Playstation 3 startet in Japan [Update]

Sony verkauft ab heute die Playstation 3 in Japan. Das online veröffentlichte Handbuch gibt Aufschluss über die technischen Funktionen.

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Sony Computer Entertainment verkauft ab heute die Playstation 3 in Japan. Bereits am Vorabend vor dem Verkaufsstart bildeten sich in Tokyo Menschentrauben vor den Elektronikgeschäften, die von Ordnern in Warteschlangen dirigiert wurden. Der größte Elektronikladen in Tokyo, Akihabara's Yodobashi Camera, ließ gegen Mitternacht 1500 Personen in seine Tiefgarage und verteilte dort Wartenummern. Der Verkauf sollte aber erst zu den offiziellen Öffnungszeiten am Morgen beginnen.

Nach offiziellen Angaben hat Sony 100.000 Konsolen in Japan ausgeliefert, Experten vermuten jedoch, dass es lediglich 80.000 waren. Große japanische Handelsketten wie Laox, Best Denki's Shinjuku und GEO's Ishikawa bekamen nach Angaben von Mitarbeiten nur zwischen 5 und 20 Konsolen pro Laden zugeteilt. Aufgrund der unklaren Liefersituation nahmen viele Geschäfte keine Vorbestellungen entgegen.

Das Startprogramm der Videospiele ist recht übersichtlich. Sony selbst steuert den Ego-Shooter "Resistance: Fall of Man" und das Action-Adventure "Genji: Days of the Blade" bei, das ersten US-Kritiken zufolge zwar optisch recht hübsch sein soll, spielerisch aber zu wünschen übrig lässt. Namco offeriert die siebte Auflage seiner Rennspiel-Reihe "Ridge Racer" mit einem Online-Renn-Modus und das Mech-Spiel "Mobile Suit Gundam: Crossfire". Von Sega kommt "Sega Golf Club", Konami steuert ein Mahjong-Spiel bei.

Zum Start der Playstation 3 in Europa befragt, sagte Phil Harrison in einem Interview, er könne selbst in seiner Funktion als Executive Vice President von Sony Computer Entertainment Europe keine Auskünfte über die Lieferbarkeit der Hardware geben, es würden nur "sehr schlaue Menschen hart daran arbeiten, den Termin zu halten." Sony Computer Entertainment Deutschland bestätigte inzwischen, dass der Start zum März 2007 nach wie vor gültig sei, aber man noch nicht genau wisse, wie viele Konsolen Anfangs zur Verfügung stehen.

Derweil hat Sony Computer Entertainment die Bedienungsanleitung der Playstation 3 online veröffentlicht, aus der viele technische Details zu den Multimediafunktionen der Konsole hervorgehen. So lässt sich die Playstation 3 über ein Composite-Kabel (mitgeliefert), S-Video, Scart, YUV-Componente oder HDMI 1.3 (alle Kabel optional erhältlich) an einen Bildschirm anschließen. VGA wie bei der Xbox 360 ist nicht vorgesehen. Die maximale Auflösung beträgt über HDMI und Componente 1080p (1920x1080 Bildpunkte progressive). Kopiergeschützte Blu-ray-Filme lassen sich am analogen Komponenten-Anschluss aber nur bis 1080i (interlaced) wiedergeben, 1080p ist allein dem kopiergeschützten digitalen HDMI vorbehalten.

Auch bei der Soundausgabe bevorzugt Sony HDMI. Die Tonspuren lassen sich hier digital ausgeben, entweder als unveränderter Original-Bitstream oder als dekodierter PCM-Stream. Der interne Dekoder der Playstation 3 kann Dolby-Formate mit bis zu 7.1 Kanälen in PCM wandeln, DTS-HD mit bis zu 5.1 Kanälen. Wer SA-CDs auf der PS3 abspielen will, muss ebenfalls auf HDMI zurückgreifen. Der optische Digitalausgang bleibt bei diesen kopiergeschützten Medien stumm und gibt ansonsten bis zu 5.1 Kanäle aus, analog ist über den Multi-AV-Port lediglich Stereo möglich.

Relativ freizügig gibt sich Sony beim Kopieren von Videos und Musik. Ist diese nicht kopiergeschützt, so kann sie beliebig auf und von der Festplatte auf andere USB-Geräte oder Speicherkarten kopiert werden. Musik-CDs lassen sich auch auf die Festplatte kopieren, wobei die Stücke wahlweise in AAC (voreingestellt), MP3 oder ATRAC in unterschiedlichen Bitraten (voreingestellt 128 Bit) komprimiert werden. Die Stücke lassen sich anschließend beispielsweise per WLAN auf die PSP kopieren.

Bei Videofilmen unterstützt die PS3 die Formate MPEG-1, MPEG-2, MPEG-4 SP und H.264/MPEG-4 AVC mit Auflösungen bis zu 1080p. Die Tonspuren müssen in MPEG-Audio, AAC, AC3 oder PCM vorliegen. Anders als bei der PSP lassen sich normale MPEG-4-Filme abspielen, sie benötigen keinen speziellen Container. AVI-Filmdateien werden allerdings nicht unterstützt. Sind die Filme kopiergeschützt, so lassen sie sich von der Festplatte nur auf einen Memory Stick PRO verschieben, der das DRM unterstützt. Die Original-Datei auf der Festplatte wird dabei gelöscht.

Das 60-GByte-Modell der Playstation 3 bringt auch eine WLAN-Unterstützung mit. Als Verschlüsselungsarten gibt das Handbuch neben dem unsicheren WEP auch WPA-PSK (TKIP) und WPA-PSK (AES) an. Das kleinere Modell mit der 20-GByte-Festplatte kann per USB mit einem WLAN-Adapter nachgerüstet werden. Über einen Ethernet-Anschluss verfügen beide Modelle. Die Festplatte kann gegen herkömmliche 2,5-Zoll-Modelle mit SATA-Anschluss von anderen Herstellern getauscht werden.

Sony hat in die Playstation 3 einen Webbrowser und separaten Online-Shop namens "Playstation Store" integriert. Über diesen sollen PS3- und PSP-Spiele, Musik und Filme vertrieben werden. Außerdem gibt es kostenlose Demos und Trailer, so zum Beispiel von Sonys Formel-1-Spiel. Aus Sicherheitsgründen soll die Playstation 3 nur Dateien aus dem offiziellen Store herunterladen können. Andere Webseiten können mitunter jedoch Musik auf die PS3 streamen. Bezahlt wird im Store entweder mit einer Prepaid-Karte "Playstation Card" oder per Kreditkarte, die das Nutzerkonto, "Wallet" genannt, auffüllen. Über den Store kann man auch Abos (beispielsweise für Online-Rollenspiele) abschließen. Aufpassen sollte man mit den Bezahlungseinstellungen. So erlaubt die Konsole, dass die "Wallet" automatisch per Kreditkarte ausgeglichen wird, wenn der Nutzer einen Kauf tätigt. Abos werden nach deren Ablauf in solchen Fällen automatisch verlängert, wenn der Nutzer sich nicht explizit abmeldet.

Sony bezeichnet die Playstation 3 offiziell als Computer-System. Dies war auch bei der PS2 der Fall, wurde – abgesehen von einem kaum verfügbaren Linux-Kit – aber praktisch nie in die Tat umgesetzt. Anders bei der Playstation 3: Sie unterstützt von Haus aus USB- Mäuse und Tastaturen. Dazu melden sich die Spieler an das "Playstation Network" an und können dann an Freunde innerhalb des Networks Nachrichten schicken (normale E-Mails werden leider nicht unterstützt) oder (ebenfalls kostenlos) Video-Chats abhalten. Dazu schließt man über USB eine Eyetoy-Kamera und ein Bluetooth-Headset an. Im Unterschied dazu muss man bei Microsofts Xbox 360 für Video-Chat und Online-Spiele eine Grundgebühr von 5 bis 6,60 Euro im Monat für einen Gold-Account bezahlen.

Die Playstation 3 spielt auch alte Titel der PSOne und PS2 ab. Nach ersten Tests des Online-Magazins IGN wird die Bildschirmauflösung dabei nicht hochskaliert. Anders als bei den Playstation-3-Spielen, die keinen Regionalcode mitbringen, wird dieser bei PSOne- und PS2-Spielen jedoch abgefragt. Importspiele lassen sich somit nicht auf der Playstation 3 abspielen. Speicherstände werden auf virtuellen Memory-Cards auf der Festplatte abgelegt. Mit einem separat erhältlichen USB-Adapter lassen sich auch alte Spielstände von PSOne- und PS2-Speicherkarten auf die PS3-Festplatte übertragen. Ein Kopieren der Spielstände von der Festplatte auf die Speicherkarten ist allerdings nicht möglich.

Update:

Die Webseite PC Watch hat inzwischen Detailbilder vom Platinenaufbau der Playstation 3 veröffentlicht. Darauf ist nebem dem Cell-Processor und dem neuen Grafikchip von Nvidia (der nach Aussagen von Nvidia auf DirectX-9-Technik beruht und nicht die neuen Features der Geforce 8800 nutzt) auch ein Kombichip mit der Emotion Engine und dem Graphic Synthesizer der Playstation 2 zu sehen. Durch diese Hardware-Implementierung sollte die Playstation 3 zu nahezu allen alten PS2-Spielen kompatibel sein.

Siehe dazu auch: