Vorratsdaten: Sechs Monate im Leben des Malte Spitz

Der Grünenpolitiker hat Vorratsdaten, die ihm sein Mobilfunkbetreiber ausgehändigt hat, visualisieren und veröffentlichen lassen. Herausgekommen ist ein Profil, in dem unter anderem 78 Prozent der Bewegungen erfasst sind.

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Malte Spitz, Mitglied im Bundesvorstand der Grünen, hat die ihm vom Mobilfunkbetreiber T-Mobile ausgehändigten Vorratsdaten in einer interaktiven Karte mit Hilfe des Unternehmens Opendatacity visualisieren und auf Zeit online veröffentlichen lassen. Die Daten stehen außerdem in 35.831 Zeilen einer Google-Kalkulationstabelle bereit.

Spitz hatte T-Mobile im Sommer 2009 auf Herausgabe der Daten verklagt. Der Kritiker der – vor einem Jahr vom Bundesverfassungsgericht gekippten – Vorratsdatenspeicherung wollte zeigen, wie es mit der Datenvorhaltung in der täglichen Praxis aussieht. Dargestellt werden nun die mobile Vorratsdaten von Spitz aus den sechs Monaten von August 2009 bis Februar 2010: Standortdaten, Uhrzeiten, die Zahl der ein- und ausgehenden Anrufe und SMS sowie die Dauer der Verbindungen zum Internet. Die visualisierten Daten lassen sich auch als Film abspielen, so dass ein animiertes Bewegungsprofil sichtbar wird.

Die Vorratsdaten wurden von Zeit online mit öffentlich verfügbaren Daten "angereichert". Zu Spitz' Bewegungen werden also dessen Tweets und Blogeinträge angezeigt, die er in dieser Zeit geschrieben hat. So wird zum Beispiel ersichtlich, dass Spitz am 27. Februar 2010 in Düsseldorf war und dort an einer Diskussion zur Netzpolitik der Landtagsfraktion teilnahm.

Dargestellt wird aus Datenschutzgründen nicht, wen Spitz angerufen hat und wer ihn anrief. Diese Daten stünden aber Strafverfolgern zur Verfügung. Das Gerät von Spitz hat sich laut dem Bericht alle zehn Minuten bei einer Funkzelle gemeldet, um nach neuen E-Mails zu suchen. In dem Intervall habe das Gerät ein halbes Jahr lang Daten gesendet und abgerufen. Da es selten ausgeschaltet war, wurden die Bewegungen zu 78 Prozent erfasst. Für ein paar Tage im November 2010 sowie um die Jahreswende liegen keine Daten vor. (anw)