Berlin will Motor für Elektromobilität werden

Berlin will Motor für Elektromobilität werden

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Von
  • Gernot Goppelt

Bei E-Autos zeigen Länder wie China Deutschland die Rücklichter. Nun soll Berlin die Bundesrepublik auf die Überholspur bringen. Dieser rot-rote Plan ist der CDU eine Medaille wert: die Goldene Schnecke.

Berlins Flughafenstandorte sollen der Elektromobilität in Deutschland einen Schub geben. Mit Entwicklung und Produktion in Tegel und einem Testgelände in Tempelhof will der Senat Berlin zu einem internationalen Schaufenster für das Fahren mit Sprit aus der Steckdose machen. So steht es im "Aktionsprogramm Elektromobilität 2020", das der Senat am Dienstag beschlossen hat. Unser Ziel ist es, im Jahr 2020 in Berlin 100 000 Elektroautos auf die Straße zu bringen, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Darunter fallen auch Brennstoffzellenautos, die mit Wasserstoff betankt werden. Mit dem Programm geht Berlin ins Rennen um Fördermittel des Bundes, der mit Industrie und Wissenschaft die Nationale Plattform Elektromobilität ins Leben gerufen hat. Das Ziel: bundesweit eine Million Elektroautos bis 2020. Die Hauptstadt ist schon eine von acht Modellregionen in Deutschland. Nun geht es darum, die Förderung zu verstetigen.

Von der Freiheit, jederzeit ins persönliche Auto steigen zu können, müssten sich viele Berliner demnach verabschieden. "Es gibt viele, die nur ein paar Stunden am Tag oder nur ein paar Mal pro Woche ihr Auto brauchen", sagte Wowereit. Sie sollen künftig einen Wagen mit anderen teilen – Stichwort "Car-Sharing". Vieles in den Konzept ist noch vage beschrieben. Denkbar ist aber aus Sicht von Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke), dass Fahrer von Elektroautos in Teilen Berlins Vorrechte bekommen, reservierte Parkplätze an Ladestationen etwa, oder freie Fahrt auf der Busspur. Wowereit kündigte an, der Senatsfuhrpark werde bei der Umstellung auf Elektro mit gutem Beispiel vorangehen. Derzeit hat aber nur der Dienstwagen von Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) einen elektrischen Antrieb – neben einem Verbrennungsmotor, es ist ein Hybridantrieb. Atomenergie soll den Verkehr in Berlin langfristig nicht antreiben, sagte Wowereit. "Wir wollen weg von der atomstrombetriebenen Mobilität." Dass die Berliner Verkehrsbetriebe auf Öko-Strom umstellen, ist aber nicht in Sicht. Wowereit sprach von einem Prozess, nicht alles sei sofort möglich. Senator Wolf nannte das dagegen ein wünschenswertes Ziel und fügte hinzu: "Es dürfte kein unüberwindbares Hindernis geben."

Die oppositionelle CDU spottete über das Senatskonzept. "So verspielt man Chancen", sagte Fraktionschef Frank Henkel. Die CDU hatte vor einem Jahr ein ähnliches Papier vorgelegt und verlieh Wowereit nun symbolisch die "Goldene Schnecke". Henkel warf dem Senat vor, das Konzept kopiert zu haben. Dieser wies das zurück. Berlin will auch weiter Windräder aufstellen, allerdings vor allem auf den großteils in Brandenburg gelegenen Stadtgütern, wie Umweltstaatssekretär Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) auf Anfrage der Grünen im Landesparlament mitteilte. Die Fraktion warf dem Senat vor, die Windkraftplanung zu verschlafen, weil er keine neuen Standorte für Windräder in der Stadt ausgewiesen hat. Seit drei Jahren gibt es in Berlin ein Windrad, in Pankow. (dpa) (ggo)