIT-Compilers Hotspot verbessern soll.

Die Virtualisierungs-API libvirt macht einen Sprung von 0.6.3 auf Version 0.8.2, die deutlich mehr Funktionen bietet. Dadurch unterstützt RHEL 5.6 nun auch das von RHEL6 gebotene sVirt (SELinux virtualization) zur Isolierung von Gastsystemen.

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Klone

Verschiedene Unternehmen und Projekte erstellen Nachbauten von RHEL. Der populärste RHEL-Klon ist das kostenlos erhältliche CentOS, dass volle Kompatibilität zur Vorlage verspricht – daher nimmt CentOS in die Distribution selbst normalerweise keine Funktionen auf, die der Vorlage fehlen, wie es etwa bei Scientific Linux der Fall ist.

Zwischen der Freigabe einer neuen RHEL-Version und dem Erscheinen der Nachbaus von CentOS vergehen meist eineinhalb bis drei Monate; CentOS 5.5 etwa erschien sechs Wochen nach RHEL 5.5; bei dessen Vorgänger brauchte CentOS sieben Wochen bis zur Veröffentlichung des Nachbaus. Möglicherweise dauert es diesmal etwas länger, da die CentOS-Entwickler derzeit noch mit der Arbeit an CentOS 6.0 beschäftigt sind. Bis zur Fertigstellung eines Nachbaus des im November veröffentlichten RHEL 6.0 vergehen laut einem vor einer Woche abgesetzten Twitter-Feed der CentOS-Entwickler noch Wochen.

Wie immer hat Red Hat die Hardware Unterstützung ausgebaut – ähnlich wie bei Bind und PHP liegt die neue Version der Drucker- und Scanner-Treiber für HP-Geräte in einem hplip3 genannten Paket bei, sodass niemand auf die neuen Treiber wechseln muss, der nicht will. Die neue RHEL-Version unterstützt nun auch das Cintiq 21UX2 Grafiktablett von Wacom und soll durch aktualisierte HD-Audio-Alsa-Treiber besser mit modernen Sound-Chips zusammenarbeiten.

Umfangreiche Aktualisierungen und Erweiterungen gab es zudem bei den Treibern für Netzwerk- und Storage-Hardware -- Details liefert ein eigener Abschnitt in den Release Notes. Ferner hat Red Hat die Unterstützung für die Ironlake-Grafikkerne der Anfang letzten Jahres eingeführten Core-i3/i5-Prozessoren in den Intel-Grafiktreibern ausgebaut. Auch AMDs aktuellen Prozessoren sollen nun besser unterstützt werden.

Die Release Notes bieten einen Überblick über diese und andere Neuerungen von RHEL 5.6. Noch ausführlicher sind die Technical Notes zur neuen Version. Im Abschnitt zu Anaconda finden sich etwa verschiedene Änderungen, welche den Installer betreffen – etwa die Unterstützung für die 10G-LAN-Chips von Brocade, Chelsio und QLogic. Der Abschnitt 3.1 erläutert zudem einige Aspekte beim Zusammenspiel zwischen RHEL und Platten mit 4K-Sektoren, die Administratoren kennen sollten, damit solche Platten optimale Performance erzielen.

Da sich RHEL5 noch bis Ende dieses Jahres in der ersten Phase im Lebenszyklus von RHEL befindet, dürfte auch die nächste Version noch größere Änderungen mitbringen. In den folgenden Phasen gibt es immer weniger und immer kleinere Änderungen, sodass man in ein bis zwei Jahren zu RHEL6 greifen muss, wenn man Unterstützung für die dann aktuelle Hardware benötigt. In Blogs und Bugzilla-Einträgen scheint derweil durch, dass Red Hat schon fleißig an RHEL 6.1 arbeitet – bis das erscheint, dürften aber noch einige Monate vergehen. (thl) (thl)