Weniger Beschwerden über Kinderpornographie im Netz

Die Internet-Beschwerdestelle der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) hat im vergangenen Jahr zwar insgesamt mehr Eingaben erhalten, die Hinweise auf Bilder von sexuellem Kindesmissbrauchs sanken aber.

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Die Internet-Beschwerdestelle der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) hat 2010 insgesamt wieder mehr Eingaben erhalten. Dies geht aus dem aktuellen Jahresbericht (PDF-Datei) hervor, den die Vereinigung am heutigen Donnerstag veröffentlicht hat. Insgesamt erreichten den Verbund demnach im vergangenen Jahr 2389 Meldungen, während es im Vorjahr 2180 waren. Deutlich zurück ging dabei der Anteil der Hinweise auf Kinderpornographie – er sank von 39 auf 29 Prozent, was auf verstärkte Bemühungen der Internetwirtschaft und des Bundeskriminalamts (BKA) zum Löschen von Bildern sexuellen Kindesmissbrauchs zurückzuführen sein könnte. Leicht gesunken ist im Vergleich zu 2009 auch der Bereich der Meldungen von Pornographie von 12 auf acht Prozent.

Gleichgeblieben bei fünf Prozent ist das Ausmaß der Beschwerden über rechtsradikale Inhalte. Unverändert ist auch der Anteil zivilrechtlicher Eingaben mit vier Prozent. Deutlich zugelegt um 12 Prozent haben Meldungen jugendgefährdender Angebote, die jetzt 33 Prozent ausmachen. Dem Report nach liegt das an einem Sturm der Entrüstung in der Bevölkerung über eine Seite zu Tierquälereien. Bei zehn Prozent der Hinweise konnte die FSM nach eigenen Angaben selbst Abhilfe schaffen, 16 Prozent erklärte sie für unbegründet. Bei 30 Prozent erfolgte eine Weiterleitung der Beschwerden an das BKA beziehungsweise den internationalen Hotline-Dachverband INHOPE. Für 28 Prozent der Eingaben fühlte sich die Selbstkontrolleinrichtung nicht zuständig.

Nur etwa 17 Prozent aller Hinweise richteten sich der Statistik zufolge gegen Angebote aus Deutschland, während es im Vorjahr noch 35 Prozent waren. Eine Erklärung dieses Absinkens um etwa die Hälfte der Beschwerden gegen deutsche Seiten sieht der Jahresbericht darin, "dass die Betreiber bewusster und informierter ihre Inhalte verwalten und bestrebt sind, den gesetzlichen Anforderungen zum Jugendmedienschutz gerecht zu werden". Rund 40 Prozent der gemeldeten Inhalte bezogen sich auf Webseiten, die in den USA betrieben werden. Weitere fünf Prozent der Angebote haben ihren Ursprung in den Niederlanden.

Für die FSM-Vorstandsvorsitzende Gabriele Schmeichel weisen die Zahlen das Instrument der Selbstregulierung im Jugendschutz weiterhin als "Erfolgsmodell" aus. Mit dem Scheitern der geplanten Novellierung des Jugendmedienschutz­Staatsvertrages (JMStV) im Landtag von Nordrhein­Westfalen sei zwar die Chance für eine "wichtige Optimierung" des Systems und eine "Modernisierung der Regulierungsinstrumente" vertan worden. Die FSM habe aber inzwischen ein Altersklassifizierungssystem entwickelt, das Anbieter dabei unterstütze, ihre Online­Inhalte einzuschätzen und eine passende Freigabe zu generieren. Damit könne die technische Kennzeichnung von Webinhalten vorgenommen werden, die durch nutzerautonome Jugendschutzprogramme auslesbar sei. Die Entwicklung von Standards für Jugendschutzprogramme sei so einen entscheidenden Schritt weitergekommen.

Die FSM hat Schmeichel zufolge 2010 auch eine umfangreiche Marktanalyse von Schutzfiltern durchgeführt, um den Stand der Technik für anerkennungsfähige Jugendschutzprogramme auszuloten. Die Chefin der Einrichtung hofft, die dabei gewonnenen Erkenntnisse zusammen mit der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) der Länder "als Basis nutzen zu können, um das gemeinsame politische Ziel – die Anerkennung von Jugendschutzprogrammen – zu ermöglichen". FSM-Geschäftsführerin Sabine Frank ergänzte, dass man in die weitere Diskussion auch die kritischen Stimmen aus dem Prozess der JMStV-Novellierung aufnehmen und deren Anregungen in die Weiterentwicklung des Altersklassifizierungsinstruments einbeziehen werde.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder warnte in einem Grußwort, dass "zu den Risiken in den Weiten des Internets nicht nur Bilder, Filme und Spiele zählen, die Kinder zutiefst verstören und in ihrer Entwicklung beeinträchtigen". Auch scheinbar harmlose Chatrooms und soziale Netzwerke könnten Gefahren bergen. Der Nachwuchs ginge oft viel zu leichtsinnig mit persönlichen Daten und Fotos um und lasse sich auf Kontakte mit Unbekannten ein, bemängelte die CDU-Politikerin. Erfolgreiche Medienerziehung müsse deshalb langfristig auf Kompetenz statt Kontrolle setzen im Vertrauen darauf, "dass niemand Kinder und Jugendliche wirksamer vor den Gefahren der virtuellen Welt schützen kann als sie sich selbst". (jk)