Nokia bleibt unter Druck

Auch eine leichte Umsatzsteigerung und mehr verkaufte Smartphones können die Probleme des Marktführers nicht kompensieren – Gewinn und Marktanteile schrumpfen. Im Februar will der neue CEO seine Strategie für Nokia vorstellen.

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Der finnische Handyhersteller Nokia bleibt unter Druck. Der Weltmarktführer konnte seinen Umsatz im Schlussquartal 2010 zwar leicht steigern, musste bei Gewinn, Marge und Marktanteil aber weiter Federn lassen. Der von Microsoft als neuer CEO geholte Stephen Elop lobte sein erstes Quartal an der Konzernspitze als "solide", sieht Nokia aber weiter vor "erheblichen Herausforderungen". Nokia müsse auf die Veränderungen der Branche schneller reagieren, so Elop bei der Vorstellung des Konzernergebnisses am Donnerstag in Helsinki. Im Februar will der neue Herr im Haus seine Strategie für den angeschlagenen Riesen vorstellen.

Nokias Umsatz stieg im Schlussquartal von knapp 12 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum um 6 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro. Der Gewinn schrumpfte unterdessen um ein Fünftel von 948 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf nunmehr 745 Millionen Euro. Nokia führt dafür unter anderem Belastungen durch Restrukturierungskosten und Abschreibungen an. Gestiegene Absatzzahlen im Smartphone-Bereich kamen zwar dem durchschnittlichen Verkaufspreis zugute, konnten den weiteren Verfall der Gewinnmarge aber nicht verhindern. Für das Gesamtjahr weist der Konzern eine Gewinnsteigerung von 260 Millionen Euro im Krisenjahr 2009 auf nunmehr 1,3 Milliarden Euro aus. Beim Jahresumsatz legte das Unternehmen um 4 Prozent auf 42,5 Milliarden Euro zu.

Im Kerngeschäft verliert der Marktführer weiter an Boden. Im Schlussquartal konnte Nokia insgesamt 123,7 Millionen Geräte absetzen, rund 3 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2009. Den Gesamtmarkt für das Quartal schätzt der Hersteller auf rund 402 Millionen Geräte. Nokias Marktanteil sinkt damit von noch 40 Prozent im Vorjahresabschnitt auf 31 Prozent. Das gilt auch für das schnell wachsende Smartphone-Segment, das Nokia auf insgesamt 90,5 Millionen Geräte schätzt. Im Schlussquartal verkauften die Finnen mit 28,3 Millionen Geräten auch dank des glücklos gestarteten N8 wieder deutlich mehr als noch im Vorjahr (20,8 Millionen Stück), der Marktanteil sank dennoch auf 31 Prozent.

Nach Nokias Schätzung ist der globale Handymarkt nach Stückzahlen im Gesamtjahr 2010 um 13 Prozent gewachsen. Profitieren konnten die Finnen davon weniger, ihr Marktanteil ging von 34 Prozent im Vorjahr auf 32 Prozent zurück. Insbesondere im boomenden und profitablen Smartphone-Segment hat die Marke Nokia viel vom einstigen Glanz eingebüßt, hier gibt die Konkurrenz mit iOS- und Android-Geräten den Takt vor. An der Konkurrenzfähigkeit des Marktführers soll der neue Chef arbeiten. Wie Elop das anstellen wird, will er Mitte Februar verraten, wenn er seine neue Strategie vorstellt.

Elop hatte seinen glücklosen Vorgänger Olli-Pekka Kallasvuo im September 2010 überraschend abgelöst. Zuvor hatte Nokia-Veteran Anssi Vajnoki, der nach Elops Berufung seinen Hut nahm, als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des zuletzt umstrittenen Kallasvuo gegolten. Der von Microsoft an die Spitze geholte Elop soll Nokia nun wieder auf Erfolgskurs trimmen. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt hatte Elop einschneidende Änderungen vorgenommen, die rund 1800 Arbeitsplätze kosteten. Unter anderem hat Elop die Entwicklung des Betriebssystems Symbian wieder stärker in den Konzern eingebunden.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Nokia in Euro
Quartal Umsatz Nettogewinn
1/00 6,5 Mrd. 0,91 Mrd.
2/00 7 Mrd. 0,98 Mrd.
3/00 7,58 Mrd. 0,92 Mrd.
4/00 9,28 Mrd. 1,21 Mrd.
1/01 8 Mrd. 1,05 Mrd.
2/01 7,35 Mrd. 0,83 Mrd.
3/01 7 Mrd. 0,76 Mrd.
4/01 8,79 Mrd. 1,15 Mrd.
1/02 7 Mrd. 0,92 Mrd.
2/02 6,94 Mrd. 0,90 Mrd.
3/02 7,2 Mrd. 0,88 Mrd.
4/02 8,8 Mrd. 1,24 Mrd.
1/03 6,7 Mrd. 0,97 Mrd.
2/03 7,02 Mrd. 0,66 Mrd.
3/03 6,9 Mrd. 0,86 Mrd.
4/03 8,79 Mrd. 1,17 Mrd.
1/04 6,63 Mrd. 0,82 Mrd.
2/04 6,64 Mrd. 0,71 Mrd.
3/04 6,94 Mrd. 0,66 Mrd.
4/04 9,063 Mrd. 1,019 Mrd.
1/05 (*) 7,396 Mrd. 0,863 Mrd.
2/05 8,059 Mrd. 0,799 Mrd.
3/05 8,403 Mrd. 0,881 Mrd.
4/05 10,333 Mrd. 1,073 Mrd.
1/06 9,507 Mrd. 1,048 Mrd.
2/06 9,813 Mrd. 1,140 Mrd.
3/06 10,100 Mrd. 0,845 Mrd.
4/06 11,701 Mrd. 1,273 Mrd.
1/07 9,856 Mrd. 0,979 Mrd.
2/07 12,587 Mrd. 2,828 Mrd.
3/07 12,898 Mrd. 1,563 Mrd.
4/07 15,717 Mrd. 1,835 Mrd.
1/08 12,660 Mrd. 1,222 Mrd.
2/08 13,151 Mrd. 1,103 Mrd.
3/08 12,237 Mrd. 1,087 Mrd.
4/08 12,662 Mrd. 0,576 Mrd.
1/09 9,274 Mrd. 0,122 Mrd.
2/09 9,912 Mrd. 0,287 Mrd.
3/09 9,810 Mrd. -0,913 Mrd.
4/09 11,988 Mrd. 0,948 Mrd.
1/10 9,522 Mrd. 0,349 Mrd.
2/10 10,003 Mrd. 0,227 Mrd.
3/10 10,270 Mrd. 0,322 Mrd
4/10 12,653 Mrd. 0,745 Mrd.
(*) Ergebnis seit Q1 2005 ausgewiesen nach neuen IFRS-Bilanzierungsregeln.

(vbr)