Google greift im Notebook-Markt an

Unternehmen können Netbooks mit Googles Cloud-Betriebssystem für 28 US-Dollar im Monat mieten, Privatkunden kaufen sie für 350 US-Dollar aufwärts. Der Suchmaschinenbetreiber nimmt damit ein weiteres Geschäftsfeld von Microsoft ins Visier.

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Google macht mit Chrome OS ernst: Das Unternehmen will Netbooks mit dem Cloud-Betriebssystem im Abonnement vertreiben. Unternehmen und Behörden sollen die "Chromebooks" zu Preisen ab 28 US-Dollar pro Monat und Gerät nutzen können, Schulen zahlen ab 20 US-Dollar – 480 US-Dollar bei einer Laufzeit von zwei Jahren. Für Privatkunden bleibt es beim klassischen Vertrieb, sie sollen die Notebooks im Handel kaufen können. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch auf der Entwicklerkonferenz Google I/O in San Francisco mit.

Google will bei seinen Notebook-Abos nicht nur eine Garantie mitliefern, sondern auch für den "nahtlosen Austausch" gegen ein neues Modell sorgen, sobald das alte Gerät ein bestimmtes Alter erreicht hat. Hinzu kommt Support durch Google sowie eine Steuerzentrale im Web, mit der Administratoren die Chromebook-Flotte ihres Unternehmens verwalten können.

Chromebooks ab 350 Dollar

Die ersten beiden Chrome-OS-Netbooks kommen wie erwartet von Acer und Samsung. Das Samsung-Gerät hat ein 12,1-Zoll-Display und soll acht Stunden mit einer Akkuladung durchhalten. Es kostet in der WLAN-Variante 430 US-Dollar, für die UMTS-Version werden 500 US-Dollar fällig.

Google I/O: Chrome OS und Chromebooks (10 Bilder)

Google I/O: Chromebooks und Chrome OS

Acers Chromebook mit 11,6-Zoll-Display kostet in den USA 350 US-Dollar.

Das Acer-Netbook ist mit 11,6 Zoll Diagonale etwas kleiner und soll mit WLAN ab 350 US-Dollar kosten. Beide Geräte sollen Google zufolge ab dem 15. Juni in Deutschland und in sechs weiteren Ländern erhältlich sein, zu Preisen für den deutschen Markt machte Google keine Angaben.

Noch nicht marktreif ist die "Chromebox", Googles Konzept für einen Desktop-Rechner im Mac-mini-Format, der auf Anwender in Unternehmen zielt. Google bekräftigte erneut, dass Chrome OS nicht nur für Notebooks gedacht ist – zum Thema Tablets äußerte sich das Unternehmen allerdings nicht.

Fortschritte bei Chrome OS

Das Betriebssystem selbst hat Google in den vergangenen Monaten um wichtige Funktionen erweitert. Hinzugekommen ist zum Beispiel ein Dateimanager, mit dem man auf den internen Flash-Speicher sowie USB-Sticks zugreifen kann. Ein Medienplayer spielt nun auch lokal gespeicherte Musik und Videos ab.

Außerdem können Nutzer ihre Dateien mit wenigen Klicks zu den passenden Cloud-Diensten hochladen. Markiert man etwa Bilder, bietet Chrome OS den Upload zu Picasa an – vorausgesetzt man hat die Picasa-Web-App installiert. Box.net und Google Text & Tabellen unterstützen die einfache Upload-Funktion ebenfalls, weitere Web-Apps sollen folgen.

Fortschritte meldete Google auch für den Chrome Web Store: Es gibt eine neue Bezahlfunktion. Entwickler erhalten 95 Prozent aller Umsätze – ein starkes Argument im Vergleich zu den 70 Prozent, die bei Mobilplattformen üblich sind. Außerdem soll das Spiel Angry Birds demnächst als Web-App bereitstehen.

Google bekräftigte erneut, dass die wichtigsten Web-Apps mit Chrome OS auch offline funktionieren sollen. Google Mail, Kalender sowie Text & Tabellen sollen das von Sommer an können.

Der Internetkonzern gibt sich also alle Mühe, die gemischten Reaktionen auf die im Dezember 2010 vorgestellte Version von Chrome OS zu kontern. Google hatte damals den Prototypen CR-48 an interessierte Entwickler verteilt, um Erfahrungswerte zu sammeln.

Radikales Cloud-Konzept

Im c't-Test zeigte sich damals, dass Nutzer mit Chrome OS viel Zeit sparen können: Das CR-48 bootet in zwölf Sekunden, und in weniger als einer Minute hat man es durch Eingabe seiner Google-Zugangsdaten und des WLAN-Passwortes komplett eingerichtet. Virenscans und manuelle Backups sind nicht nötig, Updates werden automatisch im Hintergrund eingespielt.

Das radikale Cloud-Konzept von Chrome OS hat aber auch eine Kehrseite. Die Google-Laptops haben nur einen kleinen SSD-Speicher für das Betriebssystem, die Daten des Nutzers liegen in der Wolke. Wer zum Beispiel seine Bildersammlung bearbeiten will, muss online gehen.

Für Privatnutzer scheinen die Chromebooks daher bislang höchstens als Zweitgerät geeignet. Doch in Unternehmen herrschen andere Anforderungen. Für Außendienstler oder Call-Center-Mitarbeiter, die hauptsächlich im Browser arbeiten, könnte Chrome OS als Windows-Alternative taugen. (cwo)