Weißes Haus startet "Smart Grid"-Initiative

US-Präsident Barack Obama hat ein Programm zum Aufbau intelligenter Stromnetze ins Leben gerufen. "Amerika kann keine Wirtschaft des 21. Jahrhunderts mit einem Elektrizitätssystem aus dem 20. Jahrhundert bauen", betonte US-Energieminister Steven Chu.

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US-Präsident Barack Obama hat ein Programm zum Aufbau neuer intelligenter Stromnetze ins Leben gerufen. Mit der "Smart Grid"-Initiative will das Weiße Haus laut einer Mitteilung (PDF-Datei) die Voraussetzungen schaffen, um erneuerbare Energien einfacher integrieren und Anwendungen wie digitale Stromzähler zur übersichtlicheren Verbrauchsmessung ermöglichen zu können. Der Vorstoß soll weiter dabei helfen, die Stromversorgung für die wachsende Anzahl elektronischer Autos auf den Straßen der USA sicherzustellen, die Behebung von Ausfällen zu verbessern und den Bedarf an neuen Kraftwerken zu reduzieren.

"Amerika kann keine Wirtschaft des 21. Jahrhunderts mit einem Elektrizitätssystem aus dem 20. Jahrhundert bauen", betonte US-Energieminister Steven Chu zum Start des Vorhaben. Man wolle nun in Zusammenarbeit mit den Bundesstaaten und der Industrie ein sauberes und intelligentes Netz errichten, das als Nebeneffekt auch Arbeitsplätze schaffen werde. Die Stromversorgung läuft in den USA derzeit hauptsächlich über Anlagen aus den 1950er Jahren. Die Obama-Regierung hat 2009 zwar bereits 4,5 Milliarden US-Dollar zur Modernisierung des Elektrizitätssystems zur Verfügung gestellt – geknüpft an Zusagen für ergänzende privatwirtschaftliche Investitionen in Höhe von mindestens 5,5 Milliarden US-Dollar. Dabei ging es aber vor allem um grundlegende Ausbesserungsarbeiten. Den Ansatz, die Netze mithilfe der Informationstechnologie intelligenter zu machen, möchte das Weiße Haus nun verstärken.

Neben intelligenten Stromzählern sollen mit der Initiative auch weitere Werkzeuge und Dienste in die Haushalte einkehren, die es den Bewohnern erleichtern, ihren Verbrauch genau zu messen und zu steuern. Die US-Regierung denkt hier etwa an Thermostate, die über ein Smartphone kontrolliert werden können, oder an Webseiten, die das aktuelle Nutzungsverhalten anzeigen. Ferner soll es leichter werden, verteilte Quellen zur Energieerzeugung (etwa Solarpanels auf Dächern) oder zum Speichern von Strom in das Netz einzubeziehen. Das Weiße Haus erwähnt in diesem Zusammenhang die vom privaten Sektor gestartete Initiative "Grid 21", die ein effizienteres Energiemanagement erlaube, ohne dabei den Verbraucher- und Datenschutz zu untergraben. Das Energieministerium werde zusätzlich einen Fokus legen auf Projekte wie einen Atlas, in den Nutzer konkrete Aktionen rund um intelligente Stromnetze selbst eintragen können.

Viel Geld ist mit dem Vorhaben nicht verknüpft. Im Rahmen eines Förderprogramms zum Ausbau des ländlichen Raums will die US-Regierung 250 Millionen US-Dollar als Darlehen für die Einführung von "Smart Grids" zur Verfügung stellen. Ansonsten setzt Washington hauptsächlich auf Partnerschaften mit privaten Interessensgruppen und Konzernen wie IBM, Google oder Microsoft, die bereits eigene Programme zur IT-Aufrüstung der Energieversorgung angekündigt oder aufgelegt haben. Koordiniert werden sollen entsprechende Aktivitäten über ein neues Webportal.

Geplant ist zudem die Einrichtung von "Renewable Energy Rapid Response Teams", die Aktivitäten im Bereich erneuerbare Energien prüfen und ihre Verbreitung koordinieren sollen. Auch die Unterstützung von Smart-Grid-Forschungsprojekten ist vorgesehen. Nicht zuletzt hat das National Science and Technology Council (NSTC) des Weißen Hauses einen knapp hundertseitigen Begleitbericht herausgegeben, der etwa die Erarbeitung von Standards zur Interoperabilität und zur Absicherung der neuen Netze vor Cyberangriffen sowie zum Schutz der Privatsphäre der Bürger anregt. (jk)