FAQ: Externe Festplatten ohne Netzteil

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Inhaltsverzeichnis

Meine externe 2,5"-Platte läuft an manchen Rechnern, ja sogar an verschiedenen USB-Ports ein und desselben Rechners in Verbindung mit dem mitgelieferten Y-Kabel nicht zuverlässig an. Ich suche eine externe Festplatte, die möglichst ohne Zusatznetzteil verlässlich an jedem PC läuft. Ich brauche mindestens 250 GByte Kapazität, weshalb ein USB-Stick für mich aus Kostengründen nicht infrage kommt.

Ein spezifikationskonformer USB-2.0-Port liefert bei 5 Volt Spannung höchstens 500 mA Strom. Ein Y-Kabel an zwei USB-Ports ist zwar eine gängige, aber technisch betrachtet nur eine Pfuschlösung (s. u.), die oft nur 100 mA mehr Strom beschafft als ein einfaches Anschlusskabel. In vielen Fällen reicht das zwar, aber leider eben nicht immer.

Y-Kabel funktionieren nicht immer problemlos.

Besonders viel Leistung nimmt die Platte beim Anlaufen auf. Damit das Y-Kabel schon dann möglichst viel Strom liefert, ist es wichtig, zuerst das Y am Rechner einzustecken und erst danach den USB-Stecker an der Festplatte. Auch ganz praktisch ist es, wenn man den Strom für die Platte über einen eigenen Einschalter am Gehäuse freigeben kann. Manchmal hilft auch ein kürzeres oder anderes (Y-)Kabel, welches dem Stromfluss geringeren Widerstand entgegensetzt.

Wenn es trotz Y-Kabel hakt, Sie aber die Festplatte in dem externen Gehäuse austauschen können, lässt sich das Problem vermutlich mit einer 2,5"-Festplatte von Western Digital in den Griff bekommen (siehe unten).

Falls alle Rechner, an denen die Platte betrieben werden soll, bereits USB-3.0-Ports besitzen oder solche zumindest leicht nachrüstbar sind (Adapterkarten kosten rund 20 Euro), dann verwenden Sie diese blauen Buchsen – sie liefern meistens auch USB-2.0-Geräten mehr Strom. Das Umtopfen der Platte in ein USB-3.0-Gehäuse (20 bis 30 Euro) bringt dann zudem höhere Datentransferraten.

Wenn Sie letztlich nur eine besonders zickige, aber bereits angeschaffte 2,5-Zoll-Platte sicher portabel betreiben wollen, gibt es keine zuverlässigere Lösung als ein externes Gehäuse mit Netzteilanschluss – die gibt es auch im 2,5-Zoll-Format, oft muss man das passende Netzteil aber separat kaufen. Eine handlichere Alternative sind 1,8-Zoll-Platten, die an USB-2.0-Ports dank ihrer geringen Leistungsaufnahme ohne Y-Kabel auskommen: Sie sind nicht viel größer als viele USB-Sticks, aber mit derzeit rund 80 Euro für 250 GByte deutlich billiger; manche arbeiten sogar ein wenig schneller.

Gibt es besonders sparsame 2,5-Zoll-Festplatten, welche die USB-Stromversorgung nicht überlasten?

Der Hersteller Western Digital fertigt eine Reihe von 2,5-Zoll-Notebook-Festplatten, bei denen sich mit einem (leider nicht mitgelieferten) Jumper der Betriebsmodus „Reduced Power Spinup“ (RPS) einstellen lässt (Anleitung siehe c’t-Link). Die Scheiben brauchen dann etwas länger zum Hochdrehen, der Motor zieht dabei aber weniger Strom.

Vorsicht: Die von Desktop-PC-Mainboards gewohnten Steckbrücken mit 2,54-Millimeter-Kontaktraster passen nicht, man braucht einen der winzigen 2-mm-Jumper. Bei der von uns ausprobierten WD Scorpio Blue mit 750 GByte (WD7500KEVT-00A28T0) sank der Spitzenwert des Anlaufstroms – gemessen am USB, also inklusive des USB-SATA-Bridge-Chips – von rund 850 auf weniger als 550 mA.

Wie viel Strom kann ein USB-Laufwerk per Y-Kabel denn nun genau aus zwei Ports ziehen?

Die USB-Spezifikation kennt Y-Kabel nicht, weshalb sich die Frage nicht klar beantworten lässt. Zwar funktioniert diese Pfuschlösung erstaunlich oft, aber leider nicht immer – und mit viel Pech drohen sogar Schäden am PC.

Das Y-Kabel stellt eine elektrische Verbindung zwischen den Stromversorgungskontakten von zwei USB Host Ports am PC her, was eigentlich nicht vorgesehen ist. Auf keinen Fall sollte man an einen der beiden USB-A-Stecker ein zusätzliches Netzteil anschließen – das mag in Einzelfällen funktionieren, es drohen aber Schäden, wenn Strom sozusagen „rückwärts“ in die USB-Buchse des PC gespeist wird.

Ein via Treiber am Betriebssystem angemeldetes USB-Gerät darf maximal 500 mA aus dem Bus entnehmen, ein nicht angemeldetes Gerät 100 mA. Die beiden Stecker des Y-Kabels können zusammen so gesehen höchstens 600 mA beschaffen – das eigentliche USB-Gerät ist ja nur an einem Port angemeldet, beim zweiten Stecker bleiben die Datenleitungen ungenutzt.

Wie sich bei einem individuellen PC allerdings der Stromfluss zwischen den beiden per Y-Kabel verbundenen USB-Buchsen verteilt, lässt sich nicht vorhersagen – das hängt vom Mainboard, vom Kabel und vom Zustand der Buchsen (Übergangswiderstand) ab. Unseren Messungen nach kann es passieren, dass das Gerät mehr als 500 mA aus einem der beiden Ports zieht. Viele Boards liefern klaglos deutlich mehr Strom – daran würde Ihr Laufwerk vielleicht sogar ohne Y-Kabel funktionieren. Andere wiederum halten sich an die Vorgaben der USB-Spezifikation, dann klappts aber trotz Y-Kabel nicht.

Wie viel Strom liefern USB-3.0-Buchsen?

Die USB-3.0-Spezifikation schreibt vor, dass Geräte bis zu 900 mA aus dem Bus ziehen dürfen; das sollte für 2,5-Zoll-Festplatten völlig ausreichen. In der Praxis schaffen es allerdings etwa manche ExpressCards für Notebooks nicht, die 900 mA tatsächlich anzuliefern. Daher legen die Hersteller nach wie vor Y-Kabel bei, die zusätzlich noch einen USB-2.0-Port anzapfen. Sie sollen aber auch Kompatibilität mit USB-2.0-Ports herstellen – denn USB-3.0-Geräte funktionieren zwar auch an USB-2.0-Ports (mit Highspeed- statt Superspeed-Geschwindigkeit), aber deutlich weniger Strom brauchen sie deshalb nicht.

www.ct.de/1107156 (ciw)