Große Patch-Sammlung

Rund eineinhalb Jahre nach dem Erscheinen von Windows 7 und Server 2008 R2 hat Microsoft mit der Auslieferung des Service Pack 1 für die beiden Betriebssysteme begonnen. Überraschung am Rande: Fertig ist das SP1 bereits seit November letzten Jahres.

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Erst kamen nur Partnerfirmen sowie MSDN- und Technet-Abonnenten dran, doch mittlerweile steht das Service Pack 1 zum freien Download bereit, zu finden über den blauen c’t-Link am Ende des Artikels sowie über die Windows-Update-Funktion. Bis Redaktionsschluss wurde es durch die Update-Funktion aber noch nicht automatisch installiert.

Das SP1 gibt es in drei Geschmacksrichtungen, einmal für 32- und zweimal für 64-Bit-Windows (x64 und Itanium). Da Windows 7 und Server 2008 R2 auf dem gleichen Kernel basieren, aktualisiert das SP1 beide. Es ist vor allem eine Sammlung von Hotfixes und Patches – eine Übersicht hat Microsoft online bereitgestellt, zu finden ebenfalls über den c’t-Link. Neue Funktionen sind kaum enthalten, Microsoft nennt lediglich RemoteFX (hardwarebeschleunigte 3D-Grafikausgabe in Terminal-Sessions (RDP), nur im Zusammenspiel mit dem Server 2008 R2) und Dynamic Memory (dynamisches Zuweisen von Hauptspeicherbereichen an Gastsysteme unter Windows Server 2008 R2 Hyper-V).

Überraschung: Der Build-Nummer zufolge ist das Service Pack 1 bereits seit dem 19. November des vergangenen Jahres fertig.

Das Service Pack 1 verleiht den aktuellen Windows-Versionen zudem die Unterstützung für AVX, eine Befehlssatzerweiterung neuer Prozessoren. Diese Advanced Vector Extensions verarbeiten 256-Bit-Datenstrukturen in einem Rutsch, während bisherige SSE-Generationen (Streaming SIMD Extensions bis SSE4) 128 Bit „breit“ sind. Doch nur im Idealfall arbeitet AVX-Code wirklich doppelt so schnell wie SSE-Code. Erste AVX-Prozessoren hat Intel Anfang 2011 vorgestellt (Core i3-2000, Core i5-2000, Core i7-2000), AMD will mit „Bulldozer“ bald nachziehen. Bis sich Software durchsetzt, die AVX statt SSE benutzt, dürfte aber noch einige Zeit ins Land gehen.

Fertig ist das SP1 übrigens schon seit November letzten Jahres. Der Build-Nummer zufolge wurde die endgültige Fassung bereits am 19. 11. 10 um 18:50 kompiliert (siehe Screenshot), das Setup-Paket wurde am 23. November gepackt. Warum Microsoft das SP1 bis jetzt zurückhielt, ist nicht bekannt.

Wie lange die Installation des SP1 dauert, hängt von der Hardware ab, auf der Windows installiert ist. Auf Testrechnern der c’t-Redaktion dauerte es zwischen einer guten halben und mehr als einer ganzen Stunde. Wie viel Platz auf der Festplatte frei sein muss, hängt von der Version des SP1 (32 oder 64 Bit) sowie von der Art der Installation ab: Man kann das SP1 wahlweise als Komplettpaket herunterladen oder es sich vom Windows-Update liefern lassen.

Das Komplettpaket enthält sämtliche Patches und Hotfixes, es bringt also ein frisch installiertes Windows auf den aktuellen Stand. Auf einem 32-Bit-Testrechner war allerdings vor der Installation das Einspielen eines zusätzlichen Updates fällig (KB947821). Das Komplettpaket ist vor allem für Administratoren gedacht, die viele Rechner mit dem SP1 ausrüsten müssen. Auf der Platte belegt dieses Paket 537 MByte (x86), 903 MByte (x64) beziehungsweise 511 MByte (Itanium).

Wer nur einzelne Windows-Installationen auf das SP1 aktualisieren will, ist mit dem Windows-Update besser beraten – dann wird nur das heruntergeladen, was zum aktuellen Patch-Level noch fehlt, was den erneuten Download all jener Patches erspart, die bereits via Windows-Update auf der Platte landeten. Dadurch fällt der Download deutlich kleiner aus, laut Microsoft sind es bei einem gut gepflegten Windows weniger als 100 MByte.

Während der Installation wird zusätzlicher Platz auf der Festplatte benötigt. Wer das Komplettpaket benutzt, braucht laut Microsoft bei 32-Bit-Windows rund 4 und bei 64-Bit-Windows über knapp 8 GByte freien Platz. Für die Installation als Auto-Update reicht rund 1 GByte.

Die Installation des SP1 lässt sich später rückgängig machen: Klicken Sie in der Systemsteuerung unter „Programme und Funktionen“ oben links auf „Installierte Updates“, markieren Sie dann in der Liste unter „Microsoft Windows“ das „Service Pack für Microsoft Windows (KB976932) und anschließend oben auf „Deinstallieren“.

Die für die Deinstallation erforderlichen Dateien bleiben normalerweise dauerhaft auf der Festplatte und belegen dort Platz. Wer den Platz freiräumen will, hat zwei Möglichkeiten: Entweder über die Datenträgerbereinigung, die Sie in den Eigenschaften des Systemlaufwerks finden: Klicken Sie dort auf „Systemdateien bereinigen“ und setzen Sie dann ein Häkchen vor „Service-Pack-Sicherungsdateien“. Oder über eine mit administrativen Rechten gestartete Eingabeaufforderung: Dort löscht der Befehl

dism /online /cleanup-image /spsuperseded 

die Sicherungsdateien – üblicherweise sind das viele 100 MByte. Allerdings lässt sich das Service Pack nach dem Löschen der Dateien nicht mehr deinstallieren.

Wer verhindern will, dass das SP1 als Windows-Update automatisch installiert wird, kann zum Blocker-Tool greifen, das Microsoft zum Download bereitstellt. Es verhindert ein Jahr lang die automatische Installation des SP1. Echte Gründe, die gegen die Installation des SP1 sprechen, sind bislang jedoch keine bekannt.

Andererseits ist eine sofortige Installation auch nicht zwingend erforderlich, denn wenn das Update in einer Windows-Installation nicht deaktiviert wurde, sind ohnehin alle von Microsoft ausgelieferten Patches für sicherheitskritische Lücken bereits installiert. Letztlich kann man also ruhig abwarten, bis das Windows-Update das SP1 anbietet und dann der Installation zustimmen.

Spätestens in zwei Jahren wird man dann um die Installation des SP1 ohnehin nicht mehr herumkommen, denn dann läuft der Support für Windows-7-Installationen ohne SP1 aus. Und das gilt auch für jene Patches, die Sicherheitslücken schließen, die von Microsoft als kritisch eingestuft werden.

www.ct.de/1106047 (axv)