Reporter ohne Grenzen würdigen tunesisches Blog

Das Weblog "Nawaat" war nach Meinung der Organisation maßgeblich an der Berichterstattung über die politischen und sozialen Unruhen in Tunesien seit dem 17. Dezember beteiligt.

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Das tunesische Weblog "Nawaat" bekommt den diesjährigen "Netizen-Preis" der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG), die sich für Pressefreiheit einsetzt. Anlässlich des von ihr ausgerufenen dritten Welttags gegen Internetzensur am Samstag wird einem Gründer des Blogs, Riadh Guerfali (Bloggername: Astrubal), der Preis am Freitagabend in Paris überreicht. ROG will zudem einen neuen Bericht zu den "Feinden des Internets" veröffentlichen.

ROG würdigt laut Mitteilung die Verdienste des Blogs bei der Förderung von Meinungsfreiheit im Internet. "Nawaat" habe während der Herrschaft unter Präsident Ben Ali zu den wenigen kritischen Online-Plattformen in dem nordafrikanischen Land gehört. Das Weblog sei maßgeblich an der Berichterstattung über die Ereignisse in Tunesien seit dem 17. Dezember beteiligt gewesen.

Vor dem Hintergrund der Ereignisse in der arabischen Welt komme der diesjährigen Preisverleihung eine besondere Bedeutung zu, sagte ROG-Präsident Dominique Gerbaud. "Wie wir heute im Nahen Osten und Nordafrika sehen, bedeuten mehr Informationen mehr Auswahlmöglichkeiten, mehr Freiheit und letztendlich mehr Macht für das Individuum", erklärte Gerbaud.

"Nawaat" wurde von den Bloggern Astrubal und Sami Ben Gharbia 2004 gegründet. Das Weblog berichtete beispielsweise über die Unruhen in der Stadt Sidi Bouzid. Dort begannen im Dezember 2010 die tunesischen Massenproteste, über die in den ersten Wochen in den klassischen Medien nicht berichtet worden sei, erläutert ROG. Auf dem Portal werden derzeit außerdem unter der Überschrift "TuniLeaks" Enthüllungsdokumente von "WikiLeaks" über Tunesien öffentlich zugängig gemacht.

Für den "Netizen-Preis" waren fünf weitere Cyberaktivisten und Online-Journalisten nominiert, darunter die belarussische Journalistin und Herausgeberin der unabhängigen Nachrichtenseite "Charter 97", Natalia Radsin, sowie der vietnamesisch-französische Blogger Pham Minh Hoang, der in seinem Blog unter anderem über den umstrittenen Abbau von Bauxit im zentralen vietnamesischen Hochland durch chinesische Firmen berichtete und seit August 2010 in Haft ist. (anw)