Microsoft plädiert für "Open Surface"

Offenheit sei künftig dank Cloud Computing nur noch an der "Oberfläche" wichtig, erklärte Microsofts Verantwortlicher für das Zusammenspiel mit Open-Source-Gemeinschaften. Schnittstellen und Protokolle müssten offenliegen, nicht die Software selbst.

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Microsoft hat eine neue Herangehensweise an die Welt freier Software gefunden. Offenheit sei künftig – dank dem Cloud Computing – für die Kunden nur noch an der Oberfläche entscheidend, erklärte Gianugo Rabellino. Der Manager ist bei Microsoft für das Zusammenspiel mit Open-Source-Gemeinschaften zuständig, auf der diesjährigen Oscon in Portland. Auf der diesjährigen Oscon in Portland, einem dem Stelldichein von Open-Source-Entwicklern, prägte der Italiener laut einem US-Medienbericht in seinem Leitvortrag den Begriff "Open Surface". Ausschlaggebend ist es demnach, dass Schnittstellen, Protokolle und Standards für die Datenverarbeitung in den Wolken offen sind. Ob die darunterliegende Plattform auf freier oder auf proprietärer Software oder einem gemischten System basiere, interessiere Käufer dagegen nicht.

Das Pendant zum Quellcode in der Cloud sieht Rabellino in den Geschäfts- und Nutzungsbedingungen sowie in Zusagen an die Dienstqualität. Diese müssten vernünftig ausgestaltet und transparent sein. Unter der Haube müsse dagegen nicht unbedingt ein offener Kern liegen. Hier könnten die beiden Modelle der Softwarelizenzierung auch gut miteinander kooperieren. Als Beispiel führte der Microsoft-Manager an, dass PHP und Red Hat Enterprise Linux 6 "recht gut" auf Azure, dem Cloud-System der Redmonder, liefen. Man arbeite auch mit WordPress, Drupal, Zoomla, Eclipse und anderen Open-Source-Projekten zusammen, um die Interoperabilität mit der eigenen Plattform zu gewährleisten. In den Wolken vermischten sich die unterschiedlichsten Technologien. Auf dem Firmengelände in Redmond selbst würde in über der Hälfte der 60 Gebäude mit Open-Source-Software gearbeitet. Microsoft, einer der Hauptsponsoren der Oscon-Konferenz, habe sich gewandelt und sei offener geworden.

Diese Behauptung möge einer oberflächlichen Betrachtung standhalten, erwidern Skeptiker. Bei der Verbreitung des neuen Schlagworts handle es sich aber nach den Ansätzen mit "Shared Source" um einen weiteren Versuch, Nutzer hinsichtlich des Wesens freier Software und der damit verknüpften Kontrollmöglichkeiten der Nutzer über ihre Programme und ihre Rechner zu verwirren. Andere Kritiker verweisen auf den im Vorjahr geäußerten Wunsch des Microsoft-Chefs Steve Ballmer, dass künftig alle Innovationen im Open-Source-Bereich auf der Basis von Windows stattfinden sollten. Im Kern geändert hätten die Redmonder ihre Strategie des "Umarmens und Auslöschens" nicht. Microsoft und Linux verbindet seit 20 Jahren eine sehr wechselhafte Geschichte, die von Anfeindungen wie "Krebsgeschwür" über Patentdrohungen bis hin zur Betonung eines stärkeren Zusammenspiels in jüngster Zeit reiche. (jk)