HP-Aktie im freien Fall

Die Börse senkt den Daumen über HP: Am Freitag stürzte die Aktie ins Bodenlose. Dabei wollte der ehemalige SAP-Chef Léo Apotheker mit seinen Plänen zum Verkauf des PC-Geschäfts gerade für bessere Renditen und einen höheren Aktienkurs sorgen.

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Von
  • dpa

Der deutsche Hewlett-Packard-Chef Léo Apotheker hat mit seinen Umbauplänen für den weltgrößten PC-Hersteller einen dramatischen Kurssturz ausgelöst. Im frühen New Yorker Handel radierten die Anleger binnen einer Viertelstunde mehr als ein Fünftel des Firmenwerts aus. Apotheker will sich vom PC-Geschäft trennen und steckt stattdessen Milliarden in den Kauf des britischen Software-Spezialisten Autonomy für mehr als zehn Milliarden Dollar.. Zugleich kapituliert Hewlett-Packard im Wettbewerb bei Smartphones und Tablet-Computern: Geräte mit dem eigenen mobilen Betriebssystem webOS werden nicht mehr produziert.

Die Aktie stürzte sofort nach Marktöffnung ins Bodenlose. In der ersten halben Stunde verlor sie 22,20 Prozent auf 22,96 Dollar, bis sich der Fall abbremste. Ein Grund für die Kurseinbruch war, dass HP mit den Umbau-Ankündigungen auch abermals die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr kappen musste. Dabei wollte Apotheker mit seinen Plänen zur Gewinnmaximierung gerade die unzufriedenen Anleger beglücken. Sie forderten schon lange, dass HP die margenschwache PC-Produktion auf den Prüfstand stellt.

Für das PC-Geschäft werden nun alle Optionen inklusive einer völligen oder teilweisen Abspaltung oder eines Verkaufs geprüft, wie Hewlett-Packard am Donnerstag mitteilte. Es geht dabei um den größten Geschäftsbereich von HP. Im vergangenen Quartal fuhr die Sparte mit 9,6 Milliarden Dollar fast ein Drittel der Konzernumsätze ein. Allerdings ist das Geschäft deutlich ertragsschwächer als andere Bereiche. HP will sich 12 bis 18 Monate Zeit lassen für die Prüfung aller Optionen. "Es kann in verschiedene Richtungen gehen", sagte Deutschland-Geschäftsführer Volker Smid der dpa.

Abgesehen davon, dass die PC-Produktion an sich eine schlechtere Rendite abwirft als Software oder Dienstleistungen, hat HP zudem Probleme im Geschäft mit Privatkunden. Das HP-TouchPad konnte sich nicht im Tablet-Markt etablieren – und wird jetzt nach weniger als zwei Monaten auf dem Markt auch keine weitere Chance mehr bekommen. Mit Kunden, die sich bereits webOS-Geräte gekauft haben, will HP nun das Gespräch suchen, sagte Smid. "Zur Klärung aller Fragen, die sich mit Blick auf die Einstellung der mobilen Geräte ergeben, werden wir in den nächsten Tagen und Wochen mit allen Beteiligten sprechen, mit Vertriebspartnern und Kunden." Käufer der Geräte äußerten sich ebenso enttäuscht wie Programmierer für die Plattform.

Apotheker hatte im vergangenen November das Ruder vom geschassten Vorgänger Hurd übernommen. Jetzt wird deutlich, dass der ehemalige SAP-Manager eine ganz andere Vision für HP als sein Vorgänger hat. Hurd hatte HP mit Kosteneinsparungen zu Milliardengewinnen getrieben und den Konzern durch Zukäufe zur weltweiten Nummer eins der Branche gemacht. Dafür wurde er in der Branche als Star gefeiert. Vor einem Jahr musste er das Unternehmen jedoch nach einer undurchsichtigen Affäre mit einer externen Mitarbeiterin verlassen und hat jetzt eine Führungsrolle beim Konkurrenten Oracle. (vbr)