Bing, die Klicks und eine Menge Fragen

Im Streit um angeblich geklaute Suchmaschinenergebnisse zwischen Google und Microsoft geht es munter weiter hin und her. Derweil hat sich auch ein Datenschützer eingeschaltet.

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Microsoft kommt im Streit mit Google um angeblich geklaute Suchmaschinenergebnisse nicht zur Ruhe. Anfang der Woche wollte Google mit manipulierten Suchergebnissen nachgewiesen haben, dass Microsofts Bing seine Suchergebnisse kopiere. Das stritt Microsoft ab, zuletzt nochmal ganz unzweideutig: "Wir kopieren keine Ergebnisse von irgendeinem unserer Wettbewerber. Punkt."

Microsoft nutze zur Berechnung seiner Suchergebnisse mehr als 1000 branchenübliche und offen kommunizierte Informationsströme, darunter auch "die anonymisierte Auswertung von Nutzerverhalten". Offenbar beobachtet Microsoft das Klickverhalten seiner Benutzer im Web und wertet es aus. Dabei seien auch Klicks auf Google-Suchtreffer und damit auch Google-Ergebnisse mit in Bings Datenbasis aufgenommen worden.

Doch Google lässt nicht locker. Googles SEO-Flüsterer Matt Cutts hat in seinem Blog noch einmal seine Sicht der Dinge dargestellt. Er fragt sich: Wenn die Benutzerklicks wirklich nur einen von tausend Einflussfaktoren ausmachen, warum verzichtet Microsoft nicht darauf und die damit verbundene negative PR? Er vermutet, dass die Klicks, und damit auch Googles Suchergebnisse, nicht nur irgendein Einflussfaktor sind, sondern ein wesentlicher, auf den Bing nicht so ohne weiteres verzichten kann.

Cutts wirft auch eine weitere Frage auf, der sich Spiegel Online noch intensiver widmet: Woher stammen eigentlich die Klickdaten, die Bing nutzt? Spiegel Online vermutet, Bing erhält sie von den Microsoft-Toolbars, etwa der Bing Bar. Und in der Tat gibt es bei der Installation der Bing-Leiste eine Option "Ihre Nutzung optimieren", zu der erklärt wird, dass Microsoft "zusätzliche Informationen zu ... Ihren Suchvorgängen, zu den von Ihnen besuchten Websites sowie zur Art der Verwendung unserer Webseite" erfasse. Welche Daten wie lange gespeichert und wie ausgewertet werden, verriet Microsoft Spiegel Online auf Nachfragen aber nicht. Der Leiter des bayerischen Amts für Datenschutzaufsicht, Thomas Kranig, will dem jetzt nachgehen.

Danny Sullivan, in dessen Blog Search Engine Land Googles Anschuldigungen das erste Mal veröffentlicht wurde, hat ausführlich mit Microsoft gesprochen. Er legt in einem ausführlichen Postings Microsofts Argumente dar. So gebe es bei Bing keinen spezifischen Einflussfaktor "Google-Suchergebnisse", sondern nur einen allgemeinen Such-Faktor. In diesen fließen die Begriffe ein, nach denen der Benutzer bei Google, aber zum Beispiel auch bei Amazon sucht. Dieser Faktor würde andere Faktoren nicht überstimmen und ohnehin nur bei einem kleinen Prozentsatz der Suchen genutzt.

Sullivan zitiert den Bing-Chef Stefan Weitz, dass Bing nicht auf den Such-Faktor verzichten soll. Er verweist darauf, dass Google auf ähnliche Weise wie Microsoft Klickverhalten auswerte, etwa bei Nutzern der Google-Toolbar und beim Browser Chrome. Außerdem habe Google keine Probleme damit, einige der Elemente von Bings Bedienoberfläche zu kopieren. (jo)