tele.ring geht mit Rekordergebnis in die Ehe mit T-Mobile

T-Mobile wird sich freuen: Am Vorabend der Übernahme durch die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom legte der österreichische Mobilfunkbetreiber tele.ring noch einmal Bilanzen mit guten Ergebnissen vor.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 14 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Am Vorabend der Übernahme durch T-Mobile hat der scheidende tele-ring-Chef Michael Krammer noch einmal ein Rekordergebnis präsentiert. Im Jahr 2005 konnten Kundenzahl, Umsatz und EBITDA (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) ein weiters Mal gesteigert werden. Ende 2005 hatte tele.ring 1,029 Millionen Mobilfunkkunden – um rund 125.000 mehr als ein Jahr zuvor.
Der Umsatz kletterte um 7,2 Prozent auf 513,7 Millionen Euro. Das EBITDA vor Einmaleffekten stieg um 32,9 Prozent auf 161 Millionen Euro. Daraus ergibt sich eine EBITDA-Marge von 31,3 Prozent, was nur von Marktführer Mobilkom Austria (35,6 Prozent) übertroffen wird. Der Reingewinn nach HGB-Berechnung wurde von 2 Millionen Euro 2004 auf 58 Millionen Euro 2005 vervielfacht. Nach US-GAAP-Berechnung waren 2004 bereits 87 Millionen Euro verdient worden, die Vergleichszahl für 2005 wurde vom bisherigen Eigentümer Alltel nicht mehr veröffentlicht.
Der Einmaleffekt ist eine Rückstellung für die Unternehmenswertsteigerungsprämie, die tele.ring an die eigenen Mitarbeiter auszahlt. Die individuelle Höhe ist vom Gehalt und der Dauer der Betriebszugehörigkeit abhängig. Insgesamt dürften 20 Millionen Euro ausgeschüttert werden. In der Tat ist die Wertsteigerung beachtlich. Western Wireless International (WWI) hatte tele.ring 2001 schuldenfrei für symbolische zehn Euro übernommen und später noch einen Euro für die UMTS-Lizenz nachgereicht. "Vodafone hat sicherlich den bestmöglichen Verkaufspreis erzielt", meint der damalige tele.ring-Geschäftsführer und nunmehrige Technikchef bei Vodafone Deutschland, Hartmut Kremling, heute. "Der Erfolg von tele.ring ist ein Erfolg von Michael Krammer." T-Mobile überwies dem neuen WWI-Eigentümer Alltel am Freitag 1,3 Milliarden Euro.
Das von WWI eingesetzte Team unter der Führung Hubertus J. Hofkirchners und später Michael Krammers setzte für tele.ring eine neue Strategie als Kosten- und Preisführer um. Anstatt wie zuvor Technologieführerschaft anzustreben und als Erster mit österreichweitem GPRS (samt echter Flatrate für umgerechnet 43,53 Euro), Location Based Services und einem Unified-Messaging-System (UMS) zu beeindrucken, wurden höchst unrentable Dienste wie eben UMS gestoppt. Auch Arbeitsplätze wurden abgebaut, die Wartung des Mobilfunknetzes an Alcatel ausgelagert.
Mit Minutentarifen von 1 Cent netzintern und später 1 Cent ins Festnetz wurde der österreichische Telekommunikationsmarkt umgekrempelt. Der Umsatz stieg gerade wegen der Preissenkungen enorm, der ARPU (Nettoumsatz pro Kunde und Monat) liegt heute bei rund 44 Euro: Mehr als die Hälfte der tele.ring-Kunden hat heute keinen Festnetzanschluss mehr im Haushalt. Die Konkurrenz unterschätzte tele.ring und prophezeite deren baldigen Bankrott. Schließlich mussten die anderen Mobilfunker aber doch mit Preissenkungen reagieren. Heute werden 60 Prozent aller österreichischen Gesprächsminuten über Mobilfunk abgewickelt, nur 40 Prozent über Festnetze. In Deutschland liegt das Verhältnis bei bescheidenen 20:80.
Kundenzuwachs durch Preissenkungen ist für sich genommen kein besonderer Erfolg. Erstaunlich ist vielmehr die gleichzeitige Verbesserung der Finanzergebnisse (siehe Tabelle). Nach jahrelangen Verlusten wurde im ersten Halbjahr 2004 erstmals ein Reingewinn erwirtschaftet, nachdem 2003 das EBITDA positiv geworden war. Als einziger viertgrößter Mobilfunk-Netzbetreiber in einem europäischen Markt hat tele.ring die zweithöchste Profitabilität (EBITDA-Marge). "Es wäre finanziell gesehen immer leichter geworden, den Preiskampf fortzuführen", sagte Krammer zum Abschied, "(Ohne Verkauf) würden wir jetzt schon ein HSDPA-Netz betreiben und den Datenpreiskampf starten."
Krammer übernimmt bereits am Dienstag das Ruder beim deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber E-Plus. Auch Finanzchef Christian Fuchs und Technikchef Elmar Grasser wenden sich neuen Jobs zu. Aus der tele-ring-Geschäftsführung wechselt einzig Marketing-Chef Peter Nebenführ in die Geschäftsleitung von T-Mobile Austria. Er wird für Marketing und Vertrieb der fortbestehenden Marke tele.ring verantwortlich sein.
Zur Entwicklung von tele.ring siehe auch die Meldungen im Newsticker.
Jahr Kunden
Mobilfunk
Kunden
Festnetz
Umsatz
(Mio. Euro)
EBITDA
(Mio. Euro)
2001 272.499 172.595 159,2 -134,1
2002 342.004 173.271 203,7 -23,9
2003 634.242 156.483 325,2 28,2
2004 904.270 127.534 479,4 121,2
2005 1.029.000 98.500 513,7 161
(Daniel AJ Sokolov) /